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Damen-Chef Mandl drückt Tina Maze die Daumen

Damen-Chef Mandl drückt Tina Maze die Daumen

Vier Mal Gold, einmal Silber - mit dieser märchenhaften Bilanz haben Österreichs Ski-Damen 2011 die Alpin-WM in Garmisch-Partenkirchen verlassen.

Ab Dienstag wird es für die Truppe von Herbert Mandl, seit 2002 als Cheftrainer im Amt, vor Heimpublikum in Schladming ernst.

Davor sprach der 51-jährige Niederösterreicher im Interview über den Druck der Heim-WM und seinen bevorstehenden Abschied mit Saisonende.

Mandl dürfte danach in die "Ski Austria Academy" in St. Christoph am Arlberg wechseln und dort als Leiter die Nachfolge des ehemaligen ÖSV-Alpindirektors Werner Wörndle antreten.


Frage: Welche Erinnerungen werden in Ihnen wach, wenn Sie zwei Jahre zurückdenken?

Herbert Mandl: Natürlich erinnere ich mich an die WM-Siege und Goldmedaillen als allererstes. Es war alles sehr emotional. Schon die Eröffnung, bei der Lizz (Görgl, Anm.) so wundervoll gesungen hat, war großartig. Dass dann alles so gelaufen ist, nicht nur bei Lizz, war sensationell. Die schwierigen und eisigen Bedingungen bei dieser WM sind uns sehr entgegengekommen.

Frage: Man muss kein Prophet sein, wenn man sagt, dass die WM 2011 für Ihr Team nicht zu toppen sein wird.

Mandl: Das kann man nicht toppen - und noch einmal erreichen auch nicht. So etwas ergibt sich, wenn alles zusammenläuft. Eine WM ist etwas ganz eigenes, das ist eine Sache der Tagesverfassung. Die Allrounder sind lange am gleichen Ort, da muss man schauen, dass Harmonie und Stimmung im Team passen.

Frage: Die Pisten und Bedingungen in Garmisch haben Ihrem Team in die Karten gespielt, wie sieht Ihre Einschätzung diesbezüglich für Schladming aus?

Mandl: Die Speed-Events sind vom Gelände nicht hoch anspruchsvoll, so ehrlich muss man sein. Da wird aber viel von der Präparierung abhängen. Wenn es knusprig, eisig wird, dann könnte es trotzdem selektiv werden. Das wünschen wir uns. Der Slalom ist ein absolut leichter Hang, da wären wir gerne auf der Herrenstrecke gefahren. Der Riesentorlauf ist sehr in Ordnung.

Frage: Besteht bei der Heim-WM die Gefahr der Übermotivation oder des Zerbrechens am zu großen Druck?

Mandl: Druck ist sicher ein Thema. Das hat man auch in den letzten Rennen vor der WM gesehen, das alles ist nicht spurlos an den Mädels vorübergegangen. Das war gleich ein guter Test für die WM. Das Wichtigste ist: Die Eigenerwartungen müssen realistisch sein.

Frage: Habt ihr deshalb vor Schladming gezielt in diese Richtung gearbeitet?

Mandl: Wir haben das Thema Neurocoaching wieder neu aufgefrischt. Und wir Trainer nehmen uns bewusst viel Zeit für Einzelgespräche mit den Athletinnen.

Frage: So richtig perfekt genutzt hat den Heimvorteil 2007 in Aare Anja Pärson.

Mandl: Weil sie die letzten Rennen vor der WM ausgelassen und sich perfekt auf die Bedingungen eingestellt hat. Sie hat das Material-Set-Up perfekt abgestimmt. Genau das wollten wir seit Mittwoch auf der Reiteralm (unmittelbar neben Schladming, Anm.) machen. Aber dann hat das Wetter völlig verrückt gespielt.

Frage: Geht man nach der Papierform, dann ruhen Österreichs Hoffnungen bei den Damen auf Anna Fenninger und Kathrin Zettel. Sehen Sie das genauso?

Mandl: Ja, absolut. Anna und Kathi sind die zwei, die etwas gewonnen haben in dieser Saison. Bei Anna hätte es sogar noch weit besser laufen können. Bei ihrem Sturz zuletzt in Cortina hatte sie Glück, dass sie unverletzt geblieben ist. Das hat sie nur kurz gebremst, sie scheint wieder am Weg zu sein. Und auch Kathi hat im Slalom zwar drei Podestplätze, aber auch ungewöhnlich viele Ausfälle (vier, Anm.).

Frage: Vieles spricht für Tina-Maze-Festspiele, glauben Sie das auch?

Mandl: Ich traue es ihr zu und wünsche es ihr auch. Ich hoffe, dass sie ihre Form auch bei der WM halten kann. Denn sie hat es sich verdient, die eine oder andere Goldene zu holen.

Frage: Man hört, dass Schladming das letzte Großereignis für Sie als ÖSV-Damen-Cheftrainer wird.

Mandl: Es schaut ganz danach aus. Mir steht eine sehr gute Option, ebenfalls im Skibereich, offen. Fixiert ist es aber noch nicht.

 

Das Gespräch führte Alexander Hofstetter