Im Parndorf Colorados

Auch die USA haben ihr Parndorf.

Damit meine ich keinen Fußball-Klub, der zwischen zweiter und dritter Liga pendelt. Nein, es geht um das Outlet-Center.

In Silverthorne, etwas mehr als 30 Auto-Minuten von Vail entfernt, ist so eines zu finden. Am freien Mittwoch nutzte ich die Gelegenheit, um mir selbst ein Bild davon zu machen.

Dort angekommen hatte ich das Gefühl, nach wie vor mittendrin in der Ski-WM zu sein. Volunteers, Leute mit ÖSV-Jacken und andere Nationen-Abgeordnete so weit das Auge reichte. Scheinbar war ich nicht der einzige, der auf die Idee kam, am freien Tag einen Trip ins Outlet-Center zu machen.

Das Dorf selbst, in drei „Villages“ unterteilt, erinnerte mich stark an jenes im Burgenland. Gut, die Häuser selbst nicht, aber die Geschäfte, die Anordnung der Produkte und die Preise sehr wohl.

Da ich allerdings kein allzu großer Fan solcher Outlets bin, hielt sich meine Ausbeute in Grenzen. Nach drei Stunden ging es daher wieder zurück nach Avon.

Am Weg vom Parkplatz zu meinem Appartement lief mir eine ältere Frau über den Weg. Sie war sichtlich auf der Suche nach irgendetwas, hatte aber ebenso offensichtlich keine Ahnung, wo sie hin musste.

So fragte sie mich um Auskunft. „Entschuldig... Excuse me. Wo ist das...“, sagte sie sich zunächst auf Deutsch alles vor, um dann mit dem Finger auf einen Zettel zu zeigen und ein schüchternes „Where?“ folgen zu lassen.

Schnell lenkte ich das Gespräch auf unserer beider Muttersprache um, was auch die Dame sehr freute. Weiterhelfen konnte ich ihr auch nicht, schließlich kenne ich in Avon nur den Weg von Appartement zur Shuttle-Busstation. Sie musste aber zur Apotheke.

Obwohl ich ihr nicht helfen konnte, ließ die Frau nicht mehr von mir ab. Ich hatte das Gefühl, sie konnte seit Tagen, vielleicht sogar Wochen, kein Gespräch mehr auf Deutsch führen und hatte mir dementsprechend viel zu erzählen.

Anhand meiner Akkreditierung erkannte sie, dass ich ein Medienvertreter bin. Obwohl sie mit ihrem Pelz-Mantel und ihrer teuren Marken-Sonnenbrille eigentlich wie eine edle Dame wirkte, entlockte ihr mein Geständnis, nicht fürs Fernsehen, sondern für eine Online-Sportseite zu arbeiten ein: „Aha, na zum Glück nicht für den depperten ORF!“

Spätestens da wusste ich, dass sie Österreicherin ist. Sie bestätigte diese Theorie und verriet mir, aus Wien zu stammen.

Zuerst Burgenland und dann Wien – eine große Portion Heimat am rennfreien Tag.

 

Euer Matthias