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Daron Rahlves: "Der Ski-Lifestyle ist mein Leben!"

Daron Rahlves:

Daron Rahlves hat in seiner Karriere fast alles gewonnen. Die Abfahrts-Klassiker in Kitzbühel und Wengen.

WM-Gold im Super-G 2001 in St. Anton. In seiner zweiten Karriere als Ski-Crosser stand der US-Amerikaner bei den X-Games ganz oben.

Und im Vorjahr sicherte er sich dann auch noch den Sieg bei der "Red Bull Hüttenrallye".

Die wird der 38-Jährige auch in dieser Saison wieder fahren, nämlich am neuen Termin 27. und 28. Jänner 2012, als einzigen Wettkampf neben seiner Banzai Tour.

Ansonsten konzentriert sich der Familienvater auf Film-Projekte im Tiefschnee und auf extreme Powder-Abfahrten.

Im großen LAOLA1-Interview spricht Daron Rahlves aber nicht nur darüber!

 

LAOLA1: Daron, du kommst im Jänner als Titelverteidiger zur „Red Bull Hüttenrallye“ nach St. Anton. Welche Erinnerungen hast du neben deinem Sieg noch an die Premiere 2010?

Daron Rahlves: Die Kursbauer haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Das Format war einzigartig und hat sich auch gleich bewährt. Und es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich von einem Dach gesprungen und zu meinen Skiern gelaufen bin, um dann gegen sieben andere Jungs zu fahren. Es war unglaublich und auch für die Zuschauer ein großer Spaß!

LAOLA1: Dass der Spaßfaktor bei der „Hüttenrallye“ hoch ist, dürfte sich herumgesprochen haben, wenn man sich die Zahl der Anmeldungen für 2011 anschaut. Was dürfen sich deine Konkurrenten von dir erwarten?

Rahlves: Ich werde wieder alles geben, pushen und versuchen, meinen Gegnern das Leben so schwer wie möglich zu machen. Einfach so konkurrenzfähig wie möglich sein, dann bin ich hoffentlich wieder ganz vorne dabei.

LAOLA1: Alpin-Ski, Ski-Cross oder Freeski, was muss man mitbringen, um ganz vorne dabei zu sein?

Rahlves (lacht): Am besten Alles. Man muss ein starker Skifahrer sein und wissen, wie man Speed macht. Außerdem darf es dir nichts ausmachen, wenn ein paar andere Jungs und Mädels um dich herum auch Gas geben. Und dann gibt es natürlich noch ein paar große Sprünge!

LAOLA1: Hat die „Hüttenrallye“ das Zeug, es über St. Anton und den Arlberg hinaus zu schaffen?

Rahlves: Das Format ganz sicher, aber es ist eigentlich nicht nötig. Mir gefällt es, dass das Event in Östereich ist, in St. Anton, und damit im Herzen der Ski-Welt. Das ist die beste Location, die „Hüttenrallye“ ist so einzigartig, das kann man auch gar nicht einfach irgendwo kopieren.

LAOLA1: St. Anton ist für dich nicht nur wegen der „Hüttenrallye“ ein ganz besonderer Ort, du bist am Arlberg 2001 auch Weltmeister im Super-G geworden?

Rahlves: Du hast recht, St. Anton ist wirklich ein ganz besonderer Platz für mich. Das sind Erinnerungen und Erfahrungen, die ich nie vergessen werde. Da können eigentlich nur noch Kitzbühel und Wengen mithalten, aber das war es dann.

LAOLA1: Neben St. Anton und Kitzbühel gibt es aber noch mehr rot-weiß-rote Berührungspunkte. Zum Beispiel dein Ski-Ausrüster Atomic und dein Sponsor Red Bull?

Rahlves: Ich bin immer gerne in Österreich. Ich mag die Leute, das Essen, die Tradition, die Dörfer und diese Häuser mit ganz viel Holzarbeiten. Und ich stehe auf den Lifestyle der Österreicher: In den Bergen sein und die Natur genießen! Das ist genau mein Fall. Ich stehe auch total auf Motocross, fahre eine KTM. Ihr könnt also nicht nur Ski bauen und Red Bull brauen, sondern auch Motorräder bauen. Top-Qualität und Top-Performance, das ist genau mein Ding!

LAOLA1: „Dein Ding“ ist seit letztem Winter die von dir ins Leben gerufene Banzai Tour. Was versteckt sich dahinter?

Rahlves: Ganz einfach: Rennsport in seiner reinsten Form. Vier fahren im Head-to-Head gegeneinander. Es geht um die natürlichen Gegebenheiten und die Schnee-Bedingungen. Der Start ist ganz oben, das Ziel unten, dazwischen ist alles möglich.

LAOLA1: Und es kann wirklich jeder teilnehmen?

