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Ist Schlierenzauer der größte Skispringer aller Zeiten?

Ist Schlierenzauer der größte Skispringer aller Zeiten?

Und am Ende ist es wieder Gregor Schlierenzauer.

Der Tiroler hat nicht nur seinen Titel bei der Vierschanzen-Tournee verteidigt und dem ÖSV damit den fünften Erfolg in Serie (Rekord!) beschert, sondern ein weiteres Kapitel in seiner einzigartigen Karriere geschrieben.

Ob im Weltcup, bei Weltmeisterschaften, während Olympischer Spiele oder im Rahmen einer Vierschanzen-Tournee: Wann immer es um etwas geht, ist der 23-Jährige, der am Montag Geburtstag feiert, zur Stelle.

"Wahrscheinlich der beste Springer aller Zeiten"

„Er ist wahrscheinlich der beste Springer aller Zeiten“, erklärte Anders Jacobsen gegenüber LAOLA1 und könnte damit Recht haben. Denn: „Schlieri“ ist erst 22 Jahre jung und steht schon jetzt auf einer Stufe mit den erfolgreichsten Adlern aller Zeiten.

Doch ist der Tiroler tatsächlich der Beste? Wir haben die stärksten Springer der Geschichte genauer unter die Lupe genommen:

  • Janne Ahonen

Janne Petteri Ahonen, so sein vollständiger Name, gehört definitiv zu den Besten der Historie. Der kühle Finne, der sich mit Worten weitestgehend zurückhielt, ließ lieber auf der Schanze Taten folgen. 36 Mal triumphierte er im Weltcup, zweimal holte er die große Kristallkugel.

Bis heute führt er die ewige Bestenliste an Tournee-Gesamtsiegen (fünf) an, zudem darf er fünf WM-Goldmedaillen (dazu dreimal Silber und zweimal Bronze) sein Eigen nennen. Bei Skiflug-Weltmeisterschaften stehen viermal Silber und zweimal Bronze zu Buche. Ein Olympiasieg blieb ihm verwehrt, immerhin durfte er sich mit dem Team zweimal über Silber freuen.

Ahonen an seinem 23. Geburtstag: Am 11. Mai 2000 umfasste seine Vita exakt 13 Weltcup-Triumphe, im Weltcup landete er dreimal am Stockerl, auf den Gesamtsieg musste er allerdings noch einige Jahre warten. Mit Olympia stand er bis dahin auf Kriegsfuß (keine Medaille), dafür durfte er sich bereits drei WM-Goldene umhängen lassen und gewann Silber und Bronze auf den Flugschanzen dieser Welt.

  • Jens Weißflog

Ein Blick auf die Palmares des Deutschen lässt einen beinahe in Ehrfurcht erstarren. Bei Olympia gewann er dreimal Gold, dazu einmal Silber, bei Weltmeisterschaften stand er ebenso oft ganz oben und durfte sich überdies an je vier Medaillen in Silber und Bronze erfreuen.

Auch im Weltcup war er eine Bank. Der heute 48-Jährige stand 33 Mal am obersten Treppchen und setzte sich 1983/84 die Krone auf, indem er die Gesamtwertung gewann. Bei der Tournee war er ohnehin fast immer vorne dabei. Viermal Erster, viermal Zweiter – Weißflog war die Konstanz in Person. Einziger Wermutstropfen: Im Skifliegen gelang ihm nie der Sprung nach ganz oben – weder im Weltcup noch bei Weltmeisterschaften (zweimal Bronze).

Weißflog an seinem 23. Geburtstag: Doppelolympiasieger durfte sich der aus der DDR stammende Wunderadler am 21. Juli 1987 bereits nennen. Ganz nebenbei waren zwei WM-Titel, zweimal Silber und einmal Bronze bereits errungen. Im Weltcup hatte er nicht nur bereits einen Gesamterfolg, sondern auch elf Tagessiege eingefahren.

  • Matti Nykänen

Über viele Jahre war er das Maß aller Dinge, gewann der Finne doch alles, was es zu gewinnen gab. 46 Weltcup-Erfolge sind bis heute Höchstwert, wenngleich dieser gehörig wackelt, da Schlierenzauer ihm bis auf einen auf die Pelle gerückt ist.

Die große Kristallkugel wurde viermal an ihn vergeben, Olympia-Gold ebenso oft (dreimal im Einzel). Bei den Nordischen Titelkämpfen stand er fünfmal ganz oben, bei der Tournee zweimal, auch bei Skiflug-Weltmeisterschaften holte er einmal Gold.

Nykänen an seinem 23. Geburtstag: Wenn einer in jungen Jahren mit "Schlieri" mithalten kann, dann der Finne, der nach seinem Karriereende für zahlreiche Eskapaden sorgte. Am 17. Juli 1986 war Nykänen bereits Olympiasieger, Doppel-Weltmeister und Skiflug-Weltmeister. Dazu hatte er die Tournee gewonnen, den Weltcup dreimal für sich entschieden und 31 Einzelsiege gefeiert.

