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Gold für Frankreich - Niederlage für ÖSV

Gold für Frankreich - Niederlage für ÖSV

In einem verrückten Rennen hat sich Marion Rolland in Schladming zur Abfahrts-Weltmeisterin gekrönt.

Die 30-jährige Französin raste am Sonntag mit Startnummer 22 zum ersten Karriere-Sieg und damit zugleich zu Gold vor der Italienerin Nadia Fanchini und der Deutschen Maria-Höfl Riesch.

Österreichs Damen gingen nicht nur leer aus, sie wurden wie auch die US-Amerikanerinnen deutlich geschlagen.

Keine Speedmedaille für ÖSV

Beste Österreicherin wurde Andrea Fischbacher auf Platz acht. Erstmals seit 1987 in Crans Montana ist Österreich damit bei einer WM wieder ohne Speed-Medaille geblieben.

Nach fünf Rennen stand bis zum ersten WM-Sonntag lediglich Kombi-Bronze von Nicole Hosp zu Buche.

Rolland rast mit Nummer 22 zu Gold

Das Königsrennen der Damen ging damit in Abwesenheit von Lindsey Vonn nicht an eine erwartete Läuferin, vielmehr schaffte es mit Höfl-Riesch nur eine der Top-Favoritinnen auf das Podest.

Topgleiterin Rolland, die 2010 bei Olympia ihren kuriosen Sturz am Start mit einem Kreuzbandriss bezahlt hatte, überraschte am meisten.

Denn während bis dahin alle anderen trotz Top-Zeiten im oberen Abschnitt an der überraschenden Bestzeit der mit Nummer zwei gefahrenen Fanchini zerschellt waren, hielt die Französin als einzige ihren Speed bis zum Schluss.

Stürze in der Anfangsphase

Die Damen-Abfahrt präsentierte sich wetterbedingt und bei zweistelligen Minus-Temperaturen extrem eisig und wellig, was einigen Damen trotz zunächst guter Sichtverhältnisse zum Verhängnis wurde.

Mehrere wilde Stürze sorgten für Unterbrechungen, den heftigsten verzeichnete die Österreicherin Stefanie Moser, die nach einem Bindungsbruch in der Ausfahrt des Schladming-S mit fast 100 km/h frontal ins A-Netz krachte.

Nach zwei weiteren Stürzen war das Rennen nach nur fünf Läuferinnen schon 35 Minuten alt.

Top-Zeiten nur im oberen Teil

Die Sonne nutzte die Pause um kurz zu verschwinden und bei der Topgruppe wieder zu kommen. Das alleine reichte aber nicht, um den kuriosen Verlauf des Rennens sofort erklären zu können.

Andrea Fischbacher, Anna Fenninger und Elisabeth Görgl waren bis zum Breilerhang ebenso klar schneller als Fanchini (nur 27. Zeit oben) wie Höfl-Riesch, Tina Maze und Co.

Ab dann war aber selbst für die Topfavoritinnen nichts mehr zu holen.

"Keine Sensation"

Als noch alle rätselten und sich schon mit Gold für Fanchini abgefunden hatten, kam als letzte der Topgruppe Rolland.

Wie Fanchini und Riesch profitierte auch sie auf der pickelharten Streicher-Piste von ihrem weichen Fahrstil und einer feinen Linie bei den langen Schwüngen.

"Sensation ist das deshalb keine. Ich habe gewusst, dass ich hier schnell sein kann", blieb die Französin cool. Schon beim Finale im März 2012 war sie hier hinter Vonn Zweite gewesen.

Hoffnungen nach starken Vorstellungen

Trotz fünf Starterinnen waren im ÖSV-Abfahrtslager die Erwartungen zwar nicht allzu hoch gewesen, nachdem nur Fenninger zuvor im Weltcup auf das Podest gekommen war.

Die starke Kombi-Abfahrt hatte aber doch Hoffnung geweckt, Deshalb waren nun die Plätze acht (Fischbacher), zehn (Görgl), elf (Fenninger) und 18 (Regina Sterz) doch eine Riesen-Enttäuschung.

Nächste Enttäuschung für Fenninger

Während die hoch gehandelte Fenninger ("Es war extrem schwierig nach den vielen Unterbrechungen") ihre dritte WM-Enttäuschung hinnehmen musste, war die mit einem 22. Platz ins Team gekommene Fischbacher wie schon im Super-G die beste ÖSV-Läuferin.

"Die Verzögerung durch den Sturz von Moser war kein Grund. Ich habe zu viele Fehler gemacht, es war sehr kräfteraubend", sagte die Super-G-Olympiasiegerin seufzend.

"Das Kreuzband-Podest"

So standen am Ende zwei Außenseiterinnen und Höfl-Riesch auf dem Abfahrtspodest. "Das ist das Kreuzband-Podest. Jede von uns hatte mindestens schon zwei", meinte die deutsche Kombi-Weltmeisterin nach ihrer bereits zweiten Schladming-Medaille.

"Es war wirklich schwierig heute, denn die Piste war prügelhart."

Fanchini jubelt nach Verletzungspech

Die schnellsten zwei Abfahrtsdamen wurden an diesem Sonntag für unglaubliches Verletzungs-Pech belohnt.

Fanchini (26) etwa hat durch schwerste Sturzverletzungen und Herzprobleme gleich drei Jahre verloren. Die mittlere der drei Fanchini-Schwestern rätselte selbst ein wenig.

"Das war die erst vierte Abfahrt seit meinem Comeback. Das ist unglaublich."

Kindheitstraum erfüllt

Auch Rolland war außer sich. "Seit meiner Kindheit träume ich davon, Weltmeisterin oder Olympiasiegerin zu werden. Ich habe so viel Pech gehabt in meinem Leben. Man muss an seine Träume glauben, dann werden sie irgendwann wahr", sagte die 30-jährige aus St. Martin d'Heres in Südostfrankreich.

Rolland holte nicht nur das erste französische Damen-Abfahrtsgold seit Marielle Goitschel 1966 und damit 57 Jahren. Sie machte die Grande Nation bei Halbzeit auch im Medaillenspiegel zur Nummer eins in Schladming.