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Reichelt: "Oben wie Wengen, unten wie die Streif!"

Reichelt:
Der erste Zeitlauf für die WM-Abfahrt auf der Planai verspricht für Samstag ein hochklassiges Rennen um die Medaillen. Die Asse gaben den Speed vor. Die 3,28 km lange Strecke wird von allen Läufern als technisch schwierig, unruhig und als absolut WM-würdig beschrieben.
 
Kröll als Mega-Bluffer"?
 
Mit Hannes Reichelt setzt sich einer der ÖSV-Stars an die Spitze des Klassements. Der Salzburger, der die Nacht nach der Super-G-Enttäuschung als "Heimschläfer" in Radstadt verbrachte, kann über seine Favoriten-Rolle nach der Trainings-Bestzeit aber nur schmunzeln und fordert die Journalisten auf zu schreiben, "dass Klaus Kröll der Mega-Bluffer ist".
 
Hinter Reichelt reiht sich auf den Plätzen zwei bis sechs die Creme de la creme der Abfahrer ein: Kitzbühel-Sieger Dominik Paris, der zweifache Saisontriumphator Christof Innerhofer, Weltmeister Erik Guay, Abfahrts-Weltcup-Leader Aksel Svindal und "Hausherr" Kröll.
 
Reichelt hat mit der Planai 24 Stunden nach Rang vier zum WM-Auftakt Frieden geschlossen. "Die Abfahrt ist, nachdem sich die Strecke jetzt wieder sehr hart und kompakt präsentiert, absolut WM-würdig. Sie hat alles zu bieten. Sprünge, schnelle Passagen, enge Kurven und langgezogene Abschnitte."
 
Interessante Passagen im Niemandsland
 
"Von der Charakteristik her", erklärt der Bormio-Sieger, "unterscheiden sich der obere und untere Teil gravierend. Oben ist die Abfahrt ähnlich wie Wengen, unten fühlt es sich teilweise wie Kitzbühel an oder wie in Bormio. Es gibt viele Möglichkeiten Fehler einzubauen, aber man kann auch auf vielen Passagen entscheidend Zeit herausholen. Diesbezüglich sind die interessantesten Stellen da, wo das nicht offensichtlich zu sehen ist."
 
Max Franz erwartet "geiles Rennen"
 
Draufgänger Max Franz ist mit Rang zehn beim ersten Abtasten zufrieden und meint: "Es gibt viele Läufer, die gut drauf sind und auf eine Medaille brennen. Das wird am Samstag ein richtig geiles Rennen."
 
Zur Strecke meint der junge Kärntner: "Im unteren Teil ist es sehr unruhig. Du bist dauernd damit beschäftigt die Linie zu halten. Man muss sehr genau fahren. Oben ist es eine schöne breite Abfahrt mit vielen Wellen dazwischen. Es wäre ein weniger einfacher, wenn es weniger Geländekuppen gäbe und man die Ski mehr laufen lassen könnte. Man muss im oberen Teil immer konzentriert sein. Die Einfahrt in den Zielhang ist ein absolutes Kriterium. Da muss man schauen, dass man schön rund dran ist. Ich habe meinen Schwung ein wenig zu spät angesetzt. Dann habe ich meine Probleme bekommen, bin genau in die Spur vom Super-G hineingeraten und dann hat es mir den Ski verschlagen."
 
Wilder Rodeo-Ritt
 
Franz jedenfalls darf froh sein, dass sein wilder Rodeo-Ritt bei der Einfahrt in den Zielhang nicht mit einem Ausfall endete: "Alles in allem bin ich mit meiner Fahrt zufrieden. Darauf kann man aufbauen."
 
