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Die große ÖSV-Skisprung-Saisonbilanz

Die große ÖSV-Skisprung-Saisonbilanz

Die Saison hatte noch gar nicht richtig begonnen, da warfen die ersten bereits das Handtuch.

Nachdem Österreichs Skispringer mit dem desaströsen achten Platz im Teambewerb von Klingenthal den Winter eröffneten, wurden Schuldige gesucht.

Ganz weit vorne: Gregor Schlierenzauer. Der Tiroler habe die Trainerentlassung von Alexander Pointner zu verantworten und sei für den Leistungsabfall zu verantworten, warfen ihm zahlreiche Fans vor. Heinz Kuttin habe indes nicht das Format seines Vorgängers, unkten viele Skisprung-Begeisterte.

Nachdem der Winter mit dem Skiflug-Wochenende in Planica zu Ende ging, ist der Zeitpunkt gekommen, um die letzten Monate Revue passieren zu lassen und die gezeigten Leistungen zu analysieren.

Ist tatsächlich alles schlechter geworden? Springen die ÖSV-Adler der Konkurrenz inzwischen hinterher? Oder muss man Heinz Kuttin am Ende sogar zu einer exzellenten Premieren-Saison als ÖSV-Cheftrainer gratulieren? Und: Wie haben sich die Damen im Vergleich zur letzten Saison entwickelt?

WELTCUP

Vorneweg sei gesagt, dass das Trainerteam einen schweren Ad(l)erlass zu verkraften hatte. Thomas Morgenstern beendete vor Saisonbeginn seine Karriere, Martin Koch gab seinen Rücktritt bereits letzten Winter bekannt. Hinzu kam das Aus von Routinier Wolfgang Loitzl im Rahmen des Skiflug-Wochenendes am Kulm.

Angesichts dessen kann man die Erfolge, die in den letzten Monaten erzielt wurden, gar nicht hoch genug einschätzen. Ein Blick auf den Gesamtweltcup dürfte dem Sportlichen Leiter Ernst Vettori einen Grinser ins Gesicht zaubern. Stefan Kraft wurde Dritter, Michael Hayböck Fünfter, Gregor Schlierenzauer Zehnter. Im Vergleich zur letzten Saison ist das ein Fortschritt (siehe Tabelle).

Hayböck sprang einige Zeit im Leader-Trikot, Kraft ebenfalls. Während dem Oberösterreicher nach der Tournee kurz die Luft auszugehen schien, hatte der Salzburger Pech. Mitten im Kampf um die große Kristallkugel brach ihm in Trondheim in Führung liegend das Zäpfchen, das den Bindungsstab mit dem Schuh verbindet. Am Ende stand immerhin ein Top-3-Resultat zu Buche.

Wermutstropfen ist der Nationencup. Hier konnte der Aderlass nicht ganz kompensiert werden, mannschaftlich gesehen waren die Österreicher nicht geschlossen genug. Ob Thomas Diethart, Manuel Poppinger, Andreas Kofler oder auch Manuel Fettner - vereinzelt zeigten sie auf, über den ganzen Winter hinweg war es allerdings zu wenig. Nachdem man bereits vor zwei Jahren Norwegen den Vortritt lassen musste, reichte es diesmal hinter Deutschland und den "Wikingern" sogar nur zu Rang drei.

 

TOURNEE

Das Saison-Highlight um die Jahreswende blieb auch 2014/15 fest in rot-weiß-roter Hand. Bereits beim Auftaktbewerb in Oberstdorf, der von widrigen Bedingungen gekennzeichnet war, erwiesen sich Heinz Kuttins Athleten als nervenstark. Stefan Kraft feierte seinen ersten Weltcupsieg überhaupt, Zimmerkollege Michael Hayböck brachte sich als Zweiter in eine glänzende Ausgangsposition.

In Garmisch-Partenkirchen gingen beide leer aus, schafften es jedoch, den Schaden in Grenzen zu halten, während Gregor Schlierenzauer als Tages-Vierter ein Lebenszeichen von sich gab. Der Bewerb in Innsbruck war aufgrund des starken Windes grenzwertig, Kraft (2.), Schlierenzauer (5.) und Hayböck (6.) zeigten dennoch erneut klasse Leistungen.

Das Finale in Bischofshofen wurde zur großen Show des sprungstärksten Doppelzimmers der Welt. Hayböck gewann die Tageswertung und damit erstmals ein Weltcup-Springen, Kraft landete als Dritter am Podest und gewann vor seinem "Spezi" die Gesamtwertung. Damit ging zum siebenten Mal in Folge ein ÖSV-Adler als Tournee-Sieger hervor - ein einmaliger Rekord. 

 

 

NORDISCHE SKI-WM

Die "Vorgabe" aus der letzten Saison war eine Silbermedaille im Teambewerb. Bereits im ersten Wettkampf im Rahmen der Titelkämpfe in Falun gelang dem ÖSV in Person von Stefan Kraft das erste Edelmetall. Der Salzburger gewann Bronze und nahm damit Druck vom gesamten Team. Der stieg umgehend wieder an, nachdem das Mixed-Team leer ausging.

Ausgerechnet der viel gescholtene Gregor Schlierenzauer war es dann, der in einem packenden Wettbewerb auf der Großschanze die Kohlen aus dem Feuer holte. Der Tiroler, insgesamt hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben, schaffte es einmal mehr, punktgenau seine Höchstleistung abzurufen und eroberte Silber. Ein weiterer zweiter Platz im Team-Event war das Sahnehäubchen.

