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Franz: "Es ist noch nicht so, wie es einmal war!"

Franz:

54 Tage sind seit dem folgenschweren Sturz in Beaver Creek vergangen. Die Wunden im Gesicht von Max Franz sind längst verheilt.

Seelische Narben hat der brutale Abflug beim ÖSV-Youngster auch keine hinterlassen. Nur ein bisschen Kopfweh macht der Kärntner Speed-Hoffnung noch zu schaffen.

Dass am Freitag und Samstag in Kitzbühel gefahren wird, hat damit aber nichts zu tun.

"Die Streif ist einfach geil", stellt der 23-Jährige dann auch im LAOLA1-Interview klar - und gibt auch sonst mächtig Gas!


LAOLA1:
Herr Franz, merken Sie eigentlich noch etwas von ihrem Horror-Sturz in Beaver Creek?

Max Franz: In letzter Zeit war ich eigentlich jeden Tag in der Früh auf der Piste. Da spüre ich die Anstrengung schon. Der Kopf hat zu arbeiten und wird müde, vor allem bei schlechter Sicht. Da schleicht sich nach dem Mittagessen Kopfweh ein. Aber nach einem kurzen Schlaferl geht es dann wieder.

LAOLA1: In Wengen sind Sie beim Comeback auf Rang 14 gefahren. Im Rennen scheint es also kaum Nachwirkungen zu geben, oder?

Franz: Super-G fällt mir noch leichter, da geht es Schwung auf Schwung. Das gefällt mir momentan noch besser als die langgezogenen Kurven, wo man den Druck gleichmäßig verteilen muss. Ich fühle mich auch auf der Abfahrt immer wohler, aber es ist noch nicht so, wie es schon war. Aber schauen wir einmal, was am Ende der Woche da steht.

LAOLA1: Also rechnen Sie sich für den Super-G bessere Chancen als für die Abfahrt aus?

Franz: In der Abfahrt tue ich mit teilweise noch schwer, die Linie zu finden. Das ist mir schon in Wengen aufgefallen. Ich sehe die Linie zwar bei der Besichtigung, im Training passt dann aber das Timing nicht. Es wird jedoch von Tag zu Tag besser.

LAOLA1: Aber es gibt wahrscheinlich geeignetere Plätze als Kitzbühel, um sich ans Limit heranzutasten?

Franz: War Wengen der geeignete Platz? Der Ort ist eigentlich ganz egal. Ich brauche Trainings und Rennen. Das ist es, was zählt. Aber natürlich habe ich großen Respekt vor der Streif. Man muss von oben bis unten voll dabei sein, sonst wirft sie dich ab.

LAOLA1: Sie haben nach dem zweiten Training von einer „Party“ gesprochen. Kann das überhaupt Spaß machen?

Franz: Die Abfahrt ist geil! Oben ziehst du voll durch, obwohl es brutal steil ist. Mausefalle wird es noch einmal steiler. Mir taugt es, ich freue mich sehr auf das Rennen. Aber wenn ich das jemand erzähle, zeigt er mir wahrscheinlich den Vogel.

LAOLA1: Ist Kitzbühel die schwerste Abfahrt im Weltcup-Kalender?

Franz: Schwer zu sagen. Jede Abfahrt hat ihre Eigenheiten und schwierige Passagen. Hier sind die oberen 30 und die unteren 30 Sekunden richtig schwierig. Zeit zum Nachdenken hast du eigentlich nur am Ziehweg. Aber sonst musst du voll bei der Sache sein und richtig sauber am Ski stehen.

LAOLA1: Am Freitag steht der Super-G auf dem Programm. Im Vorjahr musste das Rennen abgesagt werden, wie gehen Sie also ihre Premiere an?

Franz: Ich bin natürlich gespannt, was sie da runtersetzen. Bis jetzt hatte ich keine Probleme damit, wenn ich das erste Mal einen Super-G gefahren bin. Ich muss es sowieso nehmen, wie es kommt, habe diesen einen Lauf. Da muss es sitzen. Aber im Grunde funktioniert es überall gleich: Wenn du am Limit bist, bist du schnell!

LAOLA1: Gerade in Kitzbühel wird viel von Erfahrung gesprochen, auf der Streif geben meist die Routiniers den Ton an. Was rechnen Sie sich aus?

Franz: Ich rechne überhaupt nicht. Wie schon gesagt: Der Respekt ist sehr, sehr groß. Aber ich freue mich richtig darauf. Wenn alles passt, kann ich sicher vorne dabei sein. Aber ich weiß auch, dass ich noch viel lernen muss.

LAOLA1: Als Sie im Vorjahr das erste Mal die Streif im Renntempo hinunterjagen durften, ging da ein Traum in Erfüllung?

Franz: Natürlich habe ich den Mythos schon als Kind mitbekommen. Ich war auch einmal beim Kinder-Rennen dabei, da sind wir auch die Abfahrt runtergerutscht, durften besichtigen. Das war cool – und damals ist auch der Wunsch entstanden, hier einmal ein Rennen zu fahren. Später haben wir beim FIS-Riesentorlauf in Kirchberg zur Mausefalle rübergeschaut. Als Kind ist dir ja noch alles wurscht. Anfangen zu denken beginnt man erst später.

LAOLA1: Sie sind mit einem zweiten Platz in Lake Louise in die Abfahrts-Saison gestartet. Wie denken Sie, stehen die WM-Chancen?

Franz: Das ist mir eigentlich egal. Ich bin ja noch jung. Sicher wäre es schön, wenn ich bei der Heim-WM dabei sein könnte. Aber für mich steht im Vordergund, dass ich wieder dorthin komme, wo ich zu Saisonbeginn war.

LAOLA1: Stimmt es eigentlich, dass Sie einst beinahe nicht Rennfahrer sondern Freestyler geworden wären?

Franz: Naja, ich bin immer schon gerne gehüpft. Rückwärtssaltos, Vorwärtssaltos und das dann mit Schrauben kombiniert, habe ich aber nie gemacht. Da war ich auch weit weg, deshalb war eine Freestyle-Karriere eigentlich kein Thema. Was ich aber nach wie vor sehr gerne mache, ist ins Gelände zu gehen. Es gibt nichts Geileres als Tiefschneefahren.

LAOLA1: Vor vier Jahren hat ein deutscher Freestyler einen Backflip in die Mausefalle gewagt?

Franz (lacht): Ich kann mich noch gut an die Bilder erinnern. Das schießt mir schon immer wieder durch den Kopf.

LAOLA1: Sie könnten ja zum Anfangen einen auf Kristian Ghedina machen und beim Zielsprung einen Stunt einbauen?

Franz: Nein, das muss nicht sein. Mir taugt der Zielsprung nicht so, da ist mir in den letzten Jahren zu viel passiert. Lieber normal drüber und nicht zu viel riskieren.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Aus Kitzbühel berichtet Stephan Schwabl