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"Dich sollte man den Berg hinunter werfen!"

Das war klar, dass dieses Interview nicht ohne Konsequenzen bleiben wird!

Denn Christof Innerhofer schoss am Freitag richtig scharf und feuerte schwere Wortsalven in Richtung FIS ab.

„Es ist beschämend. Ich habe die Anweisungen befolgt und bin dafür bestraft worden“, schimpfte der Südtiroler am Freitag in die Fernsehkamera.

Einige Funktionäre bezichtigte er der "Lüge". "Wenn die Verantwortlichen nicht wissen, was sie mir sagen sollen, müssen sie bestraft werden, nicht ich."  

Geldstrafe und Rückversetzung

Was war passiert? Innerhofer war am Donnerstag im Abfahrts-Abschlusstraining gestürzt, weitergefahren und danach mit einer gelben Fahne gestoppt worden.

Ob seine restliche Fahrt ins Ziel "laut FIS-Anweisung" erfolgt ist, daran schieden sich danach die Geister.

Neben einer Geldstrafe in Höhe von 999 Schweizer Franken wurde der Rennläufer auch in der Abfahrts-Startliste auf Nummer 46 zurückgereiht.

Laut FIS-Renndirektor Günter Hujara wäre auch eine Disqualifikation möglich gewesen.

Erste Entschuldigung nicht genug

Nach seinem dritten Platz im Super-G schienen die Wogen geglättet, unmittelbar nach der Pressekonferenz der besten Drei meinte Innerhofer noch: „Ich entschuldige mich für meine schlimmen Worte!“

In der Sache selbst seher er aber weiterhin keinen Fehler bei sich.

Am späten Samstagnachmittag und nach einem Vier-Augen-Gespräch mit Hujara musste der dreifache Medaillengewinner der Ski-Weltmeisterschaft 2011 in Garmisch-Partenkirchen erneut im Kitzbüheler Kongress-Zentrum „K3“ erscheinen.

Vor Millionenpublikum diffamiert

Beim Team Captains Meeting wurde der 28-Jährige von Hujara vor der Organisation und den Trainern aller Nationen mit einer eMail konfrontiert, die kurz nach dem Skandal-Interview vom Vormittag im Postfach des FIS-Funktionärs gelandet war.

„Dich deutsches Arschloch sollte man den Berg hinunter werfen“, schrieb sich ein offenbar frustrierter Innerhofer-Fan den Frust über den streitbaren Deutschen von der Seele – und es ging in genau dieser Tonart weiter.

„Wir können es nicht akzeptieren, dass wir durch solche öffentlichen Tiraden vor einem Millionenpublikum diffamiert werden“, wehrte sich Hujara und kündigte auch gleich rechtliche Schritte an.

"Wir schützen unsere Rechte"

„Unsere persönlichen Rechte werden durch Zivilrechte geschützt. Wir behalten es uns deshalb vor, zivilrechtliche Schritte klar durchzuführen“, so der streitbare Deutsche, der sogleich dazu überging, den mit mit Ski und Mundwerk schnellen Südtiroler zu maßregeln.

„Du musst dir über die Konsequenzen deiner Aussagen im Klaren sein. Das war mehr als schädlich.“

Deshalb verlangte Hujara von Innerhofer noch im Kongess-Zentrum eine „deutliche Entschuldigung“, da es sonst schwerwiegende Konsequenzen in einem bereits eingeleiteten Disziplinarverfahren geben könne.

„Das ist keine Drohung, aber wir schützen unsere Rechte und haben dafür klare Prozesse und Regeln.“ Die Konsequenzen, so Hujara weiter, können bis zum Lizenz-Entzug gehen. „Aber wir wollen es eigentlich nicht durchziehen.“

Peinlich wie eine Daily-Soap

Dann ergriff Christof Innerhofer das Wort – und entschuldigte sich „bei Günter, der Jury und vor allem bei Helmut (Schmalzl; Anm.)“. Seine Aussagen waren, so der Italiener weiter, ein großer Fehler.

„Ich war einfach aufgewühlt, die Emotionen waren da. Es tut mir leid, dass ich so viele Menschen angegriffen habe – direkt und indirekt. Aber ich habe aus diesem schweren Fehler sicher gelernt.“

Schlusspunkt der peinlichen Vorabend-Posse, die ein bisschen an eine schlechte Daily-Soap erinnerte, war dann die Versöhnung zwischen Hujara und Innerhofer.

„Ich kann dir nur gratulieren und für deine Größe danken“, versprach der FIS-Mann dem Sportler, dass er im laufenden Verfahren„keine schwerwiegenden Konsequenzen“ zu erwarten habe.

Mit der Entschuldigung ist die Sache für Hujara jedenfalls abgeschlossen: "Der FIS-Vorstand braucht sich mit der Sache nicht mehr beschäftigen."

 

Stephan Schwabl