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Dürr: "War zwei Jahre durchgehend krank"

Dürr:

Langläufer Johannes Dürr hat bei der Tour de Ski am Wochenende sogar sich selbst überrascht, in der erweiterten Weltspitze sieht sich der Niederösterreicher aber schon.

"So wie es passiert ist, war es absolut nicht zu erwarten. Dass ich mehr kann, als ich davor gezeigt habe, war mir aber auch klar", betonte der 25-Jährige nach Rang acht im Klassik-Massenstart und Platz vier im abschließenden, besonders harten Skating-Bergrennen auf die Alpe Cermis.

Noch nie in Top 30

Der Göstlinger ist nach langer Leidenszeit - die ähnlich lange dauerte wie das Warten Österreichs auf einen Weltklasse-Distanzläufer nach dem unrühmlichen Abtreten von Olympiasieger Christian Hoffmann - quasi von Null auf Hundert in die Weltspitze vorgestoßen.

Denn bisher war der Junioren-WM-Vierte von 2007 noch nie in die Weltcuppunkteränge der besten 30 gekommen.

Das lag vor allem daran, dass er zuerst am Pfeiffer'schen Drüsenfieber erkrankt war und danach auch noch von anderen langwierigen Krankheiten ausgebremst wurde.

Fünf Jahre Kampf

Der Weg zurück zu alter Stärke erwies sich deshalb als besonders beschwerlich.

Nur wenige, darunter zum Glück auch ÖSV-Langlaufchef Markus Gandler und Cheftrainer Gerald Heigl, hätten noch an ihn geglaubt, erzählte der Heeressportler.

"Ich habe fünf Jahre gekämpft. Ich war in der Versenkung verschwunden. Ich war zwei Jahre durchgehend krank, habe aber nie aufgegeben. Natürlich bin ich oft geschwankt, habe gezweifelt und immer wieder Rückschläge erlitten, das war extrem hart, aber jetzt ist es umso schöner", meinte Dürr nach seinen sensationellen Auftritten im Gespräch mit der APA.

Erlösung

In dieser Saison verhinderten nach erstmals optimaler Vorbereitung ("Das macht sich bemerkbar") nur falsche Materialwahl und schlechte Tagesverfassung schon früher die ersten Punkte.

"Ich war schon vor der Tour super drauf, habe es aber nicht zeigen können, weil irgendwas immer in die Hose gegangen ist, das hat sehr an mir genagt."

Beim Tourfinale am WM-Schauplatz im Fleimstal habe endlich alles zusammengepasst. Der achte Platz über 15 km klassisch sei eine Erlösung gewesen.

"War in einem Flow"

Das war ein ganz wichtiges Rennen. Ich habe endlich gezeigt, dass ich doch Langlaufen kann. Der Ski, die Taktik, die Tagesform - alles hat perfekt gepasst", so Dürr.

Er sei "geflasht" gewesen, als er mit den Stars mitgehalten und viele wie Petter Northug sogar hinter sich gelassen habe. "Ich war in einem Flow, ich habe es während des Rennens gar nicht fassen können."

Die anschließende Bergetappe über die Skipiste auf die Alpe Cermis, sein ursprüngliches Tour-Ziel, sei dann nur noch eine Draufgabe gewesen.

"Fünf Tode gestorben"

"Ich bin die Tour eigentlich nur für das Bergrennen gelaufen. Ich habe mir dabei Chancen auf die Top 20 ausgerechnet, wenn alles super läuft. Durch das emotionale Hoch ist es dann viel leichter gegangen, aber ich bin auf diesem Berg trotzdem fünf Tode gestorben", bekräftige Dürr, der sich als Allrounder mit Stärken in beiden Stilarten sieht.

Einzig im Sprint habe er noch Nachholbedarf. Mit seinen sprintstarken Teamkollegen Harald Wurm und Bernhard Tritscher arbeitet er aber bereits an diesem Manko, um bei Massenstartrennen in der Schlussphase noch besser mithalten zu können.

An seiner Zielsetzung, regelmäßig unter die besten 30 zu kommen, hat sich aber nicht geändert. "Man kann nicht erwarten, dass es in dieser Tonart weiter geht", bekräftigte Dürr.

Kurze Erholungspause

Zunächst gelte es aber ohnehin erst die Akkus wieder aufzuladen. Nach einer Wettkampfpause will er den Dolomitenlauf am 20. Jänner nützen, um für die Olympia-Generalprobe Anfang Februar in Sotschi wieder in Schuss zu kommen.

Danach freut er sich bereits auf die Weltmeisterschaft, "weil ich auf der WM-Strecke schon einmal eine gute emotionale Basis gesammelt habe."