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Die "Unvollendeten" der Tournee-Geschichte

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"Ich hoffe natürlich, dass das keiner mehr schafft!" - Sven Hannawald gelang 2001/02 Historisches: Er gewann als erster Springer der Geschichte alle vier Bewerbe der Vierschanzen-Tournee.

Und er ist seither der einzige geblieben, der diesen "Grand Slam" geschafft hat.

Keine Wiederholung

Viele haben es bereits versucht, einige standen knapp davor - darunter auch Jens Weißflog. Dem vierfachen Tourneegesamtsieger fehlte 1984 nur der Sieg in Oberstdorf.

"Wie schwer es ist, alle vier Springen zu gewinnen, sieht man ja an der Tatsache, dass es in 60 Jahren erst einem gelungen ist", weiß der Ostdeutsche.

LAOLA1 mit einem Blick auf die "Unvollendeten" der Tournee:

Springer mit 3 Tagessiegen bei der Tournee:

Knapp am Grand Slam vorbei: Toni Nieminen

0,5 Punkte verhinderten 1991/92 den Schanzen-Slam des finnischen Skisprung-Teenies. Der damals 16-jährige Senkrechtstarter zeigte bei seiner ersten Tournee-Teilnahme keinerlei Respekt. Spielverderber war ÖSV-Routinier Andreas Felder, der den Jungstar beim Neujahrsspringen knapp in die Schranken wies.

Klarster verpasster Grand Slam: Karl Schnabl

So knapp Nieminen am vierten Tagessieg vorbeisprang, so klar war es bei Karl Schnabl 1974/75. Der Kärntner verpatzte den Tournee-Auftakt in Oberstdorf, wurde nur 35. Auf den Tages- und späteren Gesamtsieger Willi Pürstl fehlten satte 46,9 Punkte.

Rückstände beim verpassten Sieg:

Jahr Springer Fehlender Sieg
2009 Wolfgang Loitzl Oberstdorf
2005 Janne Ahonen Bischofshofen
2004 Sigurd Pettersen Innsbruck
2000 Andreas Widhölzl Oberstdorf
1998 Kazuyoshi Funaki Bischofshofen
1992 Toni Nieminen Garmisch-Partenkirchen
1988 Matti Nykänen Oberstdorf
1984 Jens Weißflog Obersdorf
1976 Toni Innauer Innsbruck
1975 Karl Schnabl Obersdorf
1972 Yukio Kasaya Bischofshofen
1971 Ingolf Mork Innsbruck
1969 Björn Wirkola Bischofshofen
1967 Björn Wirkola Oberstdorf
1963 Torlaf Engan Bischofshofen
1960 Max Bolkart Bischofshofen
1959 Helmut Recknagel Bischofshofen
1954 Olaf B. Björnstad Bischofshofen

Kurios verpasster Grand Slam: Yukio Kasaya

Der Japaner lag 1971/72 klar auf Kurs zum Gesamtsieg. Er gewann die ersten drei Springen, viele trauten ihm als erstem Springer der Geschichte den "Grand Slam" zu.

Nur der japanische Verband hatte etwas dagegen. Kasaya musste vor dem finalen Springen in Bischofshofen abreisen, da in Japan die nationale Ausscheidung für die Olympischen Spiele stattfand. Kasaya konnte sich dann ein Monat später mit Olympia-Gold trösten.

Mit dem verpassten Tourneesieg gehört er einer kleinen Gruppe von Springern an, die zwar drei Tagessiege feiern, aber am Ende nicht die Gesamtwertung gewinnen konnten.

