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Das war Pokljuka: Nebel, Odysseen und Aufholjagden

Das war Pokljuka: Nebel, Odysseen und Aufholjagden

Nicht wenige Wintersport-Fans halten Biathlon für die spannendste aller Sportarten.

Wer die Bewerbe in Pokljuka verfolgt hat, wird womöglich zustimmend nicken: Unglaubliche Aufholjagden, kuriose Nebel-Schlachten und Premieren-Siege sorgten für eine rundum unterhaltsame Woche in Slowenien.

Für Miriam Gössner wurde bereits die Anreise zu einer Odyssee der besonderen Art, Nastassia Dubarezava teilt nun ein Schicksal mit Magdalena Neuner und Kaisa Mäkäräinen sollte ihre Zusammenarbeit mit einem Sport-Schützen noch einmal überdenken.


Der Weltcup in Pokljuka im Rückspiegel:

 

 Top

 

+ + + Die Tschechische Republik erlebt zur Zeit ein kleines Biathlon-Wunder: Gabriela Soukalova feierte nicht nur ihren ersten Weltcup-Sieg, sondern stand in allen drei Rennen am Podium. Veronika Vitkova stellte als Verfolgungs-Fünfte ihre persönliche Bestleistung ein, während Ondrej Moravec als Zweiter der Verfolgung erstmals den Sprung unter die Top Drei schaffte. + + +

+ + + Einmal Erste, zweimal Zweite: Es war das Wochenende der Miriam Gössner. Die 22-Jährige zündete auf der Loipe stets den Turbo und war der Konkurrenz meilenweit voraus. Am Samstag nahm sie der Zweitschnellsten im Feld, Kaisa Mäkäräinen, nicht weniger als 44 Sekunden ab. Ein Verfolgungssieg mit fünf Fehlern gelang zuletzt Uschi Disl im Jänner 2005. Nie zuvor gab es allerdings den Fall, dass die nachfolgende Athletin fehlerfrei blieb. + + +

+ + + Im September 2011 kam Ivan Tcherezov auf Skirollern schwer zu Sturz. Dabei zog sich der Russe, in der Saison 2010/11 Gesamtweltcup-Fünfter, multiple Brüche sowie eine Verdrehung des Knöchels zu. Mehrere Operationen und eine lange Leidenszeit folgten. 638 Tage nach seinem letzten Weltcuprennen kehrte er nun auf die große Bühne zurück. Zwar reichte es im Sprint nur zu Rang 62, doch allein die Tatsache, sich nach einer solch schwierigen Phase wieder zurückgekämpft zu haben, dürfte dem 32-Jährigen genauso viel bedeuten wie seine sieben Weltcup-Erfolge. + + +

+ + + Erstaunlich, diese Leistungsexplosion der Österreicher im IBU-Cup. Tobias Eberhard führte die ÖSV-Siegesserie in Ridnaun fort und gewann die Verfolgung. Im Sprint lief er vor Daniel Mesotitsch auf Rang zwei. Damit nicht genug, nimmt der Salzburger in der Gesamtwertung souverän den Platz an der Sonne ein. So ganz nebenbei liegt er auch in der Verfolgung an erster Position und rangiert in der Sprintwertung auf Platz zwei – direkt hinter Bruder Julian. + + +

 

+ + + In Östersund und Hochfilzen wollte es so gar nicht laufen bei den ÖSV-Damen, doch Pokljuka brachte die Wende. Iris Schwabl (geb. Waldhuber) landete auf Platz 32 (persönliche Bestleistung), zudem sammelte auch Romana Schrempf als 35. die ersten Weltcup-Punkte der Saison. Angesichts dieses Erfolges ist der Rückschlag in der Verfolgung – die beiden kamen nicht über die Ränge 55 (Schrempf) und 56 (Schwabl) hinaus – verkraftbar. + + +

 

 Flop

 

+ + + Darya Domracheva kann sich mit Pokljuka einfach nicht anfreunden. Noch immer wartet sie in Slowenien auf den ersten Podestplatz. Aufgrund schlechter Blutwerte begab sich die Verfolgungs-Weltmeisterin ins Krankenhaus. Den Sprint – und damit auch die Verfolgung – ließ sie gezwungenermaßen aus, im Massenstart konnte sie nur zwei Runden lang das Tempo der Spitze halten. Danach waren die Kraftreserven aufgebraucht. Neun Schießfehler und ein enttäuschender 21. Platz standen letztendlich zu Buche. + + +