Rahlves: Genau, es gibt Wertungen für Frauen und Männer, wir haben Ski- und Snowboard-Divisions. Die Banzai Tour ist ja auch ein Mix aus Skifahren und Boarder-Cross-Action – und der Erste im Ziel gewinnt. So einfach ist das. Vielleicht kommen ja auch ein paar Österreicher nach Lake Tahoe, um den Amerikanern zu zeigen, wie schnell sie sind. Alle Infos gibt es auf unserer Banzai-Homepage!

LAOLA1: Welche Pläne hast du sonst noch für den kommenden Winter?

Rahlves: So viel Powder wie möglich zu fahren! Ich möchte viel ins Backcountry gehen und dort mit Teton Gravity Research und Warren Miller filmen. Aber ich freue mich auch schon darauf, mit meinen vier Kids Skifahren zu gehen, das wird sicher ein Spaß.

LAOLA1: Wie sehr unterscheidet sich Filmen im Backcountry von einem Weltcup-Rennen?

Rahlves: Beim Filmen muss alles passen. Du brauchst perfekte Bedingungen, musst alles vorbereitet haben, um dann eine Line zu fahren, die du noch nie zuvor gefahren bist. In einem Rennen kannst du attackieren, da weißt du genau, was nach der nächsten Kurve kommt. Da hatte ich keine Angst, habe immer riskiert. Beim Big-Mountain-Skiing geht das nicht, man muss auf alles gefasst sein und im Fall der Fälle schnell reagieren.

LAOLA1: Racing oder Freeski: Was schüttet mehr Adrenalin aus?

Rahlves: Wenn ich vor einer Freeski-Line oben stehe, geht mein Puls nach oben, wie früher im Starthaus. Ich verlasse mich heute genauso auf meine Instinkte wie früher. Manchmal muss man Dinge einfach tun, das war und ist es, was den Sport für mich so attraktiv und ausmacht.

LAOLA1: Dein Terminkalender ist nach wie vor prall gefüllt, man könnte fast meinen, dass es jetzt noch stressiger ist als zu Weltcup-Zeiten?

Rahlves: Es ist viel los, aber ich bin heute doch mehr daheim, die Zeit mit der Familie ist sehr wichtig für mich. Natürlich mache ich noch Sachen für meine Sponsoren und fahre viel Ski, aber ich mache nur noch die wirklich besonderen Trips. Ich habe ein großartiges Leben, das verdanke ich meinen Eltern, dem Skifahren und meinen Sponsoren, aber auch meiner Frau und meinen Kindern.

LAOLA1: Es ist jetzt fünf Jahre her, dass du dem Ski-Weltcup den Rücken gekehrt hast. Hand aufs Herz: Geht dir der Rennsport nicht ab?

Rahlves: Es gibt schon Tage, da vermisse ich das Rennfahren, aber ich habe nie an ein Comeback gedacht. Ich weiß, wie viel Arbeit drin steckt, wenn man ganz vorne mitfahren möchte. Und diesen Einsatz konnte ich nicht mehr bringen. Aber bevor ich zurückgetreten bin, habe ich mich schon vergewissert, ob ich auch wirklich alle Erfahrungen gemacht hatte. Mein letztes Jahr war, abgesehen von den Olympischen Spielen in Turin, unglaublich. Ich habe die Abfahrten in Beaver Creek, Bormio und Wengen gewonnen, war Zweiter in den Super-G’s von Beaver Creek und Are und Dritter in der Kitzbühel-Abfahrt. Das war ganz nett, so abzutreten!

LAOLA1: Aktuell wird über eine Materialreform diskutiert, die Athleten lehnen sich gegen die FIS auf. Kriegst du von all diesen Dingen etwas mit, verfolgst du den Rennsport noch?

Rahlves: Nicht wirklich. Ich schaue mir zwar die Ergebnisse an, aber der Rest interessiert mich eigentlich nicht mehr wirklich.

LAOLA1: Das gilt auch für den Ski-Cross, oder?

Rahlves: Meine Wettkampf-Karriere ist endgültig vorbei, also auch im Ski-Cross. Ich habe nicht die Zeit, um zu trainieren und ich will nicht einfach nur so an den Start gehen. Ich wollte immer bei den X-Games und noch einmal bei Olympia mitfahren, das habe ich geschafft. Aber jetzt warten in den Bergen neue Herausforderungen auf mich, nämlich den Ski-Lifestyle zu leben.

LAOLA1: Hermann Maier ist heute Designer für Ski-Wäsche, Marco Büchel kommentiert und analysiert für das Fernsehen, Bode Miller gibt nach wie vor im Weltcup Gas. Würde es dich reizen, gegen deine ehemaligen Konkurrenten im Ski-Cross anzutreten?

Rahlves: Das könnte lustig werden! Wenn sie sich das überlegen, dann überlege ich auch noch einmal. Welche Art von Ski-Wäsche macht Hermann? Da hätte ich gerne ein Exemplar!

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl