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Hoffen auf den siebten Streich

Hoffen auf den siebten Streich

Stefan Kraft und Michael Hayböck sind die Männer der Stunde.

Mit ihrem Doppelsieg zum Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf haben sich die beiden Freunde, die auch das Zimmer teilen, für Furore gesorgt.

Und gleichzeitig die Hoffnung aller rot-weiß-roten Skisprung-Fans geschürt, die Super-Serie des ÖSV fortzusetzen.

Seit 2008/09, als Wolfgang Loitzl in der Form seines Lebens zum Tournee-Gesamtsieg sprang, ist das Großereignis um die Jahreswende fest in österreichischer Hand.

Mit Loitzl, Andreas Kofler, Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer (zweimal) und Thomas Diethart ging der Sieg in diesem prestigeträchtigen Event sechsmal in Folge an den Österreichischen Skiverband.

Eine einzigartige Erfolgsserie, die Kraft oder Hayböck prolongieren könnten. Eines steht fest: Das Potenzial dazu haben sie allemal. Wir nennen fünf Gründe, warum einer der beiden am Ende auch tatsächlich auf dem obersten Treppchen stehen wird.

Die Lockerheit

"Sie sind extrem locker drauf", bewunderte TV-Experte und Ex-Tournee-Sieger Dieter Thoma (1989/90) in der "ARD" die relaxte Art der österreichischen Adler. Während sich viele Konkurrenten ganz auf sich selbst konzentrieren, geben Hayböck und Kraft - wie im Übrigen alle ÖSV-Adler - auch im Athletendorf noch Interviews. Dabei signalisieren sie nicht nur, dass sie sich für den Wettkampf gerüstet fühlen - sie sind es auch. Das Duo ist von sich selbst überzeugt, was sich auf das Auftreten und die Leistung überträgt.

 

Die Beständigkeit

An Michael "Mr. Konstanz" Hayböck gibt es in diesem Punkt kein Vorbeikommen. In allen neun Bewerben landete der Oberösterreicher in den Top-10, zuletzt sogar dreimal en suite am Podest. Auch Kraft ruft in beeindruckender Regelmäßigkeit Top-Sprünge ab und ließ sich auch von einem nicht optimalen Quali-Sprung auf der Schattenbergschanze (nur Rang 40) nicht verunsichern. Beide sind im Sommer sichtlich gereift und springen so stark wie nie zuvor.

Der Killerinstinkt

Hayböck wurde des Öfteren vorgeworfen, in den entscheidenden Momenten nicht die nötige Nervenstärke zu haben. Er hält dagegen. "Den Killerinstinkt kann man erlernen", erklärte er gegenüber LAOLA1 und ist davon überzeugt, sich diesen angeeignet zu haben. Seine Ergebnisse sprechen dafür, allerdings fehlt - vorerst noch - der erste Sieg. Kraft hat diesen soeben eingefahren und beim ersten Saisonhöhepunkt eine Duftmarke hinterlassen, die der Konkurrenz zu denken gibt.

 

Der Vorsprung

Der Mann in Gelb (Hayböck) und der Mann in Rot (Kraft) haben sich bereits ein beträchtliches Polster erkämpft. Abgesehen vom Slowenen Peter Prevc (8,0 Punkte hinter Kraft) haben alle weiteren Rivalen einen Rückstand in zweistelliger Höhe. Wenngleich auch Kamil Stoch (-17,0), Anders Fannemel (-21,2) oder Roman Koudelka (-26,6) noch nicht aus dem Rennen sind, müssen sie gegenüber Kraft, aber auch im Vergleich mit Hayböck, verlorenes Terrain wieder aufholen. Angesichts der Form der beiden ein äußerst schwieriges Unterfangen.

Die Stimmung

Ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist. Im ÖSV-Lager ist die Stimmung nach dem grandiosen Auftakt bestens - und nicht erst seit Oberstdorf. Mit Heinz Kuttin kam neuer Schwung ins Team, den durch die Bank alle Sportler loben. Auch der von der "Bild"-Zeitung verunglimpfte Gregor Schlierenzauer bewies Teamplayer-Qualitäten und freute sich mit seinen Kameraden. Während die Konkurrenz grübelt, befinden sich Kraft und Hayböck im Flow.


Christoph Nister