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"Es ist auch für mich eine kleine Sensation"

Probleme? Nein, Probleme hatte Andreas Kofler in Innsbruck keine.

Weder mit dem Wind, noch mit dem Schneeregen, noch mit den Gegnern.

Kofler hatte nach seinem Bergisel-Sieg maximal damit Probleme, sein Dauergrinsen wieder aus dem Gesicht zu bekommen.

"Das sind diese speziellen Momente, für die man lebt und die man nicht so schnell hergeben will", sagte der 27-Jährige das, was jeder sehen konnte.

Im Tournee-Wahnsinn bleibt aber nicht viel Zeit, solche Momente lange zu genießen.

In Bischofshofen, beim finalen Showdown, muss Kofler noch einmal volle Konzentration an den Tag legen, schließlich hat er noch Chancen auf seinen zweiten Gesamtsieg.

Im LAOLA1-Interview spricht er über seine Vorliebe zur Jäger-Rolle, die spezielle Konstellation und sein kleines Jubiläum.

LAOLA1: Andi, dein Sieg am Bergisel war nicht nur dein erster in Innsbruck, sondern auch dein erster in Österreich.

Andreas Kofler: Ja, darum war der Sieg auch so emotional für mich. Das sind diese speziellen Momente, für die man lebt und die man nicht so schnell hergeben will. Jetzt freue ich mich schon umso mehr auf Bischofshofen. Da erwartet uns wieder eine Wahnsinns-Kulisse, die bei mir Gänsehaut-Feeling verursacht.

LAOLA1: Die Situation am Bergisel war aufgrund der Bedingungen nicht einfach. Wie schaffst du es, bei solchen Bedingungen so ruhig zu bleiben?

Kofler: Man kriegt natürlich schon mit, wenn sich etwas zusammenbrodelt und die Verhältnisse wechseln. Du bist dann angespannt, musst aber versuchen, bei dir zu bleiben. Ich hab' es gleich wieder geschafft, in diese Welt einzutauchen. Nicht einmal die Bläser, die die Spur reinigen, haben mich aus der Ruhe gebracht. Ich hätte fast einen zusammengefahren (lacht).

LAOLA1: Drei Springen, drei Mal war das Duo Schlierenzauer/Kofler vorne. Euer Heimtrainer Markus Maurberger war völlig aus dem Häuschen. Wie siehst du diese spezielle Situation?

Kofler: Es zeigt, dass wir auf einem sehr hohen Niveau trainieren und vieles zusammenstimmt. Bei uns wird getüftelt bis ins kleinste Detail, dazu weißt du immer gleich, wo du stehst. Diese Konstellation ist sehr viel wert.

LAOLA1: Vor einigen Jahren hätte so eine Konstellation womöglich noch zu Spannungen geführt. Was ist der Unterschied zu früher?

Kofler: Jeder entwickelt sich natürlich weiter. Maggo (Maurberger, Anm.) beschäftigt sich viel mit diesen Dingen und hat Ansätze, die dich zum Nachdenken anregen. Es war in unserer Entwicklung nie ein Stop drinnen.

LAOLA1: Du bist schon in Garmisch von Rang zehn auf zwei gesprungen, in Innsbruck von vier auf eins. Die Jäger-Rolle scheint dir zu liegen. Was ist in der Gesamtwertung noch möglich?

Kofler: Ich gehe mit einem guten Gefühl ins Finale. Ich hab' meine sieben Zwetschken beisammen, bin sehr gut in Form. Mir taugt die Jäger-Rolle wirklich, ich war ja bei der Tournee von Anfang an in dieser Rolle. Wichtig ist jetzt aber, dass wir das Ding gemeinsam für Österreich nach Hause schaukeln.

LAOLA1: Das „Ding“ scheint aber ziemlich sicher wieder nach Österreich zu gehen, es gibt derzeit eine ÖSV-Dreifachführung.

Kofler: Das ist natürlich schon gewaltig. Mich freut es auch für Gregor, weil er die Tournee noch nie gewonnen hat. Es ist auch leichter, wenn du im Paket vorne bist.

LAOLA1: Das klingt ja sehr edel, dass du deinem Teamkollegen den Tourneesieg gönnst. Aber würdest du nicht lieber zum zweiten Mal triumphieren?

Kofler: Es ist natürlich schwierig. Jeder versucht, seine beste Leistung abzurufen. Man braucht auch das nötige Quäntchen Glück, es muss viel zusammenpassen. Ich gönne es ihm aber auf jeden Fall. Wenn jemand besser ist, ist er besser. Da kannst du dich auf den Kopf stellen. Ich hab' nur die Möglichkeit, meine Leistung zu bringen, dann wird man sehen, was dabei raus kommt.

LAOLA1: Kannst du in Bischofshofen vielleicht auch entspannter springen, weil du die Tournee schon einmal gewonnen hast?

Kofler: Das stimmt, ich kenne das Gefühl, in Bischofshofen ganz oben zu stehen. Damals war der Druck auch nicht gerade gering. Aber es ist so oder so ein irrsinniges Gefühl, in der Tournee zu führen. Ich werde es in Bischofshofen krachen lassen, kann ganz entspannt an die Sache herangehen.

LAOLA1: Und zehn Meter Rückstand sind jetzt auch nicht die Welt.

Kofler: Ja, aber das Hauptaugenmerk liegt auf den Sprüngen. Das ist das, was du als Athlet tun kannst. Den Rest kann ich eh nicht beeinflussen. Wichtig ist nur, dass wir uns gegenseitig nichts in den Weg legen.

LAOLA1: Du hast in Innsbruck übrigens ein kleines Jubiläum gefeiert, deinen 10. Sieg. Bedeutet dir das etwas?

Kofler: Das bedeutet mir auf jeden Fall etwas. Es ist auch für mich eine kleine Sensation. Vor allem seit heuer läuft es richtig gut. Das Gelbe Trikot beflügelt mich irrsinnig. Ich genieße es total. Derzeit läuft einfach alles sehr gut. Es kann ruhig so weiter gehen (lacht).

Das Interview führte Kurt Vierthaler