3 Siege, kein Tourneesieg:

Jahr Springer Fehlender Sieg Rückstand Platz Sieger
1992 Toni Nieminen Garmisch-Partenkirchen 0,5 2. Felder
2009 Wolfgang Loitzl Oberstdorf 1,2 2. Ammann
1967 Björn Wirkola Oberstdorf 1,6 3. Neuendorf
1988 Matti Nykänen Oberstdorf 4,6 2. Ploc
1954 Olaf B. Björnstad Bischofshofen 5,9 3. Bradl
2005 Janne Ahonen Bischofshofen 6,0 2. Höllwarth
1969 Björn Wirkola Bischofshofen 6,4 2. Raska
1984 Jens Weißflog Obersdorf 7,2 2. Ostwald
1963 Torlaf Engan Bischofshofen 9,6 4. Yggeseth
2004 Sigurd Pettersen Innsbruck 13,4 4. Zonta
2000 Andreas Widhölzl Oberstdorf 15,5 3. Schmitt
1960 Max Bolkart Bischofshofen 16,4 5. Plank
1959 Helmut Recknagel Bischofshofen 21,5 15. Habersatter
1971 Ingolf Mork Innsbruck 22,3 16. Hubac
1998 Kazuyoshi Funaki Bischofshofen 28,7 8. Hannawald
1976 Toni Innauer Innsbruck 39,4 24. Danneberg
1975 Karl Schnabl Obersdorf 46,9 35. Pürstl
1972 Yukio Kasaya Bischofshofen DNS DNS Wirkola

Nutznießer von Kasayas Abreise war Ingolf Mork. Der Norweger holte mit einem Jahr Verspätung nach, was ihm 1970/71 trotz dreier Tagessiege verwehrt geblieben war - den Gesamtsieg. Kurios: 1971/72 blieb Mork ohne Tagessieg. Wie auch Jiri Raska, der ihm 1970/71 den Gesamtsieg wegschnappte.

Toni Innauer wurde 1975/76 ausgerechnet seine Heimschanze in Innsbruck zum Verhängnis. Der Tiroler musste sich am Bergisel mit Tagesrang 24 begnügen - und am Ende Innsbruck-Sieger Jochen Danneberg auch zum Gesamtsieg gratulieren.

Ein ähnliches Schicksal ereilte Karl Schnabl ein Jahr zuvor. Der Kärntner gewann alle Springen bis auf Oberstdorf. Da stand Teamkollege Willi Pürstl ganz oben. Schnabl kam nicht über Rang 35 hinaus. Im Laufe der Tournee konnte er den Rückstand von ursprünglich 46,9 kontinuierlich verringern, musste sich aber am Ende um 15,7 Punkte geschlagen geben.

Erster verpasster Grand Slam: Olav Björnstad

Die Vierschanzen-Tournee wäre im zweiten Jahr ihres Bestehens fast um einen Teil des späteren Mythos umgefallen. Olav Björnstad fehlten 1954 lediglich 5,9 Punkte zu einer Leistung, die knapp 50 Jahre später als historisch eingestuft werden sollte.

Die Stolpersteine am Weg zum Grand Slam:

Jahr Springer Verpasster Sieg Tourneesieger Rang Rückstand
1976 Toni Innauer Innsbruck Danneberg 4. 18,8
1975 Karl Schnabl Obersdorf Pürstl 3. 15,7
1972 Yukio Kasaya Bischofshofen Mork 56. 178,6
1971 Ingolf Mork Innsbruck Raska 2. 6,9

Am häufigsten wurde Bischofshofen zum Stolperstein am Weg zum Grand Slam.

Zum einen mag das an der speziellen Konstruktion der Naturschanze liegen. Zum anderen spielt sicherlich die nervliche Anspannung knapp vor dem Erreichen einer historischen Leistung eine Rolle.

Hannawald hielt diesem Druck stand. Ahonen, Pettersen oder Funaki gelang dies nicht.

Garmisch-Partenkirchen wurde hingegen nur einem Springer zum Verhängnis. Toni Nieminen fehlten beim Neujahrsspringen 1992 lediglich 0,5 Punkte zum historischen Sieg.

Philipp Bachtik

Schanze Stolperstein
Oberstdorf 6 Mal
Garmisch-Partenkirchen 1 Mal
Innsbruck 3 Mal
Bischofshofen 8 Mal