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Svindal: "Kostelic ist der große Favorit, nicht ich!"

Svindal:

Die Jagd ist eröffnet. Wenn in Sölden der erste Läufer in den Kurs geht, ist dies auch der Startschuss für den Kampf um den Gesamt-Weltcup.

In einer Saison ohne Weltmeisterschaft und Olympische Spiele zählt die große Kristall-Kugel noch einmal mehr.

Der Norweger Aksel Lund Svindal zählt zu den großen Favoriten. Zwei Mal durfte der 28-Jährige bereits am Saisonende jubeln.

Im LAOLA1-Interview spricht Svindal über seine Ausgangsposition, die Bedeutung von Fanpflege im WWW und die Terroranschläge in Norwegen.


LAOLA1: Herr Svindal, mit welchen Erwartungen im Gepäck sind Sie nach Sölden gekommen?

Aksel Lund Svindal: Ich habe mir viel vorgenommen, auch weil ich sehr gut vorbereitet bin. Wenn möglich, möchte ich um die vorderen Plätze mitfahren. Aber das erste Rennen der Saison ist immer ganz speziell, ich bin in Sölden auch immer ein bisschen nervös.

LAOLA1: Obwohl Sie schon so viele Weltcup-Rennen in den Beinen haben?

Svindal: Naja, ich war jetzt doch sieben, acht Monate nicht am Start. Das spürt man. Ich muss mich erst wieder an dieses Rennen fahren gewöhnen.

LAOLA1: Wie wahrscheinlich auch an den Trubel, der hier in Sölden herrscht?

Svindal: Es ist sehr viel los, aber so soll es auch sein. Mir gefällt es, wie dieser Weltcup-Auftakt zelebriert wird. Mit all den Terminen, man sieht die ganzen Leute wieder. Hier in Sölden trifft sich die Ski-Welt. Alle Läuferinnen und Läufer, Medien und Industrie sind da, und natürlich auch die Fans.

LAOLA1: Ihre Fans setzen große Erwartungen in Sie, und wenn Sie sagen, dass Sie sehr gut vorbereitet sind, ist ihre Hoffnung wahrscheinlich berechtigt?

Svindal: Das werden wir sehen. Aber es ist bis jetzt alles gut gelaufen. Ich bin gesund geblieben, konnte mein Training voll durchziehen. Und die Bedingungen waren, anders als im Vorjahr, sehr, sehr gut. Vor allem in Neuseeland.

LAOLA1: Dort hat man ihre Konkurrenten schon sagen hören, dass Sie erster Anwärter auf den Gesamt-Weltcup sind. Wie gehen Sie damit um?

Svindal (lacht): Nein, nein, nein. Der große Favorit auf den Gesamt-Weltcup ist Ivica Kostelic. Ich erinnere nur an das Vorjahr. Was er im Jänner gemacht hat, das hat man zuletzt in der besten Zeit von Hermann Maier gesehen. Vielleicht ist er noch nicht ganz fit, aber bis zum Jänner ist ja auch noch viel Zeit.

LAOLA1: Aber ein Kampfansage in Richtung Kroatien wird schon drin sein, oder?

Svindal: Ich will ihm natürlich das Leben so schwer wie möglich machen. Aber vor der Saison bleibt Ivica der große Favorit, immerhin ist er ja auch Titelverteidiger.

LAOLA1: In einer Saison ohne Großereignis zählen vor allem die Kristall-Kugeln. Wie viele dürfen es am Saisonende sein?

Svindal: Der Gesamt-Weltcup ist für mich grundsätzlich wichtiger als Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften. Aber deshalb beginne ich nicht schon vor dem ersten Rennen mit dem Rechnen. Für den Sport wäre es wichtig, dass es möglichst lange spannend bleibt und viel Action drin ist.

LAOLA1: In welchen Disziplinen haben Sie im Sommer den größten Schritt nach vorne gemacht?

Svindal: Sicher im Speed-Bereich, da ist sehr viel weitergegangen. Slalom ist auch besser geworden, aber da bedeutet ein Schritt vielleicht ein Ergebnis um Platz 20. In Abfahrt und Super-G will ich konstant in der Spitze mitfahren, regelmäßig in die Top-Drei. Das ist mein großes Ziel, auch wenn es sehr schwer wird.

LAOLA1: Gar nicht schwer fällt es Ihnen offensichtlich, ihre Fans mittels regelmäßigen Blogs bei Laune zu halten. Wie wichtig ist ihre Homepage für die Fan-Pflege und den Kontakt?

Svindal: Mir ist es wichtig, dass die Leute wissen, dass das hundert Prozent Aksel Svindal ist. Ich kann dort meine Meinung kundtun und über die Dinge schreiben, die mir wichtig sind, die ich lustig finde und einfach herzeigen, wie das Leben eines Skifahrers im Weltcup aussieht.

LAOLA1: Mit Jon Olsson gibt es ein Vorbild, wo auch in der Selbstvermarktung im Skisport die Reise hingehen kann, oder?

Svindal: Er macht das auf einem anderen Level. Ich habe meinen Servicemann dabei, der mir die Ski macht und meine Trainer, die den Kurs stecken. Aber Jon ist mit einem eigenen Film- und Fototeam unterwegs und betreibt das richtig professionell.

LAOLA1: Lassen Sie uns noch kurz über ein Thema sprechen, das die ganze Welt entsetzt hat: den Anschlag von Oslo und das Massaker auf der Insel Uotya. Wie haben Sie diesen schrecklichen Terror erlebt?

Svindal: Ich war selbst in Oslo, nicht in der Stadtmitte, aber auch nicht weit entfernt. Am Anfang habe ich gedacht: Das gibt es nicht, das ist nicht wahr! Das Schlimmste war für mich der nächste Tag, als ich erfahren habe, dass auf Uotya nicht zehn Leute gestorben sind, sondern 69 Menschen erschossen wurden. Das war sehr, sehr tragisch – und für uns, die wir nicht dort waren, auch nicht zu verstehen.

LAOLA1: Glauben Sie, dass ihre Ski-Erfolge den Menschen in Norwegen etwas zurückgeben oder auf irgendeine Art und Weise Trost spenden können?

Svindal: Sport spielt eine wichtige Rolle. Ich habe kurz danach bei einem Radrennen mit Thor Hushovd und anderen Profis teilgenommen. Im Vorfeld wurde darüber gesprochen, ob man es nicht besser absagen sollte. Aber genau das darf man nicht machen, im Gegenteil. Gerade in so einer schweren Zeit muss man den Leuten etwas zurückgeben. Und der Sport hat etwas sehr verbindendes.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl