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Mario Scheiber: "Mir ist das Skifahren abgegangen!"

Mario Scheiber:

Mario Scheiber war zu Saisonbeginn einer von vielen "Comebackern" im ÖSV-Team.

Im Gegensatz zu seinen Teamkollegen musste der Osttiroler jedoch lange warten.

Rückenschmerzen zwangen ihn zur Abreise aus Lake Louise - ohne Renneinsatz. Also wird er am Freitag (ab 12:15 Uhr LIVE bei LAOLA1) im Super-G in Gröden und also zum bereits vierten Mal nach einer schweren Verletzung in den in den Weltcup-Zirkus zurück.

Auch diesmal haben ihn, als er daheim vor dem Fernseher lag, während die Teamkollegen und Konkurrenten in Garmisch um Abfahrtsgold ritterten, Zweifel geplagt.

Aber als er zum ersten Mal wieder die Ski angeschnallt hat, Mitte Juli war das, war klar: "Ohne Skifahren hat mir etwas gefehlt!"

Im LAOLA1-Interview spricht der 28-Jährige über seinen Weg zurück, den Umgang mit Verletzungen, die ständigen Fragen nach dem ersten Weltcup-Sieg und den Rücktritt von Michael Walchhofer.

LAOLA1: Als du in Chamonix gestürzt bist, haben sich viele Ski-Fans gedacht: Nicht schon wieder! Nach der Diagnose Schlüssel- und Nasenbeinbruch haben einige gemeint, dass man dich nicht mehr auf den Rennstrecken dieser Welt sehen wird. Aber jetzt bist du wieder da?

Mario Scheiber: Ich war in meiner Karriere wahrscheinlich öfter im Krankenhaus als auf der Strecke. Diese Saison ist wieder eine Comeback-Saison. Manche, wie mich, erwischt es eben öfter. Aber ich bin noch jedes Mal wieder aufgestanden und zurückgekommen. Jetzt wieder.

LAOLA1: Schwere Verletzungen, Rückschläge, Comebacks, Pech. Hast du nie überlegt, es einfach sein zu lassen?

Scheiber: Sicher habe ich auch manchmal gezweifelt, mich gefragt, warum es wieder mich erwischt hat. Aber ohne Skifahren hat mir etwas gefehlt, mir ist etwas abgegangen. Und als ich nach der Verletzung wieder die Ski angeschnallt habe, wusste ich, was es war.

LAOLA1: Wie gehst du heute, vor deinem x-ten Comeback, mit Verletzungen um?

Scheiber: Ich war schon ein paar Mal verletzt und weiß: Das ist leider Teil des Jobs, Verletzungen passieren und werden auch weiterhin passieren. Aber solange es nichts Schlimmeres ist, und es gibt viele Dinge, die schlimmer sind als eine Verletzung, ist es nicht tragisch.

LAOLA1: In der Vorbereitung ist es nicht optimal gelaufen. Du konntest nicht nach Chile mitfliegen, wurdest von einer Verkühlung gestoppt. Inwieweit ist das jetzt ein Nachteil?

Scheiber: Nicht dramatisch. Ich hatte in den Trainings danach eigentlich gleich ein gutes Gefühl. Sicher, die Geschwindigkeit war ich nicht so gewohnt. Die ersten Super-G-Trainings im Pitztal, noch dazu im Steilen, das war schon brutal. Auch weil es von den Bedingungen schwierig war, aber ich habe es ganz gut gemeistert.

LAOLA1: Erinnerst du dich noch an das Gefühl, dass du vor der ersten Fahrt hattest?

Scheiber: Es war schon eine Überwindung nach dem Sturz. Das erste Mal auf den langen Skiern, richtig schnell unterwegs. Aber es ist von Tag zu Tag besser gegangen. Und um noch einmal auf den Nachteil zurückzukommen: Ich habe auch in den letzten Jahren durch mein Knie weniger Tage zusammengebracht, aber das wird für die Saison nicht entscheidend sein.

LAOLA1: So gesehen war es die richtige Entscheidung, Chile auszulassen?

