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Hirscher: "Reiß dich zusammen und bring es runter!"

Hirscher:

Am liebsten hätte Marcel Hirscher einfach nur die Bilder sprechen lassen. Zum Beispiel den Moment, als er über die Ziellinie fuhr.

Oder als sich der neue Slalom-Weltmeister erst mit Felix Neureuther und dann mit Vater Ferdl in den Armen lag.

Oder als er den Schnee im Schladminger Planai-Stadion küsste und auf den Rängen 40.000 Menschen kopf standen.

„Diese Bilder sagen mehr als 1.000 Worte“, lachte der 23-Jährige auf der Pressekonferenz drei Stunden nach dem Slalom.

Urlaub als größter Wunsch

Aber dann sprach er doch – über seine Gedanken vor dem Rennen, die Goldfahrt und die Erfüllung eines Traums.

Bei der Gelegenheit stellte er auch gleich klar, wie das mit Wünschen ist und warum es wichtigere Dinge als eine Goldmedaille gibt.

LAOLA1 hat die besten Sager von Marcel Hirscher zusammengefasst!


Marcel Hirscher spricht bei LAOLA1 über …
 

… seine goldene Fahrt: „Ich habe gewusst, dass der erste Durchgang nur ein großes Sortieren war, aber die Entscheidung im zweiten Durchgang fällt. Die Piste war super schwer und an einigen Stellen schon gebrochen. Es hat mich ausgehoben und verrissen, ich habe mir schwer getan die Mitte zu halten. Vor den letzten zehn Toren hab ich mir nur gedacht: Reiß dich zusammen! Bring es runter! Weil ich kenne das Gefühl hier in Schladming, wie es ist, zwei Tore vor dem Ziel auszufallen.“
 

… das Ende der Coolness: „Eine Viertelstunde bevor ich zum Start gekommen bin, habe ich begonnen nachzudenken. Über das Rennen, über das Leben, darüber, dass Österreich 8 Millionen Einwohner hat und gefühlte 4 Millionen davon zuschauen und weitere 40.000 im Stadion sind. Da überlegt man dann, was passiert, wenn ich nicht gewinne. Ich habe nur gedacht: Die bringen mich um!“
 

… die Konsequenz seiner Gedanken: „Ich wollte einfach nur so schnell wie möglich Skifahren. Ich habe natürlich mitbekommen, dass Mario und Felix Bestzeit gefahren sind. Da war klar: Volles Risiko! Ich war schon zwei Mal Vierter und zwei Mal Fünfter in einem großen Rennen, da habe ich für mich gelernt: Lieber ausscheiden als noch einmal Vierter werden.“
 

… die Nacht vor dem Rennen: „Ich habe mich bewusst dafür entschieden, mein gewohntes Umfeld zu haben. Ich habe mir das eingebildet, zu Hause zu schlafen. Wenn ich heimgekommen bin und hinter mir die Haustür geschlossen habe, hatte ich das Gefühl, dass die WM einigermaßen weit weg ist. Das war ganz angenehm.“
 


… 
die Erfüllung eines Traums: „In jungen Jahren träumt man vielleicht davon, eines Tages Weltmeister zu werden. Aber als Teenager war das eigentlich kein Ziel mehr. Ich bin auch nicht so erzogen worden, deshalb war das in den letzten zehn Jahren eigentlich nicht präsent.“

 

… seine Brüll-Attacke nach der Siegerehrung: „Da habe ich einmal alles rausgelassen, den ganzen Stress, die Emotionen, einfach alles. Das wird es heute sicher noch öfter geben.“
 

… die Party nach dem WM-Triumph: „Jetzt freue ich mich einmal auf die Dusche, dann ziehe ich mich um, aber alles ganz relaxt. Jetzt läuft mir ja nichts mehr davon. Auf die Party in der Tenne freue ich mich aber schon brutal. Mit meiner Familie, meinen Jungs und dem Fanklub. Die lasse ich sicher nicht aus, weil das war schon beim Nachtslalom cool.“
 

… die Lehren aus zwei Wochen Schladming: „Ich habe sehr viel gelernt. Zum Beispiel, dass es im Leben nicht um Medaillen geht. So ein WM-Rennen ist nur ein Spiel, in dem es um Gold, Silber und Bronze geht. Es hat Spaß gemacht ein Teil davon zu sein, aber im Leben sind andere Dinge wichtig, zum Beispiel die Familie, eine gute Beziehung oder Freunde.“
 

… die Aufnahme in den Klub der ganz Großen: „Ich habe daran noch keinen Gedanken verschwendet, dass ich jetzt ein Großer bin. Im Moment bin ich einfach nur überglücklich, dass ich es geschafft habe und ich bin auch froh, dass es vorbei ist. Es war eine geniale Zeit, aber es wird auch anstrengend, wenn man 14 Tage on fire ist.“
 

… seine Belohnung für den Erfolg: „Laura und ich sprechen schon lange darüber, dass es an der Zeit ist, wieder einmal g'scheit auf Urlaub zu fahren. Letztes Jahr ist es sich leider nicht ausgegangen. Aber heuer haben wir uns das schwer verdient. Nur möchte ich jetzt noch nicht daran denken, was in zwei Monaten ist. Auch weil es vorher ja noch ein bisschen etwas zu erledigen gibt.“

 

 

Aufgezeichnet von Stephan Schwabl