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Bei Sumann und Mesotitsch tickt "die biologische Uhr"

Bei Sumann und Mesotitsch tickt

Zwei Jahre Talfahrt waren genug.

Nachdem Österreichs Biathleten in den vergangenen beiden Jahren hinter dem Leistungsniveau zurückblieben und der Konkurrenz beim Einheimsen von Erfolgen zusehen musste, wurde gehandelt.

Der ÖSV installierte mit Remo Krug einen neuen Cheftrainer.

Ob sich das Sprichwort „Neue Besen kehren gut“ bewahrheitet, muss der Deutsche erst noch unter Beweis stellen.

Eines steht aber bereits fest: Im rot-weiß-roten Lager weht ein neuer Wind.

Wenn am Mittwoch mit dem Einzelbewerb der Startschuss in den WM-Winter 2012/13 fällt, sollen die ersten Früchte der harten Arbeit über den Sommer geerntet werden.

Die Richtung stimmt

„Es ist noch nicht alles so, wie ich mir das vorstelle“, konstatiert Krug im Gespräch mit LAOLA1, um anzufügen: „Wir sind aber auf einem guten Weg.“

Gesundheitliche Probleme, die den heimischen Loipenjägern in der Vergangenheit des Öfteren in die Suppe spuckten, suchten Landertinger und Co. auch in den letzten Monaten heim. Inzwischen sollten diese Nachwehen aber abgeklungen sein.

Und so wurde über den Sommer eifrig an der Kondition gearbeitet, nachdem die für gewöhnlich sehr laufstarken Österreicher ausgerechnet in dieser Disziplin gegen die versammelte Weltelite chancenlos waren.

„Es reicht nicht mehr, einen hervorragenden Schützen zu haben, der sieben, acht Prozent Rückstand an Laufleistung hat“, erklärt Krug. „Man muss gut schießen – am besten auch schnell – und super laufen können.“

Ausnahme Sumann

In der Rückkehr zu einer einheitlichen Trainingsgruppe – zuletzt gab es die Gruppen Gösweiner und Eder – sieht er einen wichtigen Schritt.

„Wenn man die Kräfte bündeln kann, ist es immer besser, als zweigleisig zu fahren. Die Besten müssen sich untereinander messen, um noch besser zu werden.“

Eine Ausnahme bildet Routinier Christoph Sumann. Der Steirer bekam vom ÖSV die Genehmigung, in der Vorbereitung weite Strecken des Trainings solo zu trainieren. Nicht unbedingt zum Wohlwollen seines neuen Chefs.

„Es war eine Vereinbarung zwischen Christoph und der Führung des ÖSV. Das war vor meiner Zeit, aber ich akzeptiere und respektiere diese Absprache.“

Inzwischen ist das ÖSV-Team wieder komplett und bereitet sich intensiv auf den Auftakt vor. Vorrangige Ziele ist neben einer WM-Medaille – die Titelkämpfe finden im Februar im tschechischen Nove Mesto statt – die Rückgewinnung des sechsten Startplatzes.

Um diese zu gewährleisten, muss er auch das eine oder andere Mal durchgreifen. Kein Problem, wie Krug findet. „Ich bin sicher nicht der Kumpeltyp. Ob ich ein strenges Regiment führe? Das kann man durchaus so sagen.“

„Die biologische Uhr tickt“

So spricht der Bayer auch nicht um den heißen Brei herum, wenn er auf die Erwartungen an seine Mannen angesprochen wird.

Bei Christoph Sumann ticke „die biologische Uhr, dessen muss man sich bewusst sein. Es kann sein, dass er sich auf einige Hauptveranstaltungen konzentriert.“ Schöpft der 36-Jährige allerdings sein Leistungsmaximum aus, „erwarte ich mir, dass er auch mal am Podium steht“. Siegläufer sei er allerdings nicht unbedingt.

Ganz anders Dominik Landertinger. „Er hat sehr viel Potenzial und befindet sich auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass er vielleicht schon dieses Jahr, spätestens aber im Olympia-Winter, das eine oder andere Mal ganz oben stehen kann.“

Bei Daniel Mesotisch komme es „nicht von ungefähr, dass er (letzte Saison, Anm.) der Stärkste war. Er zeigt das auch im Training. Er ist sehr fleißig, stabil und in jedem Bereich gut und zudem sehr belastungsverträglich.“ Auch bei ihm spiele allerdings das Alter keine unbedeutende Rolle. „Einfach wird’s nicht, er muss gnadenlos an sich arbeiten.“

Bleibt noch Simon Eder, der Vierte im Bunde des Erfolgs-Kleeblatts. „Er ist ein überragender Schütze. Ich habe noch keinen gesehen, der solche Fähigkeiten hat, so gut und dabei so schnell schießen kann.“ Entscheidend werde bei „Sam“ sein, inwieweit er den Laufrückstand verkürzen kann. „Ich sehe Potenzial.“

Verpasste Chance der Jüngeren

Besondere Bedeutung kommt auch dem Team hinter A-Team zu. In der Vergangenheit lastete der Druck fast ausschließlich auf den genannten Vieren. Die zweite Garde soll die Lücke schließen und den Etablierten einheizen.

Den Jüngeren gelang dies nur bedingt. Bei den Qualifikationsbewerben in Norwegen um den letzten verbleibenden Platz setzte sich mit Fritz Pinter ein Senior durch.

Krug und seinem Team steht also noch einiges an Arbeit bevor, um nach zwei durchwachsenen Jahren die Trendwende einzuleiten.

 

Christoph Nister