Scheiber: Auf jeden Fall. Ich war zwei Wochen mit der Verkühlung bedient, währenddessen ist auch noch eine Mittelohrentzündung dazu gekommen. Der Flug ist anstrengend, dazu die Höhe in Chile. Da wäre ich drüben auch nur gelegen. So konnte ich mich daheim erholen und zumindest ein bisschen Kondition trainieren.

LAOLA1:  Wie hast du die Vorbereitung für das Comeback generell angelegt. Benni Raich hat gemeint, dass er die Verletzung genützt hat, um neue Dinge auszuprobieren?

Scheiber: Körperlich bin ich eigentlich weiter als in den letzten Jahren. Das liegt daran, dass ich ein Monat früher mit dem Training begonnen habe. Die Arbeit mit unserem neuen Trainer trägt bereits erste Früchte, er hat mich konditionell gewaltig auf Vordermann gebracht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, auch wenn ich natürlich auch sehr fleißig war.

LAOLA1: In der jüngeren Vergangenheit hat dir auch der Rücken immer wieder Probleme bereitet, zuletzt bei den Übersee-Rennen. Wie geht es dir aktuell?

Scheiber: Ich bin hundertprozentig fit, habe keine Schmerzen mehr. Wir haben im Sommer gezielt darauf hin gearbeitet, haben speziell den Rumpf gestärkt. Mit speziellen Übungen. Nicht so viel Umfang, sondern g’scheit, dass sie richtig einfahren.Ich dachte eigentlich, dass ich in diesem Bereich so gut drauf bin, wie nie zuvor.

LAOLA1: Wie ist es dir mit dem Suchen und Finden des passenden Set-Ups gegangen?

Scheiber: Ich wusste eigentlich schon beim Training auf den Gletschern, wo die Reise hingehen wird. Nur beim Schuh gab es noch das eine oder andere Fragezeichen, aber da haben wir in Vail auch die entsprechenden Antworten gefunden. Im Großen und Ganzen steht mein Paket. Es wird nicht viel anders sein als in den letzten Jahren, soviel kann ich verraten.

LAOLA1: Der Winter kann also endlich losgehen?

Scheiber: Aus meiner Sicht steht einer guten Saison nichts im Wege, ich habe die letzten Tage und Wochen gut genützt und bin bereit für Gröden. Hoffentlich ist die Form so gut, wie letztes Jahr um diese Zeit (lacht).

LAOLA1: Im Vorjahr bist du in Lake Louise mit einem zweiten Platz in die Saison gestartet, nur Michael Walchhofer war schneller, aber der ist ja mittlerweile in Pension?

Scheiber: Sein Rücktritt bedeutet für mich vor allem eines: Ein Konkurrent weniger! Er war sicher unser Zugpferd, der Älteste und der Erfolgreichste, aber eben auch ein Konkurrent. Das ist der größte Unterschied. Aber es sind noch genug andere Läufer da, die schwer zu schlagen sind, die ich jedoch biegen möchte. Und mit Klaus Kröll und Georg Streitberger haben wir zwei neue Zugpferde, die auch schon Rennen gewonnen haben.

LAOLA1: Wie sehr wurmt es dich, dass dir dieser Sieg noch fehlt?

Scheiber: Ja, ja, mir ist es leider noch immer nicht gelungen. Aber ich schaue weiter nur auf mich, auf meine Leistung, meine Entwicklung und  lasse mich von diesem Nuller in die Statistik nicht aus der Ruhe bringen. Ziel ist es, schneller zu sein als die anderen.

LAOLA1: Um dann irgendwann auch Zugpferd für die jüngeren Läufer zu sein?

Scheiber: Das wäre natürlich schön. Ich werde hart und fleißig darauf hinarbeiten. Aber jetzt hoffe ich einmal, dass ich gesund bleibe und eine normale, reibungslose Saison fahre. Das wäre schon einmal etwas. Und nicht wieder vorbereiten, ein paar Rennen bestreiten, weh tun. Das war mühsam!

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Aufgezeichnet von Stephan Schwabl