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Copper Peak: Wiederbelebung des Schanzen-Giganten

Copper Peak: Wiederbelebung des Schanzen-Giganten

Der Anblick ist sagenhaft.

Inmitten unzähliger Wälder im Gogebic County im US-Bundesstaat Michigan ragt sie heraus, die 73 Meter hohe Schanze - die Copper Peak.

1970 eingeweiht, diente sie bis 1994 als Austragungsort nationaler und internationaler Wettkämpfe. Heute nutzen sie vorwiegend Touristen als Aussichtsplattform, um einen Blick über die atemberaubende Landschaft zu erhaschen.

Ein Touristenmagnet soll Copper Peak auch in Zukunft bleiben, dann allerdings auch wieder aus sportlicher Sicht. Ausgehend von ortsansässigen Industriellen besteht reges Interesse, die Schanze zu reaktivieren, um wieder Schauplatz für Weltklasse-Skispringen zu werden.

„Die Vorarbeiten laufen seit ungefähr einem Jahr“, verrät Walter Hofer, Skisprung-Renndirektor des Internationalen Skiverbandes (FIS), im Gespräch mit LAOLA1.

Zwei Österreicher halten den Schanzenrekord

Die Bereitschaft seitens des Veranstalters ist riesig, auch die FIS hegt großes Interesse, die einstige Wettkampfstätte wieder in den Kalender aufzunehmen. Fraglich ist, ob die riesige Anlage als größte Großschanze oder als kleinste Flugschanze der Welt tituliert werden kann.

Bis zum letzten Wettkampf, der mittlerweile 21 Jahre her ist, galt Copper Peak als Fluganlage, doch die Zeiten haben sich geändert. Der Schanzenrekord liegt bei 158 Metern und wird von zwei Österreichern gehalten: Mathias Wallner und Werner Schuster, seines Zeichens Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft.

„Der Plan ist, dass es eine Flugschanze bleibt“, erklärt Hofer. "Voraussetzung dafür ist aber die Genehmigung durch den FIS Vorstand, da es die erste Flugschanze mit Mattenbelag sein würde, für die Einbindung in die FIS Grand Prix Serie. In diesen Tagen wird gerade eine Inspektion von unseren Technikern durchgeführt." Dabei wird eruiert, welche Weiten heute möglich sind. Konzipiert wird die Anlage für etwa 180 Meter weite Flüge.

Erfolgt die Homologation, erfreut sich die Schanze nahe des kleinen Städtchens Ironwood, das etwas mehr als 5.000 Einwohner zählt, gleich zweier Alleinstellungsmerkmale: Es wäre nicht nur die einzige Fluganlage außerhalb Europas, sondern auch die einzige weltweit, die mit einer Matte belegt wäre.

Der Wunsch nach einem Sommer Grand Prix

Aktuell sieht der Plan vor, dass sie 2017 Teil des Sommer-GPs wird. Dafür gilt es jedoch noch einige Arbeit zu verrichten. Der US-Verband und die Veranstalter sind gewillt, dem Areal neues Leben einzuhauchen und wollen die Schanze optimal nutzen.

Der Sommer-GP übt vor allem deshalb so großen Reiz aus, weil zu dieser Jahreszeit Tausende Touristen in die Gegend pilgern. „Der Veranstalter hat ein Datum im Kopf, das ist der 17. September. Da gibt es den Indian Fall“, erläutert Hofer.

Diesen Tag betrachten die Organisatoren als idealen Zeitpunkt, um Synergien zu nutzen. „Es herrscht dann eine wunderbare Herbstkulisse. Hunderte Kilometer gibt es nur Wald und kleine Ortschaften.“ Und eben diese Schanze.

Fundraising soll 15 Millionen Dollar in die Kassen spülen

Um den Traum von einem Skiflug-Comeback in Copper Peak zu verwirklichen, sind enorme finanzielle Anstrengungen unvermeidbar. Neben Geldern der Bundesstaaten Michigan und Wisconsin, die beide von einer Wiederbelebung profitieren würden, spielt das Thema Fundraising eine große Rolle.

Nachdem die Region in der jüngeren Vergangenheit große Einbrüche industrieller Natur zu verkraften hatte, deutet sich eine Trendwende an. „Man kommt gerade auf die Beine, die Leute dort sehen es überregional. Mit Hilfe eines Fundraising-Programms versucht man, private Gelder aufzutreiben.“

Dieses Projekt läuft bis zur Frühjahrssitzung der FIS im April. Als Größenordnung nennt Hofer „in etwa 15 Millionen Dollar“, die dadurch lukriert werden sollen. „Bei der Sitzung wollen wir dann Klartext haben, ob das Projekt umgesetzt wird.“

Mittel- und langfristig gesehen wäre der Schanzen-Gigant im „Great Lakes State“ freilich auch für den Weltcup ein attraktiver Veranstaltungsort. „Der Veranstalter richtet den Fokus auf einen Event im Sommer, darauf ist das Vermarktungskonzept ausgerichtet“, weiß Hofer, sagt aber auch, dass es „rein technisch natürlich eine voll umfängliche Schanze“ ist.

Der nordamerikanische Raum rückt wieder in den Fokus

Bezüglich des Fassungsvermögens könne man noch keine exakten Angaben machen und wolle erst die Resonanz abwarten. Der Kärntner hält allerdings fest, dass man mit Copper Peak kein neues Territorium erobern wolle, sondern dahin zurückkehren würde, „wo wir mal groß waren“. In Iron Mountain gab es etwa bereits Weltcup-Bewerbe.

„Dort hatten wir aus dem Stegreif 20.000 Zuschauer. Das Potenzial ist vorhanden, wir sollten aber die Kirche im Dorf lassen“, will Hofer die Erwartungshaltung nicht ausufern lassen. Mit der adäquaten Infrastruktur könne man diese Zahl wieder erreichen, dann „wäre es ein toller Event. Werden es mehr (Zuschauer), soll es uns auch recht sein.“

Für die FIS bedeutet Copper Peak mehr als ein Prestigeprojekt. Es wäre ein großer Schritt ihrer strategischen Planung. Der nordamerikanische Raum soll „in den nächsten 15 Jahren bewirtschaftet“ werden.

"Die emotionale Rückendeckung der Regionen ist wichtig"

Umso positiver bewertet es der 60-Jährige, dass die Initiative für ein Revival in Michigan von den Amerikanern ausgeht. „Die emotionale Rückendeckung der Regionen ist wichtig“, weiß Hofer. Für die Zuschauer vor Ort wäre es ein faszinierendes Erlebnis, wieder Weltklasse-Skispringen erleben zu dürfen.

Den Athleten bietet Copper Peak eine besondere kulturelle und sportliche Abwechslung zum Alltag und der TV-Zuschauer würde aufgrund der faszinierenden Kulisse in den Genuss toller Bilder kommen.

Theoretisch eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Bevor sich jedoch alle die Hände reiben können, muss auch der Praxis-Test bestanden werden.


Christoph Nister