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Görgl: "Mir ist nur wichtig, dass ich gut fahre!"

Görgl:

Nicht Lindsey Vonn und auch nicht Maria Höfl-Riesch, die beiden großen Favoritinnen, drückten der Ski-WM 2011 ihren Stempel auf, sondern Elisabeth Görgl.

Die Steirerin gewann Gold in Super-G und Abfahrt, mutierte in Garmisch-Partenkirchen zur "Golden Görgl".

Zwei Jahre später möchte die Lokalmatadorin ihre beiden Titel bei der Heim-WM in Schladming verteidigen und also in jenem Ort, in dem sie einst die Ski-Schule besucht hat.

Maximal Außenseiterin

Aber wie vor zwei Jahren ist sie maximal Außenseiterin. Aber wie damals hofft sie auch heuer wieder auf eine Überraschung.

Und das trotz durchwachsener Leistungen und enttäuschender Ergebnisse. "Ich habe das Skifahren nicht verlernt", stellt Görgl klar.

LAOLA1 beleuchtet, wie es vor dem ersten Rennen um die verschiedenen "Baustellen" der Doppel-Weltmeisterin bestellt ist.
 

KÖRPER
 
Nach der beidseitigen Knie-Operation im Sommer konnte Görgl erst mit Verspätung in die Vorbereitung starten. Diesen Rückstand hat die beinharte Arbeiterin längst aufgeholt.
 
„Mit den Knien passt wieder alles, im Rennen spüre ich überhaupt nichts mehr“, kann sie wieder voll ans Limit gehen. Dafür ist aber konsequentes Aufwärmen und eine  entsprechende Renn-Vorbereitung notwendig.
 
Darüberhinaus wird beinahe täglich massiert, damit neben der Muskulatur auch die stark beanspruchten Kniegelenke lockerer werden. Zum Beispiel auch nach langen Autofahrten: „Die taugen mir nicht mehr, danach muss ich mich bewegen und viel Dehnen.“
 
Die Doppel-Weltmeisterin weiß, dass sie nicht die einzige Läuferin im Ski-Weltcup ist, die mit Wehwehchen dieser Art zu kämpfen hat. Schon gar nicht nach der Material-Umstellung.
 
„Skifahren war noch nie gelenkschonend, das hat sich durch die Reform nicht geändert. Aber dafür trainieren wir unseren Körper und investieren viel Zeit, um überhaupt so fahren zu können.“
 

GEIST
 
Dass ihr Weg bis zur Heim-WM in Schladming kein leichter werden würde, ahnte die in Innsbruck lebende Absolventin der Ski-Schule Schladming schon im Sommer.
 
Manchmal musste sie improvisieren, davon abbringen ließ sie sich aber nie. „Ich kann nur meinen Weg gehen, den ich für richtig halte. Ich habe aber immer gewusst, dass ich das Skifahren nicht verlernt habe.“
 
Das Speed-Training in Copper Mountain vor den Übersee-Rennen bestätigte die 31-Jährige in ihrer Annahme und war wichtig um den Kopf frei zu bekommen.
 
Immerhin musste sie keinen Gedanken an die WM verschwenden, für die sie ja als Titelverteidigerin in zumindest zwei Disziplinen (Abfahrt und Super-G; Anm.) fix qualifiziert ist. „Sonst wäre es noch schlimmer gewesen!“
 

DRUCK
 
Die WM ist eigentlich erst ein konkretes Thema, seitdem Görgl mit dem ÖSV-Team im Hotel Pichlmayrgut Quartier bezogen hat.
 
„Davor hatte ich andere Sorgen!“ Der Druck der Öffentlichkeit lässt die große Triumphatorin von Garmisch kalt. „Für mich ist wichtig, dass ich mit meiner Fahrerei zufrieden bin, der Rest ist mir sowas von wurscht.“
 
Wenn sie also gut fährt, ist sie zufrieden, egal welches Resultat dann auf der Anzeigetafel aufleuchtet.
 
„Wenn ich gut fahre, passt es sowieso und wenn nicht, muss ich es eh mit mir selbst ausbaden. Deshalb ist mir wurscht, was andere Leute denken.“
 

MATERIAL
 
Viel hat Görgl in diesem Winter schon probiert und mit Ski und Schuh experimentiert. Das ist auch gar nicht neu: „Ich bin der Meinung, dass nur so eine Weiterentwicklung stattfinden kann.“
 
Jene mit dem neuen Material ging nur schleppend voran. „Die neuen Ski sind ganz anders zu fahren, damit bin ich anfangs überhaupt nicht zurecht gekommen.“
 
Durch die fehlende Breite war auch der Gegendruck beim Schwungansatz weg. „Wenn ich den nicht spüre, gehe ich nach hinten, da hat das Timing überhaupt nicht gepasst.“
 
Die ständig wechselnden Wetter- und Schneebedingungen machten es Görgl und ihrem Servicemann nicht einfacher, entsprechende Set-Up-Pakete zu schnüren.
 
„Ich passe mein Set-Up den Verhältnissen an, so kann ich kurzfristig reagieren. Das macht es schwieriger.“ Hinzu kommt, dass sie ihren Schwung nicht dem Material anpassen möchte, sondern umgekehrt. „Wenn man das trifft, kann man viel rausholen!“
 

SCHWUNG
 
Hilfe, ich spüre nichts! Der Wohlfühl-Faktor war bei „Lizz“ in diesem Winter nur selten richtig hoch. Das lag zum einen am Material und zum anderen an ihrer Fahrweise.
 
„Ich habe mich teilweise überhaupt nicht wohlgefühlt, aber genau dieses Gefühl brauche ich, um richtig attackieren zu können.“ Neu sind diese „mixed feelings“ nicht.
 
Schon vor der WM 2011 in Garmisch hatte sie mit ihrem Schwung zu kämpfen. „Das muss man sich immer wieder aufs Neue erarbeiten“, erinnert sich Görgl an damals.
 
Und heute? „Ich habe trainiert, analysiert und versucht, es am nächsten Tag besser zu machen.“ Immerhin: In den letzten Tagen waren immer wieder Fahrten mit Boah-Effekt dabei.
 
„Es klappt noch nicht auf Anhieb, aber bei der dritten, vierten Fahrt merke ich dann wieder, wie es gehen könnte.“ Anders, schickt Görgl nach, wäre es natürlich schöner. „Aber es ist jetzt einmal so und ich muss damit leben!“
 
 
 
Stephan Schwabl