US-Coach Forest Carrey hatte zwar versucht einen halbwegs zügigen ersten Lauf in den steilen und eisigen Hang auf der "Face" zu setzen, zwischen den dennoch engen Toren entwickelte sich aber ein "wildes" Rennen mit Vorteilen für die Super-Techniker.

Auch Bode Miller, zuletzt noch zweiter hinter Ligety, stürzte früh. Unglücklich war das Aus für Aksel Svindal. Am Ski des norwegischen Kraftpaketes brach eine Bindungsschraube.

Ligety erstmals seit 2009 out

Ligety hingegen wurde Opfer seiner Angriffslust. Der Weltmeister attackierte einen Tick zu viel, rutschte aus und musste bei klarer Führung seinen ersten RTL-Ausfall seit 21. Februar 2009 (Sestriere) hinnehmen.

"Ich war beim Übergang zu gerade dran, es war mein Fehler", erklärte der Amerikaner. An seinem Trainer hatte er nichts auszusetzen. "Das war ohnehin der weiteste Kurs, der hier jemals gesetzt wurde."

"Müssen uns keine Sorgen machen"

Ligety war bis zu seinem Ausfall der schnellste Mann am Hang. Hirscher lag bei der 2. Zwischenzeit bereits 1,13 Sekunden hinter dem US-Boy.

"Wir müssen uns keine Sorgen machen", so Head-Rennchef Rainer Salzgeber. "Seine Fahrweise hat heute gepasst. Gegenüber dem Vorjahr hat er einen großen Schritt gemacht."

Pinturault Halbzeit-Leader

Wie erwartet wurde nach dem Ligety-Aus das Rennen zum Kampf zwischen Hirscher und Alexis Pinturault. Der Franzose legte zunächst mit Bestzeit vor,

Hirscher parkte sich zur Halbzeit hinter Pinturault und dem deutschen Vorjahres-Zweiten Luitz auf Platz drei ein. "Es ist brutal eisig, ich habe mich kaum derhalten", klagte Hirscher da noch.

"18 Meter Torabstand, das waren vor sechs Jahren noch lange Züge im Slalom", hatte Hirscher zudem noch festgestellt, für das Finale aber auch "volle Attacke versprochen".

Hirschers Angriff wird belohnt

Und so geschah es. Der Annaberger griff kompromisslos an, um die Chance nach dem Ligety-Aus am Schopf zu packen. Bis auf einen Schreckmoment, als er mit der Hand an einem Tor hängen blieb und kurz quer stand, gelang dies fast perfekt.

Es reichte, auch weil Pinturault kein zweiter perfekter Lauf mehr gelang. Während der Franzose auf Platz vier zurückfiel, feierte Hirscher mit dem 20. Weltcupsieg ein kleines Jubiläum, das ihm mit 20 Punkten Vorsprung auch die Führung im RTL-Weltcup einbrachte.

"Man muss böser sein als die Strecke"

"Wenn es eisig und aggressiv ist, muss man selbst noch böser sein als die Strecke. Das habe ich im ersten zu locker gesehen", erklärte Hirscher, warum er im Finale so mächtig nachgelegt hatte.

"Es war ein richtiger Kampf von oben bis unten. Aber es ist saugeil, wenn es funktioniert", freute sich Hirscher über seinen bereits zweiten Saisonsieg nach dem Erfolg im Levi-Slalom.

Damit stieß der Österreicher vor dem Slalom am Sonntag auch in der Gesamtwertung hinter Svindal auf Platz zwei vor.

"Sehr weit vorne einzuordnen"

Klar, dass Hirscher nach der Verzweiflung über Ligetys Überlegenheit diesmal mit sich zufrieden war. "Punkto Kampfgeist und Einsatz ist dieser Sieg sehr weit vorne einzuordnen", stellte er fest.

Zu seinem Fehler meinte er: "Das Gute am Steilen ist, dass man auch Fehler machen kann." Zu Ligety: "Es ist schwer zu sagen, wie weit er zu schlagen gewesen wäre. Der Sieg gibt aber Kraft und Mut."

Mannschaftlich schwach

Die meisten der jungen Österreicher, die in Frankreich aufgeboten wurden, mussten der schweren Strecke Tribut zollen. Zudem vergab Philipp Schörghofer mit einem Riesen-Steher im Finale einen besseren Platz als den 24.

So blieb es Benjamin Raich vorbehalten, auf der Strecke, auf der er einst Vizeweltmeister geworden war, als 15. zweitbester ÖSV-Fahrer zu sein. "Das war aber die Kategorie weniger gut. Ich habe keine gute Linie gefunden", gab sich der Routinier aus Tirol selbstkritisch.