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"Nach der WM!" Maier bietet dem ÖSV seine Hilfe an

Manche nennen ihn ehrfürchtig Heiland, für viele ist er der größte Skifahrer aller Zeiten.

Aber das Hermann Maier einen WM-Blog schreibt, das hatten nur die wenigsten mitbekommen.

Eine Woche lang hatte der Superstar a.D. für seinen Sponsor und bei LAOLA1 seinen Senf zum aktuellen Geschehen in Schladming dazugegeben.

In den ersten Tagen beschlich einen das Gefühl, dass der „Herminator“ ein Freund vom Süßen ist.

"Kein Anflug von Selbstkritik"

Doch dann, am Montag und also nach vier Speed-Rennen ohne Medaille, griff er zur scharfen Tube – und feuerte gleich mehrere Breitseiten gegen die ÖSV-Führung ab.

Also schrieb Maier: „Es wäre an der Zeit, einmal das Umfeld, die Funktionäre und den Trainerstab eingehend zu hinterfragen.“

„Anstatt dem Team den Druck zu nehmen, haben sie ihn mit übertriebenen Erwartungen sogar noch erhöht. Aber von den Funktionären und Trainern habe ich im Verlauf dieser WM noch nicht viel gesehen und gehört, geschweige denn einen Anflug von Selbstkritik bemerkt.“

„Stattdessen versteckt man sich hinter den Sportlern, im beruhigenden Bewusstsein, dass man im Falle des Scheiterns gleich wieder in einer anderen Funktion auftaucht.“

"Nehme Kritik nicht ernst"

Die ÖSV-Führung war natürlich „not amused“ über die Zeilen und hätte das auch gerne mit Maier selbst besprochen.

Doch der ging nach LAOLA1-Informationen nicht ans Telefon, was die Verbandsspitze noch mehr erzürnte.

Auch wenn Präsident Peter Schröcksnadel im Gespräch mit LAOLA1 meinte: „Ich nehme die Kritik vom Hermann nicht ernst, da er das ja nicht selbst schreibt.“

Eingefahrene Strukturen

Am Mittwoch reiste Maier nach Schladming, wo der 40-Jährige einen Sponsor-Termin absolvierte - und natürlich zur Causa prima befragt wurde.

„Ich wollte einen Denkanstoß geben, damit vielleicht das eine oder andere hinterfragt wird und man schaut, ob wirklich alles so gut ist und passt.“

Er, Maier, habe wollen Druck aus der Mannschaft nehmen, was seiner Meinung nach auch schon gewirkt habe. „Die Sportler können jetzt eher befreiter an die Sache herangehen.“

Sind Denkanstöße verboten?

Gerne möchte er mit Schröcksnadel, Pum und Co. über den Inhalt seiner Zeilen diskutieren. „Ich stelle mich der Diskussion gerne, aber erst nach der WM“, stellt der Salzburger klar, denn „jetzt sollte der Fokus am Sport liegen“.

Ihm gehe es um die Zukunft des Skisports und um eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem WM-Abschneiden.

„Man muss langfristig denken: Was kann man besser, anders oder vielleicht frischer machen. Diese Denkanstöße dürfen nicht verboten sein“, steht Maier zu „seiner“ gebloggten Meinung.

"Ging nicht um Rachegedanken"

Mit so viel Aufregung habe er aber nicht gerechnet. „Das war konstruktive und keine Wirtshaus-Kritik. Aber zum Glück habe ich schon als Sportler eine dicke Haut gehabt, denn ich musste schon damals viel Kritik einstecken.“

Als persönliche Abrechnung mit dem ÖSV-Präsidenten wollte er seinen Einwurf jedenfalls nicht verstanden wissen.

„Unser Verhältnis ist einmal bergauf, einmal bergab. Aber es ging mir nicht um Rachegedanken, der Blog hat nicht auf eine Person abgezielt.“

 

Stephan Schwabl