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„Habe überlegt, heimzufahren, aber das bin nicht ich"

„Habe überlegt, heimzufahren, aber das bin nicht ich

Rekorde sind da, um gebrochen zu werden.

Tina Maze könnte schaffen, was vor ihr nur Lasse Kjus geschafft hat. Seit Einführung des Super-G gelang es nur dem Norweger, bei einer WM Medaillen in allen fünf Disziplinen zu holen.

Im Super-G raste sie drei Hundertstel hinter Anna Fenninger zu Silber, in der Abfahrt verwies sie die Salzburgerin um zwei Hundertstel auf Rang zwei und kürte sich zur Weltmeisterin.

„Im Leben kommt immer alles zurück - es kommt auch aufs Glück an“, jubelt sie nach dem Hundertstel-Krimi in der Abfahrt.

Die älteste Weltmeisterin

Eine Parallele zu Kjus gibt es bereits: Der Allrounder holte das komplette Medaillen-Set 1999 in Vail und Beaver Creek. Genau dort, wo jetzt auch Maze die Chance dazu hat.

Während Kjus damals 28 Jahre alt war, ist Maze bereits drei Jahre älter. Mit 31 Jahren und neun Monaten ist sie seit der Abfahrt die älteste Weltmeisterin der Ski-Geschichte. „Oh, bitte erinnert mich nicht daran“, scherzt die Slowenin.

Sie fühle sich nach wie vor wie mit 16 Jahren: „Ich bin zwar eine der ältesten aber ich habe noch viel Energie. Ich war nie verletzt, das ist mein großes Plus. Ich war immer eher konservativ als aggressiv, deshalb bin ich gesund geblieben.“

Österreichs Herren haben Anteil

Dass es heuer auch in der Abfahrt so gut läuft, freut sie besonders, da es in Slowenien nicht leicht ist, die schnellste Disziplin zu trainieren. „Ich habe lange gebraucht, bis ich gelernt habe, zu gleiten“, gibt sie zu.

Das Österreichische Herren-Team sorgte dann aber für die Trendwende: „Im Sommer waren wir mit den österreichischen Herren auf Trainingslager, das war sehr wichtig für mich. Da habe ich das Timing gelernt und die Angst vor der Geschwindigkeit verloren.“

Zwei Medaillen in zwei Rennen sind beeindruckend, aber Maze will mehr. „Ich habe überlegt, heimzufahren, wenn ich im Super-G und in der Abfahrt gut bin, um mich auf Maribor vorzubereiten. Aber das bin nicht ich. Ich habe die Chance, mehr Medaillen zu gewinnen, also bleibe ich da. Natürlich ist es anstrengend, aber ich bin in guter Verfassung und es macht mir Spaß.“

„Ich weiß, dass ich es schaffen kann“

Auf Kjus' Bestmarke von 1999 angesprochen, stapelt sie nicht tief. „Natürlich denke ich daran. Ich weiß, dass ich es schaffen kann. Das wusste ich aber auch, bevor ich hier hergekommen bin.“

Ganz so viel Bedeutung will sie dem Thema aber nicht beimessen, schließlich sei es noch ein langer Weg: „Ich habe es im Hinterkopf, aber daran zu denken wäre falsch. Ich muss von Tag zu Tag, von Kurve zu Kurve und von Disziplin zu Disziplin schauen.“

Ihre bisherige Saison-Statistik lässt das Ziel aber nicht unerreichbar wirken. Sowohl im Riesentorlauf, als auch im Slalom konnte sie 2014/15 bereits einen Sieg einfahren. In der Kombination sollte sie sowieso eine Medaillen-Bank sein.

Möglich ist der Rekord also allemal. Es liegt an Maze, ihn zu brechen.

 

Aus Vail/Beaver Creek berichtet Matthias Nemetz