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Kostelic: "Manchmal bist du unten, manchmal oben!"

Kostelic:

Da war sie wieder, die Siegesfaust von Ivica Kostelic. Der Kroate streckte seinen Handschuh in den Himmel von Flachau, jubelte über seinen 20. Weltcup-Sieg.

Rechtzeitig vor dem Jänner mit all seinen Höhepunkten meldet sich der amtierende Gesamt-Weltcupsieger zurück.

Und im großen LAOLA1-Interview ausführlich zu Wort.

Kostelic spricht über Kristall-Konkurrent Marcel Hirscher, das enorme Wissen von Ingemar Stenmark und er verrät, wie Weihnachten beim Familien-Clan aussieht.

LAOLA1: Herr Kostelic, was waren die Gründe für ihren Sieg im Flutlicht-Slalom von Flachau?

Ivica Kostelic: Die Bedingungen sind mir sicher entgegen gekommen. Der Neuschnee war gut für mich, da muss man mit viel Gefühl und nur ja nicht zu hart fahren. In Alta Badia habe ich mir den Sieg noch zu sehr gewünscht, mich unter Druck gesetzt, das konnte ich in Flachau gut vermeiden.

LAOLA1: Am Ende ist es doch noch knapp geworden, nur neun Hundertstel lagen zwischen Sieg und Platz drei?

Kostelic: Als ich nach der Zieldurchfahrt auf die Anzeigetafel geschaut und gesehen habe, dass ich 0,07 beziehungsweise 0,09 Sekunden vorne war, habe ich gewusst, dass diesmal auch das Glück auf meiner Seite war. In Alta Badia haben mir noch 0,17 Sekunden auf Platz zwei gefehlt, da hat mein Freund Mitja Valencic zu mir gesagt: Das Glücksrad dreht sich weiter, manchmal ist es oben, manchmal unten.

LAOLA1: Sie halten jetzt bei 20 Weltcup-Siegen. Was bedeutet ihnen das?

Kostelic: Als ich ein Kind war, habe ich nicht davon zu träumen gewagt, dass ich einmal 20 Rennen gewinne. Es ist eine sehr nette Zahl, aber hoffentlich kommen noch ein paar Siege dazu.

LAOLA1: Da trifft es sich gut, dass jetzt der Jänner kommt, in dem Sie im vergangenen Winter mit Siegen am laufenden Band den Grundstein zum Gesamt-Weltcup gelegt haben?

Kostelic: Ich habe das Jahr 2011 mit einem Sieg begonnen und beendet, das ist natürlich ein gutes Gefühl. Auch weil ich nicht erwartet habe, dass ich so früh in der Saison schon so gut in Form bin. Aber gerade im Slalom habe ich auch immer ein bisschen Reserve, denn wir haben schon so viel Slalom trainiert, das hilft mir natürlich. Der Sieg war wichtig, ich führe jetzt wieder im Slalom-Weltcup.

LAOLA1: Ist ihr Jänner 2011 überhaupt zu übertreffen?

Kostelic: Es wird schwer diese Erfolge zu wiederholen, aber es ist sicher nicht unmöglich. Ich schaue nur von Rennen zu Rennen, alles andere werden wir dann Ende Jänner sehen.

LAOLA1: Im Gesamt-Weltcup geht Marcel Hirscher als Führender in die Weihnachtspause. Was trauen Sie ihm im Kampf um die große Kristallkugel zu?

Kostelic: Es ist noch ein bisschen zu früh, um sich über den Gesamt-Weltcup zu unterhalten. Aber für einen Läufer, der nur die technischen Disziplinen fährt, ist es sehr schwer, auch am Ende ganz vorne zu sein. Nur wenn er Slalom und Riesentorlauf dominiert, hat er eine Chance.

LAOLA1: Aber ist das überhaupt noch möglich, wo es doch immer heißt, dass die Dichte gerade in den technischen Disziplinen unglaublich hoch ist?

Kostelic: Im Riesentorlauf ist das Niveau in dieser Saison noch einmal gestiegen. Es gibt nicht mehr nur eine Handvoll Favoriten. Und im Slalom war schon in den letzten Jahren die Luft sehr, sehr dünn an der Spitze. Dennoch ist es möglich, dass man Seriensiege feiert.

LAOLA1: Sie haben es in der letzten Saison vorgezeigt. Punktemäßig sind Sie heute noch besser als im vergangenen Winter, also auch der erste Anwärter für den Gesamt-Weltcup?

Kostelic: Die anderen Jungs fahren auch sehr stark, allen voran Aksel Lund Svindal, der in den Speed-Rennen fast immer vorne dabei ist. Für mich ist wichtig, dass ich in meinen starken Disziplinen weiter auf hohem Niveau fahre, gleichzeitig muss ich in Abfahrt und Super-G noch zulegen.

LAOLA1: Sie waren zuletzt nur bedingt glücklich mit ihrem Materal für die schnellen Disziplinen?

Kostelic: Leider sind wir noch nicht dort, wo wir eigentlich sein wollten. Wir haben in Gröden wieder etwas Neues probiert, aber ich war abermals viel zu langsam.

LAOLA1: Es scheint, als würden Sie, obw

Kostelic: Als Rennfahrer muss man ein gewisses Spektrum an Wissen haben. Im Idealfall ist es so groß wie möglich. Für mich hatte Ingemar Stenmark das größte Wissen von allen Skifahrern. Und wer das größte Wissen hat, fährt gut bei allen Bedingungen. Egal ob eisig, Kunstschnee oder Neuschnee. Wenn du viel trainierst, kommt das alles von selbst, dann weiß der Körper gleich, wie er fahren muss.

LAOLA1: Apropos Körper: Wie geht es ihnen eigentlich gesundheitlich, sind Sie ganz fit?

Kostelic: Es geht mir gut, aber Bormio lasse ich trotzdem aus. Ich trainiere lieber für Jänner, denn das ist ein wichtiger Monat für mich. Die letzte Woche war sehr anstrengend, vielleicht die härteste im Weltcup mit zwei Trainings und insgesamt fünf Rennen.

LAOLA1: Dafür können Sie es jetzt ruhiger angehen. Was bedeutet Weihnachten für Familie Kostelic?

Kostelic: Weihnachten ist für mich neben Ostern der einzige Tag im Jahr, an dem ich feiere. Es ist das wichtigste Fest, die ganze Familie trifft sich in Zagreb und feiert das Fest. Ganz normal. Nur bei den Geschenken kann es sein, dass wir die erst am 25. auspacken. Das wird von Jahr zu Jahr neu entschieden.

LAOLA1: Und was steht am weihnachtlichen Speiseplan?

Kostelic: Natürlich Fisch. Aber es gibt auch Kuchen. Und am 25. Dezember steht Hühnchen auf dem Menü.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl