Pointner: Das gehört dazu. Das muss man sich schon von einem anderen Blickwinkel anschauen. Es gibt keine Mannschaft und keinen Athleten, der seine Karriere startet und seine Karriere nur mit Erfolgen wieder beendet. Man muss auch die verschiedenen Ebenen sehen. Wir dürfen nicht egoistisch denken und sagen, wir wollen gehypt und respektiert werden und unseren Sport groß in der Öffentlichkeit präsentieren. Ohne Medien hätten wir nicht den Stellenwert, den wir haben. Wir haben in den letzten Jahren immer neue Rekorde gefeiert. Es ist schwierig, immer das gleiche zu schreiben. Auf Dauer ist das öde. Wenn es dann irgendwann mal ein bisschen zu bröckeln beginnt, wie jetzt beim Generationswechsel, dann könnte man schreiben „Wow, jetzt ist er da“. Das ist aber uninteressant. Es ist auch eine Linie, zu sagen, früher hatten wir diese Erfolge und jetzt diese – was ist da los? Man muss ja auch schauen, wie die Betroffenen reagieren.

Für mich als Konsumenten anderer Sportarten gibt es nichts Schöneres, als Begründungen zu hören, wenn es mal nicht so läuft und Gegenwind da ist. Wie reagiert der Athlet? Wie reagiert die Mannschaft? Das trägt maßgebend für den weiteren Verlauf bei. Die Courage zu haben, sich zu stellen und zu sagen, das gehört dazu, ist wichtig. Natürlich wäre es angenehmer, wenn es nicht so wäre. Für alle anderen ist es aber wesentlich interessanter. Es gehört dazu, auch diese Aufgaben zu meistern. Sie prägen dann auch das Leben abseits des Spitzensports, denn auch das Leben läuft nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Es gibt niemanden, der in Pension geht und sagt, es war alles total super. Jeder Mensch muss mit gewissen Situationen umgehen und sie bewältigen. Das macht das Ganze interessant.

LAOLA1: Aktuell liegt kein Österreicher in den Top 5 des Gesamtweltcups. Weißt du, wann das zuletzt der Fall war?

Pointner: Nein, weiß ich nicht.

LAOLA1: 2000/01 war das der Fall. Gregor Schlierenzauer hat bei Olympia angesprochen, dass man in puncto Material und Technik derzeit der Konkurrenz hinterher läuft. Fehlt dem ÖSV das Package, um seinen Springern zu ermöglichen, in den Kampf um die große Kristallkugel mitzuspringen?

Pointner: Das müssen wir uns nach der Saison anschauen. Es ist genug Zeit, um sich diese Dinge anzuschauen. Einerseits ist es das, was auf dem Papier steht. Andererseits haben wir die im ersten Drittel konstanteste Person aus dem Weltcup verloren mit Thomas Morgenstern. Bei Gregor Schlierenzauer war alles Richtung Olympia ausgerichtet. Er hat zwar zwei Springen gewonnen, aber intern wussten wir, dass er nicht dort war, wo wir hin wollten. Wir haben keinen vorne – das ist Statistik. Wir haben aber Gott sei Dank junge Leute, die sich vorne festigen. Diethart und Kraft sind in den Top 10, neue Gesichter, die demnächst auch Verantwortung in der Nationalmannschaft übernehmen werden.

LAOLA1: Mit den Erfahrungswerten, die du in dieser Saison gesammelt hast. Würdest du manches anders machen?

Pointner: Da fällt mir sofort der Sturz von Kofler ein. Es hätte für mich und für ihn selber eine Saison werden sollen, in der er um den Gesamtweltcup springt. Er war danach immer in dieser Passivität, getrieben dadurch, dass er nicht fit war. Er war dann mehr Passagier. Er kam nie in die Situationen, noch eine Stufe nachlegen zu können. Da muss ich mich in Zukunft trauen, die Dinge noch genauer zu durchleuchten. Diese Erfahrung hat auch Andi gemacht. Dann ist man halt bei sechs oder acht Springen nicht dabei und macht keine Punkte, dafür startet man mit vollen Kräften in die Tournee. Das sind Entscheidungen, da ist man hinterher immer gescheiter.