+ + + Läuferisch lief es für Nastassia Dubarezava im Sprint richtig gut. Drittschnellste Zeit auf der ersten Runde, Rang zehn auf der zweiten. Das Schießen sollte jedoch zur Stolperfalle werden. Im Stehendanschlag gab sie fünf Schüsse ab, doch kein einziger wollte die Scheiben zum Fallen bringen. Kein Wunder, visierte sie doch die falschen an. Schwacher Trost: Damit befindet sie sich in guter Gesellschaft, passierte dieses Malheur doch u.a. bereits Landsfrau Darya Domracheva und Magdalena Neuner. + + +

+ + + Kaisa Mäkäräinen wollte ihre Schwäche am Schießstand kompensieren und einigte sich mit Juha Hirvi auf eine Zusammenarbeit. Der 52-Jährige ist ehemaliger Sportschütze und gewann bei den Olympischen Spielen 2000 eine Silbermedaille. Früchte konnte die Finnin bislang nur wenige ernten. Vier Fehler im Sprint, je sieben in Verfolgung und Massenstart. Trotz ihrer überragenden Lauffähigkeiten sprang kein einziger Spitzenplatz heraus. + + +

+ + + Abhaken und weitermachen. Dies ist das einzige Motto, das für Arnd Peiffer in Frage kommt. Der Deutsche erwischte eine rabenschwarze Woche. Vier Fehler im Sprint (allesamt liegend) kosteten ihn die Teilnahme an der Verfolgung (nur Rang 73). Zu allem Überfluss wollte es auch im Massenstart nicht besser laufen. Zwar schoss der 25-Jährige „nur“ drei Fahrkarten, doch aufgrund einer miserablen Laufleistung bekleidete er als 30. den letzten Platz. + + +

Kurioses


+ + + Die Anreise nach Pokljuka war für Miriam Gössner alles andere als gewöhnlich. Um in das ursprünglich für sie vorgesehene Hotel zu kommen, hätte sie einen langen Umweg in Kauf nehmen müssen. Die Deutsche war daher um Plan B bemüht, doch auch der ging nicht auf, wie sie bei „Blickpunkt Sport“ erklärte: „Ich wollte mir ein Hotel suchen. Meine Mama meinte, da gibt’s noch ein Motel an der Autobahn. Aber das hatte geschlossen. Daher dachte ich, ich schlaf‘ im Auto. Die Mama hat gemeint, ich soll bitte zusperren. Jetzt krieg‘ ich einen Schlafsack zu Weihnachten, der kommt ins Auto.“

+ + + Das zweite Liegendschießen im Massenstart der Damen war aus Sicht vieler Trainer und Athletinnen irregulär. Fehler en masse schlichen sich aufgrund des dichten Nebels ein, die Schießzeiten waren exorbitant hoch. Einzig die Russinnen hatten offenbar Spaß daran, denn mit Ekaterina Yurlova (als eine von nur drei Starterinnen in diesem Schießdurchgang fehlerfrei) und Olga Zaitseva stellte das Team von Wolfgang Pichler die mit Abstand schnellsten Schützinnen. + + +

+ + + Hart, härter, Biathleten. Lowell Bailey brach sich wenige Stunden vor dem Sprint am Bettpfosten den großen Zeh. Rennabsage? Keinesfalls! Der US-Amerikaner ging trotz großer Schmerzen an den Start und schlug sich mehr als beachtlich. Zwei Schießfehler stehend und eine passable Laufleistung brachten ihm Rang 36 und damit immerhin fünf Weltcup-Zähler ein. + + +

  Spruch des Wochenendes


+ + + „Beim zweiten Anschlag hab ich gar nix mehr gesehen. Ich hab versucht, über die Waffe zu schauen. … Ich hab mir dacht, jetzt schießt du einfach weiter. Das ist halt Biathlon, gell?!“ Miriam Gössner nach ihrem zweiten Platz im Massenstart gegenüber der „ARD“. + + +

 

Christoph Nister / Henriette Werner