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So tickt Biathlon-Star Simon Eder

So tickt Biathlon-Star Simon Eder

Simon Eder ist die große Konstante im Team der österreichischen Biathleten.

Mit zwei Podestplätzen und zahlreichen Top-10-Platzierungen liegt er im Gesamtweltcup am besten klassiert und zählt auch im WM-Einzel in Kontiolahti (Donnerstag, ab 17:15 Uhr) zum Favoritenkreis.

Der 32-jährige Salzburger hat mit Großereignissen ohnehin noch ein Hühnchen zu rupfen, wartet er doch noch immer auf seiner erste Einzelmedaille.

Bei LAOLA1 spricht der Staffel-Bronzemedaillengewinner von Sotschi über seinen sportlichen Traum, seinen größten Fehler und das prägendste Erlebnis.

Simon Eder so offen wie nie:

Meine wichtigste Bezugsperson

Auf jeden Fall mein Dad. Er begleitet mich schon meine ganze Karriere und ist im Weltcup dabei, was wichtig für mich ist. Ich habe aber eine zweite wichtige Ansprechpartnerin mit (meiner Cousine) Sandra Flunger. Mit ihr habe ich im Sommer extrem viel trainiert und bin nach zähen Jahren um 2012 dank ihr wieder in die Spur gekommen. Für mich ist das ein Dreiergespann, das extrem gut funktioniert. Ich sage oft, dass sie leider mein Dad und meine Cousine sind, weil es immer vorbelastet wirkt. Das ändert aber nichts daran, dass sie Topleute sind und das schon oft unter Beweis gestellt haben.

 

Mein Zimmerkollege

Das wechselt immer wieder mal. Im Winter geht es mit Landi nicht, weil der das Fenster immer sperrangelweit offen hat, daher teile ich es meistens mit Julian. Wir sind temperaturmäßig eher um die 25 Grad angesiedelt, dazu Fenster zu, Schotten dicht. Wir bleiben auch beide gerne lange auf, brauchen um 10 Uhr abends noch eine Jause und gehen dann spät schlafen. Daher passen wir sicher am besten zusammen. Im Sommer komme ich mit Landi gut klar, da kann er auch bei mir das Fenster aufmachen (lacht). In Beitostölen (beim Trainingskurs, Anm.) war ich mit ihm zusammen, da hatten wir getrennte Zimmer, was dann auch gut funktionierte. Da hatte er -4 Grad und ich +25 im Zimmer.

 

Mein prägendstes Erlebnis

Privat war es sicher der 4. Juli im letzten Sommer mit der Geburt meiner Tochter. Mit Marlene hat sich alles verändert, sie steht im Mittelpunkt. Ich hätte nie gedacht, dass sich das so positiv auf mich, die ganze Familie und auch auf den Sport auswirkt. Ich dachte, ich müsste zurückstecken. Es funktioniert aber extrem gut, sie ist eine absolute Bereicherung für uns alle.

Sportlich gesehen sind es vor allem die Niederlagen, die mich menschlich und sportlich weiterbrachten. Siege sind natürlich auch sehr schön, aber mehr lerne ich aus Niederlagen. Wenn man dann wieder zurückkommt, weiß man vieles mehr zu schätzen.

Mein größter Tiefschlag

Ich hatte brutal harte Jahre. 2003 wurde ich Junioren-Weltmeister und dachte, dass ich relativ schnell ganz rauf komme. Ich bin dann in eine Art Burnout gerutscht, das in Richtung Depression ging. Bis 2007 bin ich fast angestanden. Ich wusste, dass ich vorsichtiger sein muss, seither kenne ich meinen Körper viel besser und weiß, wie ich das Training dosieren muss. Ich bin damals richtig auf die Fresse geflogen, weil ich dachte, den Anschluss an die Herren viel schneller zu schaffen. Von 2004 bis 2006 ging aber überhaupt nichts. Da musste ich Rennen aufgeben, da hatte ich einen Ruhepuls von 80, im Krankenhaus haben sie mir gesagt, es passt alles. Schlussendlich hat dann Dr. Baumgartl gemeint, ich soll pausieren und zwei Monate gar nichts machen. Das war damals von Oktober bis Dezember 2006. Danach bin ich nach Skandinavien mitgereist und habe die Saison ohne Training, aber wieder mit meinem Grundniveau bestritten. In Hochfilzen habe ich erstmals Weltcuppunkte geholt, mit der WM-Staffel wurde ich Fünfter. Da habe ich dann kapiert, dass weniger oft mehr sein kann. Zu viel ist kontraproduktiv.

 

Mein größter Rivale

In dieser Hinsicht war ich das wohl selbst, weil ich mich selbst ausgebremst habe. Wenn man sich zu viel vornimmt, scheitert man, was mir öfter passiert ist. Im Olympia-Massenstart von Vancouver bin ich übermotiviert reingegangen. Einen größten Rivalen, wie Svendsen ihn mit Fourcade hat, habe ich nicht, weil ich noch nicht in diese Sphären gekommen bin, in der nur noch zwei Leute übrig bleiben.