Zwar blieb Österreichs Skispringern erstmals seit 2003 WM-Gold mit dem Team verwehrt, dennoch gilt das Großereignis als voller Erfolg. In drei Herren-Wettkämpfen gab es ebenso viele Medaillen zu bejubeln. Die Entscheidung von Heinz Kuttin, mit den Stars vor der WM einen Trainingsblock in Villach einzuschieben anstatt das Skifliegen in Vikersund zu bestreiten, machte sich bezahlt.

125 <span style=\'color: #ffff00;\'>Saison 2013/14 175 <span style=\'color: #ffff00;\'>Saison 2014/15 175 <span style=\'color: #ffff00;\'>Tendenz 25
<span style=\'color: #ff0000;\'>Siege 5 im Einzel (+2 im Team) 5 ==
<span style=\'color: #ff0000;\'>Podestplätze 15 (+3 im Team + 1 Mixed) 21 (+2 im Team)
<span style=\'color: #ff0000;\'>Gesamtweltcup Plätze 6, 8 und 10 Plätze 3, 5 und 10
<span style=\'color: #ff0000;\'>Nationencup Rang 1 (5.407 Punkte) Rang 3 (5.193 Punkte)
<span style=\'color: #ff0000;\'>Großereignis 1x Silber 2x Silber, 1x Bronze

Kristall für Daniela Iraschko-Stolz

DAMEN

Angeführt von Daniela Iraschko-Stolz präsentierten sich die heimischen Skisprung-Damen stark wie nie. Die Steirerin gewann in eindrucksvoller Manier erstmals den Gesamtweltcup und durfte sich über fünf Tagessiege sowie insgesamt zehn Podestplätze freuen. Auch bei der WM reüssierte die 31-Jährige und gewann die Bronzemedaille.

Kücken Chiara Hölzl machte einen weiteren Sprung in ihrer Entwicklung und stand in Sapporo sogar erstmals auf dem Stockerl eines Weltcupbewerbs. Sehr erfreulich verlief das Comeback von Jacqueline Seifriedsberger, die im Olympia-Winter aufgrund eines Kreuzbandrisses passen musste. Die Oberösterreicherin landete in der Endabrechnung auf dem neunten Platz.

Die ganz große Überraschung war zweifellos Eva Pinkelnig. Bis dato keinem Kader zugehörig, zog sie Cheftrainer Andreas Felder hoch ins Nationalteam, wo sie auf Anhieb die internationale Konkurrenz verblüffte. Zwar blieb ihr ein Top-3-Platz verwehrt, doch Gesamtrang sieben kommt einer echten Sensation gleich.

Summa summarum präsentierten sich die heimischen Ladies als mit Abstand stärkste Nation und staubten daher verdientermaßen - und erstmals - den Nationencup ab. Errang Österreich im Vorjahr als Fünfter noch 1.031 Punkte, so steigerte sich diese Zahl auf beeindruckende 1.970, obwohl es sechs Einzelbewerbe weniger gab.

FAZIT

Es war sicher nicht alles perfekt, schlussendlich verdient die WM-Saison 2014/15 dennoch das Prädikat "sehr erfolgreich". Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren schafften drei ÖSV-Vertreter den Sprung unter die Top-10 des Gesamtweltcups, keine andere Nation kommt auf mehr als zwei - und das maximal in einer der beiden Wertungen.

Die Kristallkugel für Iraschko-Stolz war bei den Damen ganz klar das Highlight, zudem gebührt der mannschaftlichen Geschlossenheit ein Extralob. Felder und sein Team haben ausgezeichnete Arbeit geleistet und ihre Truppe zur stärksten der Welt geformt.

Bei den Herren sticht einmal mehr die Tournee hervor, in der Kraft und Hayböck für Furore sorgten und ganz Österreich in ihren Bann zogen. Bei der Weltmeisterschaft dreimal Edelmetall zu bejubeln, ist aller Ehren wert - speziell das Einzel-Silber für Schlierenzauer kam doch unerwartet und muss umso höher eingestuft werden.

Der gesamte Trainerstab um Kuttin und seine drei Co-Trainer Andreas Widhölzl, Harald Rodlauer und Alexander Diess haben vieles richtig gemacht, von negativen Auswirkungen nach dem Pointner-Aus kann keine Rede sein. Hervorzuheben sind auch die ruhige Art, mit der der Kärntner glänzte, sowie die gute Stimmung, von der vor allem im letzten Jahr wenig bis gar nichts zu spüren war.

Bei allen Erfolgen muss auch kritisch angemerkt werden, dass es beispielsweise mit Diethart und Kofler auch einige Sorgenkinder gibt, sodass auf die Verantwortlichen auch in den kommenden Monaten einiges an Arbeit zukommt.


Christoph Nister

125 <span style=\'color: #ffff00;\'>Saison 2013/14 175 <span style=\'color: #ffff00;\'>Saison 2014/15 175 <span style=\'color: #ffff00;\'>Tendenz 25
<span style=\'color: #ff0000;\'>Siege 2 5
<span style=\'color: #ff0000;\'>Podestplätze 6 (+1 Mixed) 11
<span style=\'color: #ff0000;\'>Gesamtweltcup Platz 5 Plätze 1, 7, 9
<span style=\'color: #ff0000;\'>Nationencup Rang 5 (1.031 Punkte) Rang 1 (1.970 Punkte)
<span style=\'color: #ff0000;\'>Großereignis 1x Silber 1x Bronze =