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Endlich da: Der Druck aus der zweiten Reihe

Endlich da: Der Druck aus der zweiten Reihe

Druck aus der zweiten Reihe war gefordert.

Von Remo Krug, dem Cheftrainer. Von Markus Gandler, dem sportlichen Leiter. Von den Sportlern selbst, die endlich aus dem Schatten der Etablierten – Simon Eder, Daniel Mesotitsch, Christoph Sumann und Dominik Landertinger - treten wollten.

Nun ist er da, der Druck. Nachdem bereits in den vergangenen Jahren der Durchbruch erwartet wurde, ist Julian Eberhard diesem so nah wie vielleicht noch nie.

Für den Weltcup-Auftakt in Östersund konnte sich der 26-Jährige noch nicht qualifizieren, doch seither läuft es fast wie am Schnürchen.

Mit drei Siegen im IBU-Cup, der zweiten Liga im Biathlon, profilierte er sich und überzeugte zugleich Krug davon, ihm beim Heimweltcup in Hochfilzen eine Chance zu geben.

Ein zweiter Blick lohnt sich

Platz 42 im Sprint, nach starker Aufholjagd Rang 22 in der Verfolgung. Auf den ersten Blick nicht berauschend. Auf den zweiten aber erfolgversprechend.

Denn: Der Salzburger leistete sich zwar am Schießstand ungewöhnlich viele Fehler, war in der Loipe aber sensationell stark. Zweite und vierte Laufzeit in den beiden Bewerben – absolute Extraklasse.

„Ich habe meinen Weg der letzten Jahre fortgeführt und im Sommer offenbar viel richtig gemacht. Hinzu kommt, dass das Material bislang super läuft. Atomic hat einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht, das hilft mir natürlich auch“, erklärt Eberhard im Gespräch mit LAOLA1.

„Ich fühle mich richtig gut und freue mich auf die Rennen in Pokljuka. Das Training ist super verlaufen, ich sehe alles sehr positiv. Es kann also losgehen.“

Leistung wird honoriert

Positiv in die Zukunft blickt er auch deshalb, weil er die Unterstützung seitens des Betreuerstabes spürt. Leistung wird honoriert, auf Namen keine Rücksicht genommen.

„Die Trainer bewerten unsere Ergebnisse objektiv, bei jedem Weltcup stehen die fünf besten Athleten am Start. So etwas gibt uns Mut. Jeder weiß, dass er sich mit guten Ergebnissen empfehlen kann. Es zählt die Leistung – so sollte es auch sein. Ich bin froh, dass es nun auch bei uns Biathleten so ist.“

Dieser Umstand wirkt sich auch positiv auf die Gruppendynamik aus. „Für das Klima ist das extrem positiv. Mit jeder guten Leistung steigt das Standing innerhalb der Gruppe. Der Respekt untereinander ist groß, wir können offen über alles reden.“

Mitgefühl mit Mesotitsch

Eberhards „Beförderung“ bedeutete für einen Teamkollegen allerdings eine Degradierung. Leidtragender der Geschichte ist Daniel Mesotitsch. Im Vorjahr noch der konstanteste aller ÖSV-Loipenjäger, nun nicht mehr im Team.

Gibt es so etwas wie Mitgefühl für den Kameraden, der zugleich einer der schärfsten Rivalen ist? „Auf alle Fälle“, stellt Eberhard klar, er könne sich schließlich in die Situation reinversetzen. Eine gesunde Portion Egoismus ist allerdings auch von Nöten, deshalb gibt er unumwunden zu: „Jeder ist sich natürlich selbst der Nächste.“

Für die Weltcuprennen in Pokljuka – neben dem Sprint am Donnerstag stehen auch eine Verfolgung (Samstag) und der erste Massenstart der Saison (Sonntag) auf dem Programm – will der Salzburger an die zuletzt gezeigten Leistungen anschließen.

Pokljuka kann kommen

„Die Strecke gefällt mir, sie ist natürlich angelegt. Dafür macht es die Seehöhe, rund 1.300 Meter, schwierig. Mir kommt die Strecke aber gut entgegen, weil man sehr kraftvoll laufen muss. Die Vorfreude ist jedenfalls groß.“

Auch den Schießstand betrachtet er positiv, dieser sei aufgrund des Zulaufs deutlich einfacher als jener in Hochfilzen. Während es im Pillerseetal vor dem Kampf mit den fünf Scheiben bergauf geht, erfolgt in Slowenien eine Abfahrt.

Problematisch an der Sache ist der Puls. Viele Athleten haben Probleme, wenn dieser zu tief ist. Miriam Gössner ärgerte sich nach der Staffel in Hochfilzen, zu langsam zum Schießstand gelaufen zu sein.

Eberhard glaubt nicht, dass ihm ein ähnliches Schicksal widerfährt. „Ich schieße generell gerne mit wenig Puls, deshalb sollte mir das ganz gut entgegenkommen.“ Bereits im Sprint will er dies unter Beweis stellen.

Druck soll erhöht werden

Das wiederum ist gleich aus dreierlei Hinsicht nötig. Erstens: Ein Top-Resultat würde ihm eine optimale Ausgangsposition für die Verfolgung verschaffen.

Zweitens: Der 26-Jährige ist auf jeden Weltcupzähler angewiesen, will er auch am Sonntag am Start stehen, schließlich werden nur die Top-30 des Gesamtweltcups für den Massenstart zugelassen. Derzeit rangiert er nur an 53. Position.

Und drittens: Der Druck auf die Etablierten soll nicht nur aufrechterhalten bleiben, sondern am besten noch erhöht werden.

 

Christoph Nister