Reichelt (lacht): Naja, dieses Event da im Februar ist sicher ein Ziel. Ob es dann am Ende eine Medaille, eine Kugel oder vielleicht sogar beides wird, muss man sehen. Ich nehme natürlich alles, was ich kriegen kann. Klar ist: Um in Sotschi in die Nähe der Medaillen zu kommen, muss man eh im Weltcup vorne dabei sein. Und wenn du die Chance auf eine Kugel hast, dann muss man die auch versuchen zu nützen – weil die kriegt man nicht so oft.

LAOLA1: Stichwort Gesamt-Weltcup. Inwieweit ist der noch ein Thema für dich?

Reichelt: Ich beschäftige mich damit. Aber nur insofern, dass man als Speed-Spezialist im Moment komplett benachteiligt ist. Es fehlt komplett das Gleichgewicht. Im letzten Winter war ich Achter, vor mir waren sechs Slalom-Spezialisten. Von den Speed-Jungs war nur Svindal vor mir, aber der hat beide Speed-Kugeln gewonnen und war auch im Riesentorlauf dabei.

LAOLA1: Gegen Marcel Hirscher war er am Ende dennoch ohne Chance.

Reichelt: Ganz genau. Als Speed-Spezialist brauchst du gar nicht überlegen, wenn sie da nicht etwas ändern. Ich bräuchte drei Disziplinen, in denen ich aufs Stockerl fahre, der Marcel schafft es mit zwei.

LAOLA1: Und nimmt jetzt mit dem Super-G trotzdem eine dritte Disziplin dazu?

Reichelt: Ja, aber da muss er nicht aufs Stockerl fahren. Grundsätzlich sage ich dazu: Er wird sich seine Gedanken machen. Und wie man in der Vergangenheit gesehen hat, war das Ergebnis seiner Gedanken meistens gut.

LAOLA1: Gab es bei dir die Überlegung, den Riesentorlauf zugunsten der schnellen Disziplinen sausen zu lassen?

Reichelt: Nein, gar nicht. Solange ich im Riesentorlauf konkurrenzfähig bin, möchte ich ihn gleich trainieren, wie Abfahrt und Super-G. Das Problem ist nur die Zielsetzung: Wenn ich in die Top-Ten fahre, ist es aufgrund der vielen Spezialisten eine super Leistung. In Abfahrt und Super-G bin ich nur zufrieden, wenn ich unter den ersten Fünf bin.

LAOLA1: Wir starten ins Jahr eins nach der „Material-Revolution“, die in erster Linie den Riesentorlauf getroffen hat. Wie stark wurde deiner Meinung nach eingegriffen?

Reichelt: Wenn die Kurssetzung normal ist, also 26 bis 28 Meter, dann ist er auch vor dem Fernseher nach wie vor schön zum Zuschauen. Wenn das nicht so ist, ist es eine Katastrophe. So macht man den Sport kaputt. Und man muss sich nicht mehr überwinden. Wenn man heute auf eine Kante zufährt, ist das kein Problem mehr, weil das Tempo so niedrig ist.

LAOLA1: Dementsprechend groß wird wahrscheinlich deine Vorfreude auf die Abfahrts-Klassiker sein, oder?

Reichelt: Auf jeden Fall. Auf die Abfahrten in Beaver Creek, Bormio, Wengen, Kitzbühel und Garmisch freue ich mich schon riesig. Vor allem auf Beaver Creek, weil das ist einer meiner Lieblingshänge. Und 2015 findet dort die Weltmeisterschaft statt, das hat schon ein bisschen was von Generalprobe.

LAOLA1: Eine Premiere wird es in Sölden für deinen neuen Helmsponsor geben. Ab sofort heißt es: „Natur pur“! Wie viel Natur steckt in Hannes Reichelt?

Reichelt: Also ich habe mich eigentlich schon immer vernünftig ernährt. Wenn man im Winter unterwegs ist, hat man nicht immer so die Möglichkeiten. Aber wenn ich daheim bin, kaufe ich keinen Schas ein und koche mir auch selbst. Fast-Food interessiert mich nicht, obwohl ich es auf der Piste gerne schnell mag!

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl