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"Großartiges Gefühl, den heiligen Gral zu haben"

2414. Diese unglaubliche Rekord-Punkteanzahl weist Tina Maze am Ende der Saison auf.

"Es war ein großartiges Gefühl, ihn nach der Saison in der Hand zu haben, den heiligen Gral", sagt die Slowenin über die große Kugel.

Im Interview spricht sie über Rekorde und spezielle Momente, aber auch über ihre Enttäuschungen und Wehrmutstropfen.

Frage: Sie haben die Saison beendet, wie Sie sie begonnen haben, mit einem Sieg. Wie wichtig war dieser Abschluss für Sie nach der Enttäuschung am Samstag über die verpasste Slalomkugel?

Maze: "Das ist das beste Gefühl, das man haben kann. Wenn das heute nicht gut ausgegangen wäre, wäre ich nicht hundert Prozent happy. Obwohl ich das große Kristall und die Wertungen im Riesentorlauf und Super-G gewonnen habe. Man wird süchtig, der Sport ist dein Lifestyle. Ohne bist du nicht hundert Prozent glücklich. Gestern bin ich sehr enttäuscht gewesen."

Frage: Sie haben mit Leichtigkeit die große Kugel gestemmt. Woher nehmen Sie noch so viel Kraft?

Maze: "Ich weiß, dass ich gute Muskeln habe. Es ist ja kein Rennen mehr, ich habe einfach gesagt, lass es brennen! Es war ein großartiges Gefühl, ihn nach der Saison in der Hand zu haben, den heiligen Gral. Wir wissen, wie viel der im Skisport bedeutet. Ich fühle mich großartig und gesegnet. Das bedeutet viel im Sport, aber ich bin trotzdem ein normaler Mensch."

Frage: Was waren die speziellen Momente in dieser Saison?

Maze: "Jedes Rennen war speziell. Wie ich in Sölden gestartet bin, war großartig. Dann der Super-G in St. Anton, weil es der erste Sieg in dieser Disziplin war. Dann vor Heimpublikum in Maribor zu gewinnen. Und der WM-Super-G, es war ein schwieriges Rennen, ich habe es geschafft, den Fokus zu halten. Und Garmisch, denn es war ein großes Ziel, noch einmal eine Abfahrt zu gewinnen, das war aufregend."

Frage: Was waren die härtesten Momente der Saison?

Maze: "Das war hier in Lenzerheide. Ich war nervös vor dem Slalom, ich wollte diese Kugel und habe es nicht geschafft. Für mich war es das Schwierigste, das zu akzeptieren. Ich habe ein paar Fehler gemacht. Aber das gehört zum Sport, das lässt dich weitermachen, dich weiter verbessern."

Frage: Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Maze: "In der Abfahrt und im Slalom. Alles andere war schon ziemlich hohes Niveau. Es wird eine Herausforderung, diese großartige Saison zu wiederholen. Oder wieder diese Punktezahl zu erreichen. Denn es kommen welche zurück, die gefehlt haben oder nicht so stark waren in diesem Winter."

Frage: Wie schafften Sie selbst nach der langen Saison noch die Topleistungen?

Maze: "Ich fand es dumm, jetzt immer gefragt zu werden, ob ich müde bin. Ich habe das nicht in meinen Kopf gelassen, weil ich mich nicht müde fühle. Ich bin glücklich, hier zu sein. Meine Muskel sind nicht mehr hundert Prozent, ich hatte ein paar muskuläre Probleme, aber nichts Ernstes. Ich bin gesund. Dass man in meinem Alter nie verletzt war, ist selten. Dafür ist die physische Arbeit wichtig. Andrea (Trainer Massi/Anm.) glaubt, dass alles damit zusammenhängt, mehr Gewichte zu heben, schneller zu laufen. Dann wird man auch im Kopf stärker."

Frage: Sie haben 2008 begonnen, das "Team to aMaze" aufzubauen. Was hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verändert, dass dieser Erfolg nun möglich war?

Maze: "Wir haben wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Vergangene Saison war ich Gesamtzweite, ich habe aber kein Rennen gewonnen und oft um ein paar Hundertstelsekunden verloren. Diese Saison habe ich viele Rennen gewonnen. Aber das kam nicht über Nacht. Ich war mir vorher nie sicher, dass ich gewinnen kann, war oft Zweite. Damit war ich nicht zufrieden. Deshalb habe ich mir gesagt, du musst das ändern."

Frage: Wer ist daheim der Boss, Sie oder ihr Trainer und Lebensgefährte Andrea Massi?

Maze: "Ich versuche, die Entscheidungen zu treffen, aber Andrea ist der Boss. Er ist da noch vom alten Schlag, der Mann ich der Chef. Auf einer Seite ist das auch gut, wenn ich Ski fahre, fühle ich mich nicht als Frau, ich fühle mich als Mann. Du musst den Sport machen wie sie und dich benehmen wie sie."

Frage: Was hat die Saison gezeigt, was haben Sie über sich selbst gelernt?

Maze: "Nichts ist perfekt. Das Leben ist nicht perfekt, aber wenn man seine Sachen gut macht, ist alles möglich. Ich mag es auch, Emotionen zu zeigen, zornig und traurig zu sein. Ich mag sein, wie ich bin. Dann bin ich mit mir selbst zufrieden."

Frage: Ihr Lied "My way is my decision" wird oft im Weltcup gespielt. Planen Sie ein weitere Aufnahmen?

Maze: "Ich habe mit Lizz (Elisabeth Görgl/Anm.) und Julia (Mancuso/Anm.) wegen eines Duettes gesprochen (lacht). Für mich war dieses Leid genauso wichtig wie die Siege. Wir lieben Skifahren, aber das ist nicht alles, wofür wir leben. Es war Extraenergie. Das Lied ist exakt, was ich bin. Deshalb liebe ich es so."