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"Ich persönlich fühle mich nicht als Gejagte"

Eva-Maria Brem hat das beste Jahr ihrer Karriere hinter sich.

Fast genau vor einem Jahr war sie jedoch noch ganz unten. Sie durfte nicht mit zu den Olympischen Spielen in Sotschi.

"Schladming und Sotschi bringt mir kein Mensch zurück. Da gibt es für mich persönlich einfach keine Wiedergutmachung", berichtete die Tirolerin bereits nach Rang drei beim Saison-Auftakt in Sölden.

Eine unfassbare Serie

Seit der Nicht-Nominierung präsentiert sich die 26-Jährige im Weltcup jedoch von einer ganz anderen Seite.

Vor der verpassten Olympia-Chance 2014 schaffte sie es kein einziges Mal auf das Podest. Seither stand sie in fünf von sieben Riesentorläufen am Podium.

"Es ist eine Charaktereigenschaft von mir, Erfolg und Misserfolg in Relation zu sehen. Die Erfolge im letzten Jahr freuen mich irrsinnig. Die Serie, die ich hingelegt habe, zeigt, dass ich es gut verarbeitet habe, weil eigentlich kein einziges Rennen in die Hose gegangen ist", analysiert sie nicht ohne Stolz auf ihre starken Leistungen.

Bei den zwei weiteren Riesenslaloms belegte Eva-Maria Brem übrigens jeweils den vierten Platz. Rang vier ist somit seit einem Jahr ihr schlechtestes Ergebnis in einem Weltcup-Riesen.

Folgt die zweite Goldmedaille?

Auch im Teambewerb hinterließ Brem einen starken Eindruck. Mit der Goldmedaille ist der Druck, bei dieser WM Edelmetall zu holen, schon weg.

"Es war aber mein Wunsch, den Teambewerb zu fahren. Ich habe darauf hingearbeitet, um den Riesentorlauf nicht zu groß und zu wichtig werden zu lassen. Auch, um vorher etwas zu haben, wo ich sehe, wie es mir dabei geht", verrät sie ihre Planung.

Ausruhen werde sie sich auf dem Erfolg aber keinesfalls: "Ich bin einfach schon 26 Jahre alt und habe Schatten- sowie Sonnen-Seiten gesehen. Ich kann mich jetzt wirklich von Herzen über Gold freuen, weiß aber, dass wieder Arbeit auf mich wartet."

"Bin hergekommen, wie ich es wollte"

Unmittelbar vor dem Großevent in Beaver Creek trainierte die Technik-Spezialistin im unweit entfernten Aspen.

"Die Vorbereitung war sehr gut. Ich habe nicht auf der Weltcup-Piste, aber auf einem passenden Gelände trainiert", zeigt sie sich zufrieden mit den letzten Einheiten in den Rocky Mountains.

Darf sich Eva-Maria Brem bald eine zweite Medaille umhängen?

Die Vorfreude auf ihren Spezial-Bewerb, den Riesentorlauf (Heute, 18:15 Uhr, LIVE im LAOLA1-Ticker) steigt und steigt: "Ich bin genauso nach Beaver Creek gekommen, wie ich es mir gewünscht habe. Ich freue mich schon voll auf den Riesenslalom."

"Nicht die Gejagte"

Als Folge ihrer guten Ergebnisse im Weltcup kommt Brem als Führende im RTL-Weltcup und somit im roten Trikot zum WM-Bewerb. Zur Topfavoritin mache sie das aber nicht.

"Natürlich ist es cool, dass ich jetzt schon eine Medaille habe, aber der Riesentorlauf liegt mir sehr am Herzen und ich werde deshalb nicht weniger motiviert sein. Aber Anna (Fenninger, Anm.) und Tina (Maze, Anm.) fahren alleine aufgrund ihrer bisherigen Erfolge eine halbe Sekunde schneller als normal", zollt sie ihren Konkurrentinnen Respekt.

"Ich persönlich fühle mich daher nicht als Gejagte", fügt Brem mit einem Lächeln an.

Dennoch hat Brem zweifellos das nötige Material, Selbstvertrauen und Talent, um eine Medaille zu holen. Womit sie ein herausragendes Jahr krönen könnte.

 

Aus Vail/Beaver Creek berichtet Matthias Nemetz