  • Thomas Morgenstern

Beeindruckend liest sich auch die Medaillen-Sammlung des Kärntners. Dreimal hörte er bei Olympischen Spielen bereits die österreichische Nationalhymne, bei Weltmeisterschaften durfte er gar schon sieben Mal jubeln und holte darüber hinaus je einmal Silber und Bronze.

Im Skifliegen war "Morgi" dreimal mit dem Team siegreich, zwei weitere Bronzemedaillen (davon eine im Einzel) gesellten sich im Laufe der Jahre hinzu. Die Tournee durfte er 2010/11 von seiner "To Win"-Liste streichen, die Gesamtweltcup-Kugel hat er in doppelter Ausführung zu Hause stehen. Ganz nebenbei gewann er 22 Einzelspringen.

Morgenstern an seinem 23. Geburtstag: Auch der 26-Jährige braucht sich vor Schlierenzauer nicht zu verstecken. Am 30. Oktober 2009 hatte er Olympia-Gold (zweimal) längst in der Tasche, vier WM-Goldene ebenfalls und auch ein Gesamtweltcup-Sieg sowie der Skiflug-WM-Titel und zwölf Weltcup-Triumphe brachte er auf die Habenseite.

  • Adam Malysz

Als er 1994 erstmals im Weltcup auftauchte, ahnte noch niemand, welch große Fußstapfen er bei seinem Abschied 2011 hinterlassen würde. Der Pole räumte fast alles ab, was es zu gewinnen gab. Dazu gehören 39 Erfolge im Weltcup, die zu vier großen Kristallkugeln (Rekord) führten.

Bei der Tournee war er 2000/01 der alles überragende Mann, bei Weltmeisterschaften lachte er viermal vom obersten Podest und streifte nebenbei noch je einmal Silber und Bronze ein. Auch Olympia meinte es gut mit ihm, wenngleich der ganz große Wurf in Form von Gold ausblieb. Drei Silber- und eine Bronzemedaille sind jedoch auch aller Ehren wert. Bei globalen Skiflug-Titelkämpfen ging er allerdings stets leer aus.

Malysz an seinem 23. Geburtstag: Innerhalb der „Creme de la Creme“ der Springer-Historie gilt der heute 35-Jährige als Spätstarter. „Nur“ drei Weltcupsiege zierten seine Erfolgsliste am 3. Dezember 2000. Bei Olympia und Weltmeisterschaften hatte er noch nichts vorzuweisen, der erste Tournee-Sieg sollte aber nur noch wenige Wochen auf sich warten lassen.

  • Simon Ammann

Der Schweizer ist so etwas wie "Mr. Olympia". Kaum stehen die Wettkämpfe im Zeichen der fünf Ringe, ist der 31-Jährige zur Stelle. Vier Einzel-Goldmedaillen bedeuten absoluten Bestwert. Doch der "Harry Potter" der Springer hat auch sonst einiges auf dem Kerbholz.

20 Weltcup-Siege hat Ammann in seiner Karriere ersprungen, 2009/10 gelang es ihm, sich den Gesamtweltcup-Erfolg zu krallen. So ganz nebenbei war er auch schon bei der Nordischen Ski-WM (einmal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze) sowie bei der Skiflug-WM 2010 (Gold) höchst erfolgreich. Was ihm noch fehlt, ist der Tournee-Sieg.

Ammann an seinem 23. Geburtstag: Was den Weltcup betrifft, fällt die Ausbeutet etwas mager aus. Ein Erfolg war am 25. Juni 2004 eingefahren, dafür durfte sich Ammann bereits Doppel-Olympiasieger nennen. Sämtliche WM-Medaillen sollten zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

  • Gregor Schlierenzauer

Ruft Schlierenzauer sein Potenzial ab, ist er eigentlich nicht zu schlagen. Wer sich die Erfolgsliste des Superadlers zu Gemüte führt, wird darin bestätigt. Mit nur 23 Jahren hat er bereits 45 Weltcup-Erfolge für sich verbuchen können, dabei sprang auch eine große Kristallkugel für den Stubaier heraus.

Zu seinen fünf WM-Goldenen und einer Silbernen im Rahmen von Nordischen Ski-Weltmeisterschaften gesellten sich viermal Gold und einmal Silber, wenn es auf die Skiflugschanzen dieser Welt um Edelmetall ging. Bei Olympia gab es mit der ÖSV-Mannschaft Gold und zweimal Einzel-Bronze, bei der Tournee reüssierte er zweimal in Folge.

Fazit: Es ist und bleibt schwer, Springer verschiedener Generationen zu vergleichen. Fakt ist, dass Schlierenzauer bereits in jungen Jahren eine Trophäensammlung erstellt hat, die ein Gros der Konkurrenz nie erreichen wird. Bleibt der Tiroler verletzungsfrei, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis er die vermeintlichen "Allzeit-Rekorde" auslöscht, um neue Bestmarken zu setzen.

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Christoph Nister