Sein Wechselbad der Gefühle beschreibt der 23-Jährige wie folgt: "Wenn man die Kurven gut erwischt, dann macht es richtig Spaß, wenn man die Linie aber nicht trifft, dann ist es eine echte Qual. Entscheidend ist gleich die erste Linkskurve nach dem Start. Wenn man die nicht richtig anfährt, dann ist das Rennen bereits vorbei. Denn da muss man den ganzen Speed mitnehmen. Im unteren Bereich gibt es viele Varianten, die man fahren kann. Da gilt es im Rennen die beste davon abzurufen und zu schauen, dass man auf dem schnellsten Weg ins Ziel kommt."
 
Am liebsten mit Startnummer 8
 
Seine Wünsche fürs Rennen? "Man benötigt auf dieser Piste einen guten Grip. Den zu finden, ist das wichtigste. Ich bin in der zweiten Startgruppe (Anm.: Nummer 8 bis 15) daheim und da wünsche ich mir die Startnummer acht. Je früher desto besser!"

Klaus Kröll zeigt sich glücklich, endlich wieder die Pisten zu rocken. "Ich bin durchaus zufrieden. Ich war ganz gut dabei, auch wenn ich einmal die Spur verlassen habe. Da bin ich über eine Welle zu gerade drüber gefahren. Ich bin sehr locker gefahren und habe im unteren Teil dann Fahrt raus genommen, da ich noch nicht hundertprozentig fit bin."

Klaus Kröll ist wieder gesund

Ein Virus legte den sentimentalen Favoriten aus Öblarn flach. "Ich war jetzt vier Tage mehr oder weniger im Bett und bin am Mittwoch erstmals seit fünf Tagen wieder auf Schnee gestanden und habe das Training aufgenommen. Von daher war das sehr gut. Ich hab das Risiko auch bewusst dosiert, da ich mich nicht richtig verausgaben wollte."

Seine Haus- und Hofstrecke sieht er in einem Top-Zustand: "Im Gegensatz zum Weltcup-Finale im März des Vorjahres präsentiert sich die Abfahrt um einiges schneller. Die Sprünge über die Wellen gehen weiter und der Zielhang wird die Entscheidung bringen. Der ist richtig schwierig."

Raich zeigt wieder Spaß und Freude

Kombinierer Benjamin Raich zeigt bei der Rückkehr auf eine seiner Lieblingshänge ein breites Grinsen: "Die Abfahrt finde ich sehr gut. Es ist schneller als im letzten Jahr, von den Wellen her sehr ähnlich. Die Piste ist – speziell im unteren Bereich – doch sehr eisig und es geht richtig zur Sache. Es gibt sehr viele Wellen und Übergänge, bei denen man sehr genau fahren muss. Die Freude ist bei mir wieder voll da. Für mich ist wichtig, dass ich wieder richtig Spaß und Freude am Skifahren habe. Und wenn ich auf den Zielhang schaue, dann weiß ich natürlich, dass ich hier schon sehr viele Erfolge gehabt habe und vielleicht ist das genau das Gefühl, das sich am Ende positiv auswirkt."

Raich versteht Nichtnominierung für Super-G

Zum Super-G befragt, meint der Pitztaler, dass er beim TV-Studium schon das Gefühl gehabt habe, dass das für ihn nicht so schlecht gewesen wäre. "Aber letztendlich habe ich in dieser Saison keine Ergebnisse erbracht und mich nicht qualifiziert. Es wäre aus meine Sicht gegenüber dem Teamkollegen auch nicht fair gewesen, wenn sie mich aufgestellt hätten. Das muss man ganz ehrlich sagen."

Nicht in den sozialen Netzwerken aktiv

Und was sagt Raich zum Posting von Marcel Hirscher? "Das kenne ich nicht. Ich bin in den sozialen Netzen nicht aktiv. Oft ist es besser, wenn man etwas nicht kennt, dann braucht man das auch nicht kommentieren." Um dann doch noch anzumerken: "Ich denke schon, dass für mich die Chance auf ein gutes Resultat bestanden hätte. Ich hätte zu dem den Vorteil einer frühen Startnummer genossen."

Peter Rietzler