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"Es hat in den letzten Jahren nicht gepasst"

"Gregor, des schaut guat aus", sagt Markus Maurberger über den Funk.

Empfänger der Nachricht ist Gregor Schlierenzauer, der mit seinem Trainer über Einzelheiten seines Trainingssprungs am Bergisel diskutiert.

Das eingespielte Duo bastelt am Hausberg an der Form für die nächste Saison. Dabei wollen die beiden sicherstellen, dass Ausnahmespringer Schlierenzauer wieder an alte Erfolge anschließen kann.

Zwar gewann der 25-Jährige auch im letzten Winter einen Weltcupbewerb und überraschte bei der WM in Falun mit der Silbermedaille im Einzel, die Ansprüche des Tirolers sind allerdings höher.

Lange am System festgehalten

„Wir haben nach der vergangenen Saison in Ruhe analysiert, was nicht funktioniert hat“, erklärt der Rekord-Sieger in Weltcup-Einzel-Bewerben (53) im Gespräch mit LAOLA1.

Das Resultat: Sowohl im technischen, als auch im Materialbereich gab es die eine oder andere Stellschraube, an der gedreht werden musste.

„Man hat in den letzten zwei, drei, vier Jahren gesehen, dass es nicht ganz passt“, ergänzt Maurberger, der verrät, warum nicht schon früher reagiert wurde. „Wenn man so viele Weltcupspringen gewinnt, dann denkt man sich, man muss das System nicht groß umstellen.“

Nachdem sich die Zahl der Siege zuletzt jedoch deutlich reduzierte – in der Olympia-Saison 2013/14 waren es zwei Erfolge, in der darauffolgenden einer – befand das Gespann Schlierenzauer/Maurberger, dass es Zeit war, etwas Neues zu wagen.

Am Anfang war die Mini-Schanze

Direkt nach dem Weltcup-Finale auf der Fluganlage von Planica entschied sich der ÖSV-Adler zu einem kleinen Kulturschock und knöpfte sich eine 20-Meter-Schanze vor. „Das ist eine Riesen-Umstellung“, weiß Maurberger, „aber wenn es greift, kann man sehr viel mitnehmen. Und es hat gefruchtet.“

Sein Schützling beschreibt, was es damit auf sich hat: „Ich habe damit angefangen, um einfach die Grundtechnik wieder einzuschleifen und das Gefühl, das ich im Winter hatte, beiseitezulegen.“

Positiver Nebeneffekt: Der Wind spielt auf der Mini-Schanze keine Rolle, zudem ist eine deutlich höhere Anzahl an Sprüngen pro Trainingseinheit möglich.

„Es war sehr wertvoll“, resümiert der 53-fache Weltcupsieger. „Wenn man etwa die Hocke umstellen möchte, geht das nicht von heute auf morgen, das muss man sich erarbeiten. Daher auch die Entscheidung für die 20er-Schanze.“

Erst danach gönnte er sich einen Urlaub in Miami, um die Akkus wieder aufzuladen. Bei seiner Rückkehr war der Teamleader topmotiviert, wenngleich er immer noch Potenzial für Verbesserungen ortet.

Potenzial für Verbesserungen

„Ich kann sicher in der Luft noch einiges rausholen, was die Skiführung betrifft. Die kann sauberer und besser werden.“ Auch an Balance und Schwerpunkt in der Hocke wird eifrig getüftelt, „um die Kraft am Schanzentisch optimal umzusetzen“.

Insgesamt, schätzt Maurberger, werde „Schlieri“ an die 200 Sprünge in den Beinen haben, ehe in der Vogtland Arena in Klingenthal erstmals wieder auf Schnee um Weltcuppunkte gekämpft wird.

Der zum Sommer Grand Prix zählende Bewerb in Hinzenbach (27. September) dient dabei lediglich als Zwischenstation.

Wichtiger sind die zahlreichen Einheiten in Innsbruck oder im Rahmen von Lehrgängen, die zum Feinschliff genutzt werden. „Er ist von der Luke her sehr weit unten“, erklärt er vor dem letzten Trainingssprung des Tages am Bergisel, „das ist ein gutes Zeichen.“

Schlierenzauer tastet sich langsam, aber stetig an jene Form heran, die ihn zu weiteren Siegen führen soll. Seine Fans können der neuen Saison mit Vorfreude entgegenblicken, denn bislang „schaut des guat aus“.


Christoph Nister / Daniela Kulovits