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"Mir hat die Wurstsemmel nicht mehr geschmeckt!"

Hirscher-Fieber. Marcel-Mania. Dass ein Slalomfahrer in Kitzbühel für Aufregung und Ausnahmezustand sorgt, gab es schon länger nicht.

Alberto Tomba war der Letzte, der die Fans am Hahnenkamm schon vor seinem Rennen verzückte.

Dass der Italiener dann auch zwei Mal gewann und drei Mal Zweiter wurde, tat das Übrige zum Kult-Status.

Daheim noch ohne Erfolgserlebnis

Marcel Hirschers bestes Ergebnis am Ganslernhang sind zwei vierte Plätze.

Überhaupt wartet der neue Shooting-Star am rot-weiß-roten Ski-Himmel auf heimischen Pisten noch auf einen Stockerlplatz auf heimischem Schnee.

Dass er aber auch am Sonntag als Topfavorit ins Rennen startet, daran ändert auch der Umstand nichts, dass der Salzburger bei seinem Sieg in Zagreb auf jeden Fall und in Adelboden vielleicht eingefädelt haben soll.

"Dem Marcel hat es den Boden weggezogen, als ich ihn informiert habe", erzählt Herren-Chef Mathias Berthold im Gespräch mit LAOLA1, in dem er auch bestätigt, dass sein Schützling in Zagreb definitiv eingefädelt hat.

Die erste Reaktion: Geschockt!

Hirscher selbst gab wenig später zu: "Mir ist die Wurstsemmel fast im Hals stecken geblieben, so geschockt war ich."

Einfädler waren zuletzt öfter Thema: "Ich würde es gerne selbst sehen. Wenn es wirklich so ist, wäre es nicht gut, weil sportlich nicht fair."

Nachdem der erste Schreck verarbeitet war, galt die volle Konzentration wieder dem Slalom am Ganslernhang.

Denn im "Hexenkessel" neben der Streif braucht man starke Nerven. Vor allem dann, wenn die öffentliche Erwartungshaltung so groß ist wie bei Hirscher.

"100 Prozent sind schnell erreicht"

„Es ist wie mit den Hasen: Wenn man es erzwingen will, dann wird es sowieso nichts“, weiß der Youngster im Gespräch mit LAOLA1.

Er weiß aber auch: „Wenn ich gut runterkomme und keinen Bock schieße, ist viel möglich. Aber es warten auch wieder 120 Fallen, von denen jede zuschlagen kann.“

Slalom ein Hochrisikosport? „Rennen fährt man mit 100 Prozent, und jeder der schon einmal Rennen gefahren ist, weiß, wie schnell man diese 100 Prozent erreicht hat.“

Körper und Geist sind bereit

Wenn er am Sonntag im Starthaus steht, dann wird der Gewinner von fünf Saisonrennen ausgeruht und bereit sein für 100 Prozent.

Obwohl der Rummel seit Donnerstag groß war mit Sponsoren-Beglückung und Presse-Terminen. Auch ein Abstecher zur „A1 Kitz Night“ in Rosi's Sonnbergstub'n war drin.

„Ich war ja nach Wengen früher daheim als die anderen, da hatte ich genug Zeit zum Erholen daheim bei der Familie“, weiß Hirscher heute ganz genau, wann er Körper und Geist eine Auszeit gönnt.

"... dann wäre Skifahren ein Weltsport"

Hilfreich ist dabei, dass es derzeit sensationell gut läuft: „Es ist relativ einfach: Ich bin schnell, komme mit dem Material gut zurecht, das Umfeld passt und es zwickt nirgends.“

Also eigentlich alles angerichtet für den ersten Heimsieg und das Ende einer sieben Jahre dauernden Slalom-Durststrecke der Österreicher.

„Bis jetzt war es mit Kitzbühel noch nicht die ganz große Liebe. Aber das Rennen ist absolut geil, für einen Österreicher sowieso. Wenn alle so wären, dann wäre Skifahren eine Weltsportart.“

Stephan Schwabl