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"Das Theater vor und während der WM gibt es nicht"

"Best in the world", so lautet das Motto des US-amerikanischen Skiverbands.

Bei der Alpin-WM in Schladming wurde diese Devise eindrucksvoll in die Tat umgesetzt. Selbst ohne die verletzten Superstars Lindsey Vonn und Bode Miller gewannen die USA, von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel als "Österreich II" bezeichnet, zum ersten Mal in der 82-jährigen WM-Geschichte die Medaillenwertung.

Das stand bereits vor dem abschließenden Herren-Slalom fest. Der Tiroler Patrick Riml leitet als Alpinchef die Geschicke der Startruppe.

Frage: Die zwei WM-Wochen in Schladming kann man wohl für Sie als Hochschaubahn der Gefühle beschreiben. Zuerst der Riesenschock der Verletzung von Vonn im Auftakt-Super-G, dann der Medaillenregen.

Riml: Ja, absolut. Wenn du gleich im ersten Rennen deine Nummer eins verlierst, dann ist das natürlich eine sehr, sehr schwierige Situation. Dass Julia (Mancuso, Anm.) wenige Minuten später rausgegangen ist und Bronze geholt hat, war unter diesen Umständen sensationell. Hut ab. Nach der Verletzung von Lindsey haben alle im Team, Trainer und Athleten, versucht, den Fokus aufs Sportliche zu halten.

Frage: Nach den Ausfällen von Vonn und Miller, haben Sie da von so einem Abschneiden überhaupt annähernd zu träumen gewagt?

Riml: Nein, niemals. Was gewisse Athleten hier geleistet haben, war sensationell. Dass Mika (Mikaela Shiffrin, Anm.) zum Beispiel wirklich den Slalom gewonnen hat, war auch für mich sehr überraschend.

Frage: War die Erfolgsserie von Ligety in irgendeiner Weise absehbar?

Riml: Im Super-G war er einige Male nahe am Podest dran in dieser Saison. Da hofft man dann natürlich irgendwie, dass es bei der WM mit einer Medaille klappen könnte. In der Super-Kombi war er sowieso ein Medaillenkandidat. Aber dass es dann gleich zweimal Gold wird in diesen Disziplinen, das konnte niemand erwarten. Im Riesentorlauf hatte er dann extremen Druck. Dass er den Sieg so souverän heruntergefahren hat, das war unglaublich.

Frage: Gibt es - abgesehen von harter Trainingsarbeit - ein Geheimnis für die spezielle Begabung des US-Teams, am Tag X so dick da zu sein?

Riml: Ein Druck auf Athleten, dass wir so und so viele Medaillen gewinnen müssen, das interessiert mich nicht. Die Sportler legen sich ohnehin selbst so viel Druck auf, da braucht es keinen zusätzlichen von Verbandsseite. Das gelingt uns relativ gut.

Frage: Und kommen Großereignisse einfach auch der US-Mentalität besser entgegen?

Riml: "Ja, wahrscheinlich. Das Rennen ist da, und dann gibt's nur eines: Vollgas! Scheißegal was bis dahin im Weltcup passiert ist, an diesem Tag fängt jeder bei null an. Jeder hat die gleiche Möglichkeit."

Frage: Scheitern Ihrer Meinung nach die österreichischen Athleten oft am zu hohen Druck?

Riml: Der mediale Druck in Österreich ist schon extrem. Dieses ganze Theater vor und während der WM, das haben wir nicht. Wenn es im ersten Rennen keine Medaille gibt, dann sind in Österreich die Zeitungen voll mit Krisengeschichten. Das gibt es bei uns nicht, und das ist ein großer Vorteil.

Frage: In zwei Jahren findet die WM in Vail und somit in den USA statt. Waren da die Erfolge in Schladming doppelt wichtig?

Riml: Für uns war das sehr wichtig. Unsere Sponsoren und Gönner wollen natürlich Erfolge sehen. Wenn es um neue Verträge und neue Sponsoren geht, dann ist es einfacher, wenn man mit vielen Erfolgen und Medaillen in der Tasche an der Tür klopft. Diese Medaillen sind auch in dieser Hinsicht sehr wertvoll für uns.

Frage: Wann kehren Vonn und Miller zurück?

Riml: Miller steigt im April ins Schneetraining ein. Bei Lindsey ist die OP sehr gut verlaufen. Dass der Schienbeinkopf nicht gebrochen ist, sondern es sich nur um einen Haarriss handelt, ist sehr positiv. Ich bin zuversichtlich, dass sie im November wieder topfit am Start stehen wird.