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Herbert Cool: Ein Exot mit Ambitionen

Herbert Cool: Ein Exot mit Ambitionen
Bei einer WM zählen nur Medaillen, heißt es so schön.

Wir sagen: Nein!

Abgesehen davon, dass jeder, der an einer Weltmeisterschaft teilnimmt, Außergewöhnliches leistet, sind es oftmals die Exoten, die ein Großereignis bereichern.

Im Biathlon ist das nicht anders. Athleten aus Korea, Australien, Brasilien oder Usbekistan gaben sich bereits die Ehre und kämpften  sich ins Ziel.

Entwicklungsland Niederlande


Exoten gibt es aber nicht nur in Übersee – auch die Niederlande gehört zu den Entwicklungsländern im Zirkus der Loipenjäger.

Nichtsdestotrotz sticht einer allein schon seines Namens wegen besonders ins Auge, wenn man durch die Ergebnislisten stöbert. Herbert Cool!

Der 27-Jährige hat keine Chance auf Edelmetall und zählt dennoch zu den Publikumslieblingen in der Chiemgau-Arena zu Ruhpolding.

Nicht nur wegen seines Namens oder seiner Herkunft oder auch der Tatsache, dass er in Ruhpolding trainiert. Cool ist eloquent, charmant und spricht nicht lange um den heißen Brei.

„Der Sprint war große Scheiße“

LAOLA1 wollte sich selbst davon überzeugen und bat den „Oranje“ zum Interview. Angesprochen auf seine bisherigen Leistungen (Sprint: Platz 114/3 Fehler, Einzel: Platz 102/4 Fehler) parlierte er locker-flockig: „Der Sprint war große Scheiße, das Einzel weniger Scheiße!“

Er habe zwar läuferisch nicht den Hauch einer Chance, doch ein Platz zwischen 60 und 70 wäre machbar gewesen. „Vier Fehler im Einzel waren vier Fehler zu viel – ich bin schließlich ein guter Schütze.“

Begeistert ist er indes von der Stimmung in Oberbayern. „Die Atmosphäre ist einmalig und wird wohl in den nächsten zehn Jahren nicht getoppt. Es ist schon brutal, wenn unter der Woche 28.000 Menschen kommen.“

Der niederländische Exot Herbert Cool träumt von einer Goldmedaille
Keine Resonanz in der Heimat

Eine ähnliche Resonanz würde er sich auch in seiner Heimat wünschen, dort wird Biathlon allerdings bestenfalls als Randnotiz vermerkt. „Es ist schade, dass mein Sport keine besondere Resonanz findet.“

Hoffnung schöpft er angesichts einer jungen Landsfrau, die kürzlich bei den Junioren-Weltmeisterschaten in Kontiolahti für Furore sorgte. Chardine Sloof heißt die junge Dame, zählt 19 Lenze und gewann Gold im Einzel sowie in der Verfolgung.

„Ich hoffe, dass mit ihr auch mehr Aufmerksamkeit kommt, zumal es bei den Eisschnellläufern gerade nicht so gut läuft“, wagt Cool einen mutigen Vergleich, gilt Eisschnelllauf in den Niederlanden doch als Volkssport. „Macht ja nichts, Holland ist sportbegeistert. Das kann doch auch für Biathlon gelten.“

Projekt für Einzelkämpfer

Der in Rotterdam geborene Publikumsliebling hat vor einiger Zeit das „Team Cool“ (inklusive Mentaltrainer) ins Leben gerufen, um sich besser auf seine Wettkämpfe vorbereiten zu können und hat sich dabei einer starken Nation angeschlossen.

„Ich trainiere mit den Amis in Ruhpolding – in Holland geht’s ja leider nicht, weil wir keinen Schnee haben. Hier sieht man auch ständig einen Greis oder Birnbacher. Das ist einfach eine ganz andere Welt. Alleine kann man solche Strukturen nicht schaffen.“

Aus diesem Grund plant Cool, eine multinationale Trainingsgemeinschaft auf die Beine zu stellen. „Wir reden mit internationalen Biathleten, um ein Projekt in diese Richtung zu starten. Dabei geht es darum, mit talentierten Leuten zusammenzuarbeiten, die keine Verbände haben, die sie groß unterstützen.“

„Starte nicht, um 60. zu werden“

Bleibt die Frage, wie man ein solches Projekt finanzieren will, wenn keine Erfolge vorhanden sind und auch nicht erwartet werden können? „In Holland fragt man sich: Huhn oder Ei – was kam zuerst? Für Erfolge braucht man Sponsoren, um sich auf den Sport konzentrieren zu können. Die kommen aber erst, wenn man Erfolg hat. Ich muss einfach kämpfen, so gut ich kann. Nur so kann es klappen.“

Auch die sportlichen Ziele gehen ihm längst nicht aus. „Natürlich will ich irgendwann eine Goldmedaille. Ich starte ja nicht, um 60. oder schlechter zu werden“, stellt er klar, um mit einem Lächeln anzufügen: „Ich werde halt leider trotzdem nie besser.“

 Christoph Nister