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"Für einen Moment war das Herz in der Hose"

Plötzlich ging die Formkurve gaaaaanz steil nach oben, um dann rapide abzufallen.

Hannes Reichelt hatte Glück im Unglück, als er am Kesslersprung in Rückenlage kam und ihm die langen Latten entgegen kamen.

Aber der Salzburger verhinderte Schlimmeres und landete in höchster Not doch noch auf beiden Skiern.

Der Traum von der WM-Medaille hatte sich jedoch in Luft aufgelöst, der 32-Jährige verpasste nämlich das nächste Tor und schwang vorzeitig ab.

Dennoch überwog unten im Ziel die Freude darüber, dass er bei seiner unfreiwilligen "Flug-Einlage" ohne gröbere Verletzung davon gekommen war.

"Das hätte bei dem Luftstand auch ganz anders ausgehen können!"


LAOLA1:
 Hannes, anstatt die erhoffte Medaille zu gewinnen, hast du mit deinem Fast-Sturz beim Sprung für die Schrecksekunde der WM-Abfahrt gesorgt.

Hannes Reichelt: Ja, da war das Herz für einen Moment in der Hose. Nach diesem Schock kann mich gar nichts erschüttern, nicht einmal was am Sonntag in den Zeitungen steht. Da bist du einfach nur froh, wenn du gesund herunten bist. Der Sprung war einfach brutal am Limit.

LAOLA1: Kannst du uns kurz erklären, was da genau passiert ist?

Reichelt: Vom Rutschen war viel Schnee drin, dadurch ist eine richtige Schanze entstanden. Ich bin zum Glück noch auf den Ski-Enden aufgekommen, ein Zentimeter mehr Rücklage und ich wäre am Hintern gelandet. Wie das bei dem Luftstand ausgegangen wäre, kann man sich vorstellen. Aber es hat auch so ordentlich weh getan.

LAOLA1: Die Probleme haben jedoch schon vorher begonnen?

Reichelt: Ich habe beim Tor eingehakelt, das hat mich richtig gefuchst. Ab dem Zeitpunkt war ich hinten nach und habe nur mehr geschaut, dass ich halbwegs im Rennen bleibe. Das ist immer schlecht, wenn du nicht mehr agierst sondern nur noch reagierst.

LAOLA1: Du bist als Mitfavorit ins Rennen gegangen. Musst du dir irgendeinen Vorwurf machen?

Reichelt: Nein, es gibt einfach solche Tage. Manchmal geht’s auf, manchmal eben nicht. Ich habe alles probiert, aber es war ein sehr, sehr schwieriges Rennen ...

LAOLA1: … aus österreichischer Sicht ein Tag voller Pleiten, Pech und Pannen.

Reichelt: Leider. Es ist wieder nicht richtig rund gelaufen. Aber wir können uns alle nichts vorwerfen. Jeder von uns wollte Gas geben.

LAOLA1: Am Ende ist es wieder der undankbare vierte Platz geworden.

Reichelt: Das tut weh! Der vierte Platz ist im ersten Moment richtig bitter. Du weißt, dass du mit den Jungs am Stockerl mitfahren kannst. Aber als Sportler lernst du mit Niederlagen umzugehen und zu leben.

LAOLA1: Welchen Rat gibst du Klaus Kröll von Blech-Pilot zu Blech-Pilot?

Reichelt: Mir tut es voll leid, dass er es nicht runtergebracht hat. Der Klaus hätte sich eine Medaille verdient gehabt. Er hat alles gegeben, aber wenn es nicht sein will, kannst du nichts machen. Aber ich gehen davon aus, dass er es schnell wegstecken wird.

LAOLA1: Schnell wird es am Montag noch einmal mit der Super-Kombi. Ist die ein Thema für dich?

Reichelt: Ich weiß es noch nicht. Wir haben bis jetzt nur von einem Tag auf den nächsten geschaut, aber der Plan ging einmal bis zur Abfahrt. Jetzt muss ich mit Mathias (Berthold; Anm.) reden, wie es weitergeht.

LAOLA1: Solltest du die Kombi fahren, könntest du dich zumindest mit dem Sprung versöhnen?

Reichelt: Der Sprung hat mir echt nicht getaugt, ich weiß gar nicht, ob ich da eine Versöhnung brauche. Jetzt muss ich einmal schauen, wie es mir geht, weil das Gestell tut schon ziemlich weh. Am Sonntag mache ich einmal Pause!

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Aufgezeichnet von Stephan Schwabl