Kasper:
Ich mache mir keine Illusionen in Bezug auf die Atmosphäre. Schon alleine wegen der Beschränkung der internationalen Zuschauerzahlen und den starken Sicherheitskontrollen. Lassen Sie es mich so sagen: Es werden gute Spiele werden!

LAOLA1: Salzburg zog damals gegen Sotschi den Kürzeren. Ist es für einen Bewerber dieser Größenordnung überhaupt noch möglich, Olympische Spiele zu bekommen?

Kasper: Davon bin ich vollkommen überzeugt. Die Zukunft wird wieder zurück gehen, denn die Spiele fressen sich selber auf. Der Gigantismus ist nicht mehr kontrollierbar, die Dinge werden aus dem Ruder laufen. Wir müssen im Winter nicht in die Großstädte gehen, brauchen keine Spiele in New York. Korea 2018 ist ein erster Schritt zurück, das werden wieder Spiele in einem normalen Rahmen werden.

LAOLA1: Aber ohne die angekündigten Milliarden-Investitionen, die zu einem großen Teil von einem Sponsor getragen werden, hätte auch Pyeongchang die Spiele erst gar nicht bekommen?

Kasper: Natürlich ist auch in Südkorea viel Geld im Spiel. Aber die europäischen Länder haben schon die Sportstätten und Anlagen. Das ist auch Geld wert. Ich weiß nicht, was Salzburg genau kalkuliert hatte, aber für die Schweizer Kandidatur waren zwei Milliarden gerechnet. Das wäre ohne Weiteres machbar gewesen.

LAOLA1: Wie weit sind die Gespräche mit der FIFA wegen der Fußball-WM 2022 in Katar gediehen, die ja im Winter stattfinden soll?

Kasper: Es gibt nicht viel zu sprechen. Ich bin nur nach wie vor verwundert, dass die FIFA drei Jahre gebraucht hat, um herauszufinden, dass es warm ist in Katar. Wir können ihnen nur sagen: Macht diesen Blödsinn nicht! Wenn sich der Fußball so gegen den Wintersport stellt, stellt er sich auch gegen sich selbst. Wenn zwei Monate am Stück nur Sport im Fernsehen ist, so ist das zu viel und für beide Seiten nicht gut.

LAOLA1: Sollte die FIFA auf den Winter beharren, welche Szenarien gibt es aus FIS-Sicht?

Kasper: Wenn sie in den November hineingehen, können wir damit leben. Eine Fußball-WM im Dezember wäre schlecht, sehr schlecht, aber immer noch machbar. Im Jänner wäre es katastrophal und aus meiner Sicht nicht richtig, dass nach der Kitzbühel-Abfahrt ein Fußballspiel läuft. Und dass man die WM im Februar während der Olympischen Spiele austrägt, ist für mich sowieso unvorstellbar. Aber so blöd sind, glaube ich, beide Seiten nicht.

LAOLA1: Der Internationale Ski-Verband entdeckt mit Verspätung die Möglichkeiten im World Wide Web. Neue Homepage, YouTube-Channel, Social-Media – was sagen Sie dazu?

Kasper: Das ist doch ganz normal. Aber wir müssen diese Dinge Schritt für Schritt machen. Auch weil sich die FIS leider noch nicht so verändert hat. Aber wir bauen mehr und mehr junge Leute mit guten Ideen ein. Denn unser Hauptpublikum ist die junge Generation.

LAOLA1: Da sprechen Analysen der TV-Reichweiten aber eine ganz andere Sprache?

Kasper: Das wissen wir auch, dass wir bei den TV-Zuschauern ein gewisses Mittelalter haben. Übrigens auch bei jungen Sportarten wie Snowboard. Aber über diese Probleme sprechen wir bereits seit 30 Jahren. Die Jungen haben keine Zeit, wollen zappen und rumspielen. Aber sie werden auch älter und dann kommen sie auch.

LAOLA1: Beim Skifahren könnte man an den Formaten arbeiten. Gibt es Überlegungen von ihrer Seite Überlegungen in diese Richtung?

Kasper: Ich versuche seit 15 Jahren die zwei Läufe näher zueinander zu bringen, denn die Pause ist zu lang. Aus meiner Sicht reichen hier zehn, 15 Minuten Pause. Aber die Trainer sagen, dass die Athleten mehr Zeit brauchen um den Kurs zu studieren. Nur im Europacup machen wir das problemlos. Also sind die Weltcup-Fahrer sicher auch dazu in der Lage. Aber da kämpfe ich gegen Windmühlen.

LAOLA1: Dass es mittlerweile kaum noch Fernsehanstalten gibt, die den ersten Lauf übertragen, scheint aber nicht weiter ein Problem zu sein. Immerhin hat die FIS im Frühjahr einen millionenschweren TV-Deal abgeschlossen.

Kasper: Ja, wir beschreiten nach 50 Jahren mit der Eurovision neue Wege. Die große Änderung betrifft die Ski-Weltmeisterschaften 2019 und 2021, die wir mit Infront machen. Das war für die Eurovision nicht leicht, aber die Offerten lagen so viele Millionen auseinander, dass wir gar keine andere Wahl hatten.

LAOLA1: Herr Präsident, wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl