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Soukups Weg vom Krankenbett zur WM-Medaille

Soukups Weg vom Krankenbett zur WM-Medaille

Es war Ende August, das Sommertraining für die neue Biathlon-Saison lief auf Hochtouren.

Die tschechische Mannschaft absolvierte ein Trainingslager in Slowenien, die Herren waren gerade mit dem Mountainbike unterwegs.

Plötzlich passierte ein schwerer Unfall, der alles verändern sollte. Jaroslav Soukup, Bronzemedaillengewinner im WM-Einzel von Ruhpolding, verlor die Kontrolle über sein Bike und kam schwer zu Sturz.

Der 30-Jährige zog sich einen doppelten Armbruch (einer davon offen), eine Fraktur des Schlüsselbeins sowie des Schulterblattes und zudem schmerzhafte Hals- und Nackenverletzungen zu. Außerdem lautete die Diagnose auf schwere Gehirnerschütterung.

Karriereende war nah

Das Karriereende schien nah, die Ärzte wollten nicht daran glauben, dass Soukup noch einmal den Weg zurück schaffen könnte. "Ich selbst wollte auch nichts von Biathlon wissen", beschrieb er gegenüber LAOLA1 seine Gefühle.

Doch die Motivation kam zurück, der Kampfgeist ebenso und zu Jahresbeginn schaffte er ein nicht für möglich gehaltenes Comeback. Seine Leistungen überzeugten das Trainerteam, weshalb er für die Mixed-Staffel in Nové Město na Moravě aufgeboten wurde.

Soukup dankte es mit einer Klasseleistung und war maßgeblich daran beteiligt, dass die Tschechische Republik vor 27.000 enthusiastischen Fans in der Vysočina Arena zu Bronze eilte. Es war das erste Staffel-Edelmetall seit 20 Jahren.

Ein Traum wurde wahr

"Es ist einfach traumhaft", strahlte er nach dem Wettkampf. "Ich war am Morgen noch sehr nervös, bis zum Rennen hat sich das allerdings gelegt."

Der Bewerb sei aus tschechischer Sicht optimal verlaufen, man habe eindrucksvoll gesehen, "dass wir ein starkes Team haben - bei den Männern und bei den Frauen gibt es gute Leute."

Bronze vor heimischer Kulisse sei der "perfekte Start" in die Heim-Weltmeisterschaft gewesen, das Publikum habe ihn unglaublich gepusht. "Wenn ich nicht gut drauf bin, stört mich das. Wenn ich gut in Form bin, treiben mich die Zuschauer an. Ich habe während des Rennens gemerkt, dass mir die Unterstützung gut tut."

2012 noch alleine, freut sich Soukup diesmal mit der Mixed-Staffel über Bronze
Nur wenige Erinnerungen

Gut getan hat ihm auch der Abstand vom Sport nach seinem Rad-Unfall. Er habe zunächst die Distanz gebraucht, um sich völlig auf seine Genesung konzentrieren zu können, erklärte Soukup.

"Ich kann mich ja nur noch an den Start der Tour erinnern, danach sind zwei Tage komplett weg", schildert er seine wenigen Erinnerungen.

Die Ärzte waren von seinem Zustand schockiert. "Verständlich, mir stand ein Knochen raus. Es war hart, als ich versucht habe, die Hand zu bewegen. In den ersten Wochen klappte das nur minimal."

Schritt für Schritt zurück

Mit Fortdauer kam allerdings der Spitzensportler in ihm durch. Der Antrieb, sich zu quälen, war zurück. Ebenso der Ehrgeiz, sich wieder an die Spitze heranzukämpfen.

Doch was trieb den Tschechen an? "Biathlon ist einfach mein Job, ich wollte nicht so früh aufhören." Schritt für Schritt kämpfte er sich zurück ins Sportlerleben. Bei den ersten Rollerski-Versuchen durfte er die rechte Hand noch nicht belasten, inzwischen ist er wieder auf jenem Level, der ihm Einzel-Bronze bei der WM 2012 einbrachte.

"Es geht mir wieder richtig gut. Ich wollte kein Jahr Pause einlegen, um für Olympia wieder fit zu sein. Ich wollte unbedingt bei der Heim-WM in Nové Město dabei sein."

Der Kampf hat sich gelohnt, Soukup hat das wohl beeindruckendste Comeback der Biathlon-Saison mit seiner zweiten WM-Medaille gekrönt.

 

Aus Nové Město berichtet Christoph Nister