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"Bronze glänzt wie Gold"

Hans Pum hat in Schladming auf den Punkt gebracht, wie wichtig Bronze von Romed Baumann in der Super-Kombination gewesen ist. "Diese Medaille glänzt wie Gold, denn sie war hart erkämpft", sagte der ÖSV-Sportdirektor über die erste ÖSV-Herren-Medaille bei der Heim-WM.

Ohne Baumanns Erfolg wäre mit Sicherheit die am Montag auch durch Hermann Maier los getretene Krisendebatte das beherrschende Thema der Tage bis zum nächsten Herrenbewerb am Freitag gewesen. So dominierte aber zunächst doch die Freude über die insgesamt zweite WM-Medaille für die Gastgeber.

Erstmals seit 26 Jahren keine WM-Speed-Medaille

Aber auch Pum wollte deshalb Problemzonen nicht übertünchen. Dass mit Marcel Hirscher lediglich ein Athlet für sechs der bisher neun ÖSV-Saisonsiege verantwortlich ist (dazu kommen Hannes Reichelt, Anna Fenninger und Kathrin Zettel mit je einem), spricht für sich. "Wir sind alle nicht zufrieden, hätten uns in Abfahrt und Super-G bei dieser WM mehr erwartet", kommentierte Pum die Tatsache, dass der ÖSV in Schladming erstmals seit 1987 ohne WM-Speed-Medaille geblieben war.

Verwundert gab sich der Oberösterreicher allerdings über den Zeitpunkt der Kritik des einstigen ÖSV-Aushängeschildes Maier. "Wir sind für jede Kritik offen, noch dazu von einem Mann wie dem Hermann, einem der Größten. Der Zeitpunkt war aber sicher nicht geeignet, damit Ruhe reinkommt. Das war sehr unglücklich", war Pum doch etwas erstaunt.

"Hermann ist ja nicht irgendwer"

Maier hatte am Montag in seinem täglichen WM-Blog u.a. aufgerufen, Strukturen, Trainer und Funktionäre zu hinterfragen. Selbst damit hatte Pum kein prinzipielles Problem. "Ich hätte aber schon erwartet, dass Hermann einen von uns anruft wenn er etwas einzubringen hat, das der Mannschaft hilft", lautete seine Replik.

"Hermann war ja sogar bei der WM-Eröffnungsfeier. Ich glaube, man muss irgendwie auch zusammenhalten. Denn wenn der Hermann etwas sagt, hat das ja einen Stellenwert. Er ist ja nicht irgendwer", sagte Pum weiter. "Aber dieser Zeitpunkt trägt nicht zur Ruhe bei, das war sehr unglücklich."

Der ehemalige Alpinchef Pum sollte besser als jeder andere wissen, was zur augenblicklichen Situation im österreichischen Skisport geführt hat. "Es ist einfach klar, dass wir nicht mehr die Mannschaft haben wie in den golden Zeiten und dass wir nicht mehr so viele verschieden Sieger haben, die einspringen, wenn einmal einer ausfallt", stellte Pum zunächst fest.

"Aber Typen wie Maier oder Marcel Hirscher sind außergewöhnliche Talente. Die beutelst du nicht einfach so raus. Da musst du auch Glück haben, dass ein paar Super-Jahrgänge dabei sind." Zudem, so Pum, "muss man auch sehen wie viele in den vergangenen Jahren aufgehört haben."

Ungewisse Zukunft

Sorgen hat der Sportdirektor auch hinsichtlich der unmittelbaren Zukunft. "Alleine im Europacup hat es uns diesen Winter fünf der besten Athleten rausgeschossen. Das sieht keiner. Die fehlen uns aber ein oder zwei Jahre, bis sie wieder voll dabei sind."

Pum wollte zumindest die Funktionärs-Kritik so nicht im Raum stehen lassen. "Wir denken 24 Stunden darüber nach, analysieren im Hintergrund, stehen aber vor den Athleten. Wir verstecken uns nicht", sagte er. "Und wir denken nicht nur über die aktuellen Ergebnisse bei der WM oder im Weltcup, sondern auch über den Nachwuchs nach."

Dort ortet auch Pum eine eher größere Problemzone, denn auch der ÖSV bekommt das schon seit längerem zu spüren. Die aktuelle Diskussion um die tägliche Turnstunde, die nicht mehr obligaten Schulskikurse und der allgemeine Stellenwert des Sports in Österreich seien zentrale Themen.

"Der Sport muss bei uns wieder höheren Stellenwert bekommen", ist Pum überzeugt. "In Skandinavien sind alle mit Rädern oder auf Skiern unterwegs. Wir müssen schon in den Kindergärten beginnen. Dort werden Fähigkeiten geschult, die man für das ganze Leben braucht. In den Sport zu investieren, ist für die Politik die beste Investition."