 

Mein Vorbild

Als Kind war das immer Björn Daehlie. Mit der Zeit wird man dann doch skeptischer, sodass sich dieses Thema im Sande verlaufen hat. Man kann sich von sehr vielen Sportlern etwas abschauen, wobei es nicht zwangsläufig der schnellste oder beste sein muss. Ich will die Augen offenhalten und will auch von Leuten etwas aufnehmen, bei denen man es nicht vermuten würde.

 

Mein Verhältnis zu den Trainern

Das passt gut, wobei ich mich sehr viel alleine vorbereitet habe. Mein Dad und Sandra gestalten meinen Trainingsplan, insgesamt ist es aber ein sehr offener Umgang mit dem restlichen Trainerteam. Die gröbsten Reibereien gab es vor einigen Jahren, derzeit ist es ein sehr erwachsenes Verhältnis.

 

Mein größter Fehler

Sicher, dass ich als junger Athlet gedacht habe, es geht alles ganz einfach. Teilweise war ich auch respektlos gegenüber anderen Sportlern. Daraus habe ich gelernt, dass man jeden gleich respektieren muss. Wahrscheinlich war es die beste Erfahrung, die ich gemacht habe.

<span style=\'color: #ffff00;\'>SIMON EDER
Geboren am
  1. Februar 1983
Beruf Sportsoldat
Verein HSV Saalfelden
Weltcup-Debüt
  1. Jänner 2003
Erster Weltcup-Sieg
  1. März 2009
WM-Medaillen 1x Silber (Staffel 2009)
Olympia-Medaillen 1x Silber, 1x Bronze (Staffel 2010 bzw. 2014)

Mein Wunsch an die IBU

Dass wir nur noch einen Mixed-Bewerb haben, weil das absolut ausreichend ist. Generell finde ich, dass Staffelbewerbe extrem viele Athleten ausschließen, was ich nicht gut finde. Wir haben ja schon den Massenstart (nur 30 Teilnehmer), ein Format, das mir ganz gut gefällt. In der Single-Mixed werden aber drei Viertel des Starterfeldes ausgeschlossen, was nicht Ziel der Sache sein kann. Da würde ich einen Teamsprint, ähnlich dem im Langlauf, sinnvoller halten. Die Aktion, Single-Mixed- und Mixed-Staffel am selben Tag abzuhalten, ist schwer zu hinterfragen. Es ist ja nicht zielführend, dass in einem Bewerb die Besten nicht starten, denn zwei kann man kaum laufen. Es ist nicht Darts oder Billard. Diese Sportarten halten ganz andere Herausforderungen parat, bei uns ist das körperlich deutlich anstrengender. Es sollte nur einen Wettkampf pro Tag geben, gerade, wenn man in Richtung dopingfreien Sport denkt. Aus meiner Sicht ist es daher kompletter Irrsinn. Ich sehe das ähnlich wie bei der Tour de France, wo man auch Berge rausnehmen müsste.

 

Meine Achillesferse

Die wechselt. In dieser Saison war es das Schießen, was für mich relativ unerwartet kam. Ab und zu ist es auch das Nervenkostüm, wenn es in die Entscheidung geht. Im Biathlon musst du in vielen Bereichen top aufgestellt sein, mal läuft es besser, dann wieder nicht so. Es kommt selten vor, dass alles zusammenpasst. Zur Zeit habe ich das Gefühl, dass ich knapp dran bin. Für die WM schaut es gut aus.

 

Meine größte Stärke

Auf jeden Fall mein schnelles Schießen. Mittlerweile kann ich aber auch an guten Tagen extrem gut in der Loipe mithalten. Mein Ziel ist es, in diese Phase meiner Karriere zu kommen, in der wirklich alle Teilbereiche auf extrem hohem Niveau sind. Mein Gefühl sagt mir, dass ich dem immer näher komme. Dann wird es auch schwer, mich zu schlagen.

 

Mein perfekter Tag

Das ist ein privater Tag mit meiner Familie, weil bei meiner Kleinen derzeit so viel weitergeht. Es ist eine wunderschöne Zeit. Nach Antholz war ich krank, da habe ich danach auch nichts vereinbart, damit wir Zeit füreinander haben. Marlene ist das beste Mentaltraining für mich und einer der vielen positiven Nebeneffekte. Sportlich war es mein Ziel, wieder aufs Stockerl zu kommen, was ich geschafft habe. Ich bin nicht mehr so verbissen wie früher und kann auch mal mit einem achten Platz zufrieden sein.

 

Mein sportlicher Traum

Da brauchen wir nicht lange um den heißen Brei reden, das ist eine Einzelmedaille. Ich arbeite hart daran, will es aber nicht zu verbissen angehen. Ich habe alles getan, um in guter Form nach Kontiolahti zu kommen. Der Sprint war eine Watschn, aber der Verfolger (zweite Netto-Zeit, Anm.) war ein guter Wettkampf und lässt hoffen.


Christoph Nister