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Hirscher: Entspannt und zufrieden in den Kugel-Krimi

Hirscher: Entspannt und zufrieden in den Kugel-Krimi

Als am Dienstag um 3:45 Uhr der Wecker klingelte, war Marcel Hirscher froh, dass er am Montag nur ein paar Termine koordiniert und sonst nicht viel gemacht hat.

Denn bereits um 4:15 Uhr ging es zum Training auf die Turracher Höhe, wo der Salzburger – anders als die Abfahrer in Schladming – perfekte Bedingungen und Traumwetter vorfand.

„Das Training hat richtig Spaß gemacht, es war ein wunderschöner Ski-Tag“, berichtet Hirscher nach seiner Ankunft im ÖSV-Hotel „Pichlmayrgut“.

Das Ergebnis des Abfahrtstrainings hat er im Radio gehört, wenn am Mittwoch auf der Planai das erste von insgesamt fünf Rennen gefahren wird, steht für den 23-Jährigen ein weiteres Training auf der Reiteralm am Programm.

"Aber ich gehe davon aus, dass ich das Ergebnis zeitnah erfahren werde!"

Bei LAOLA1 spricht Marcel Hirscher über seine Gefühlswelt vor dem Finale, klärt über seinen Start im Super-G auf und blickt auf seine ersten Kontakte mit einem gewissen Beat Feuz zurück.


LAOLA1: Marcel, wie gehst du mit dem großen Druck um, der auf deinen Schultern lastet?

Marcel Hirscher: Druck? Welcher Druck? Ich habe eine andere Wahrnehmung, was die große Kugel betrifft. Der Gesamt-Weltcup ist die Auszeichnung für den Besten, aber der Beste wird nicht in dieser Woche gefunden. Man muss auch schon im Vorfeld viel richtig gemacht haben.

LAOLA1: Was muss passieren, damit du nach dem Weltcup-Finale sagst, dass du auch in Schladming viel richtig gemacht hast?

Hirscher: Ich möchte einfach noch einmal das zeigen, was ich schon den ganzen Winter gezeigt habe. Wenn mir das gelingt, dann könnte es auch mit dem Gesamt-Weltcup klappen.

LAOLA1: Und wenn nicht?

Hirscher: Sollte es sich am Ende nicht ausgehen, habe ich die Kugel nicht in Kranjska Gora und auch nicht in Schladming verloren. Ich bin vorher auch schon fünf Mal draußen gelegen. Als ich im Dezember eingefädelt habe, hat mir danach jeder gesagt, dass ich super gefahren bin. Jetzt schlagen alle die Hände über dem Kopf zusammen.

LAOLA1:
Die Relationen haben sich verschoben?

Hirscher: Ja, aber man darf nicht vergessen, dass es die Comeback-Saison ist. Was mir bis jetzt gelungen ist, ist schon ein Riesen-Erfolg. Deshalb wird sich meine Enttäuschung auch in Grenzen halten, sollte es nicht klappen. Aber jetzt will ich noch einmal kämpfen und nicht überlegen was wäre, wenn.

LAOLA1:
Welches Zeichen möchtest du mit deinem Start im Super-G setzen?

Hirscher: Ich habe eine Chance – und die möchte ich mit allen Möglichkeiten nützen. Vielleicht entscheidet ja am Ende nur ein Punkt den Gesamt-Weltcup. Und wenn mir dieser Punkt fehlt, dann heißt es: Wäre er doch bloß den Super-G gefahren!

LAOLA1:
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel kann deiner Entscheidung nicht viel abgewinnen, so mancher mahnt auch, dass die Verletzungsgefahr groß ist?

Hirscher: Beim Spaziergang kann ich mich auch verletzen. Das war für mich nie ein Thema!

LAOLA1: Du hast immer wieder betont, dass Skifahren für dich Vollgas und nicht Taktik bedeutet. Gilt das auch beim Finale?

Hirscher: Auf jeden Fall. Deshalb bin ich auch froh, dass hier in Schladming nur die ersten 15 der Ergebnisliste Weltcup-Punkte bekommen. Das macht es für mich einfacher. So bleibt null Spielraum zum Taktieren, das nimmt mir eine Entscheidung ab.

LAOLA1: Apropos Entscheidung: Von Ivica Kostelic sprechen nur noch wenige, von Aksel Lund Svindal gar niemand mehr. Ist der Gesamt-Weltcup wirklich nur mehr der Zweikampf Feuz vs. Hirscher?

Hirscher: Ich habe Svindal noch nicht abgeschrieben und vergessen. Er war einer derjenigen Läufer, die ich vor der Saison auf der Rechnung hatte. Jetzt hat er 219 Punkte Rückstand, kann aber hier auf jeden Fall noch einmal abräumen.

LAOLA1:
Viel wurde schon geschrieben und gesagt über die Rivalität zwischen Österreich und der Schweiz. Wie sieht dein Verhältnis zu Beat Feuz aus?

Hirscher:
Zwischen uns gibt es keine Rivalität. Wir haben uns schon früher duelliert, im Europacup und bei der Junioren-WM 2007. Er hat mich gefordert und umgekehrt, dadurch haben wir uns natürlich auch kennengelernt. Deshalb war es für mich auch keine Überraschung, dass er Skifahren kann. Beat war schon in seiner Jugend sehr gut, aber dann hat er sich leider schwer verletzt.

LAOLA1: Neben verletzungsfreien Rennen, was wünscht du dir noch für das Weltcup-Finale?

Hirscher: Dass der Gesamt-Weltcup vor dem Slalom entschieden ist – zu meinen Gunsten.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Aufgezeichnet von Stephan Schwabl