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Bernadette Schild: Warum der Marlies-Vergleich hinkt

Bernadette Schild: Warum der Marlies-Vergleich hinkt

Für viele männliche Ski-Fans ist sie die "süßeste Versuchung" im Ski-Weltcup.

Und das nicht nur, weil Bernadette Schild auf Helm und Haube Werbung für die Confiserie "Berger" macht.

Die seit wenigen Tagen 23-Jährige möchte aber mehr als süß sein, nämlich schnell.

Allerdings nur auf der Rennstrecke, wie am Dienstag beim Nacht-Slalom in Flachau, nicht allerdings beim LAOLA1-Interview.

Da nimmt sich die kleine Schwester der zur Zeit verletzten "Slalom-Queen" Marlies ausführlich Zeit.

Herausgekommen ist ein Gespräch über erbliche Vorbelastung und Ski-Gene, Flutlicht-Spektakel und WM-Kampf und das Erfolgsrezept von Mikaela Shiffrin.
 

LAOLA1: Kaum ein Interview, in dem du nicht auf deine Schwester angesprochen wirst. Nervt das manchmal?

Bernadette Schild: Den Medien gefällt das natürlich, die zwei Schild-Schwestern. Am Anfang war das für mich nicht einfach, aber mittlerweile lasse ich mich nicht mehr vergleichen. Die Marlies ist eine Slalom-Größe, die Weltbeste in dieser Disziplin.

LAOLA1: Was unterscheidet euch neben den Erfolgen noch?

Schild: Sehr viel. Wir sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, es gibt zudem einen riesigen Altersunterschied und ich gehe Dinge ganz anders an. Aber sie hat mich nie an etwas gehindert. Im Gegenteil. Im Training war es super, mich an ihr zu orientieren. Der Vergleich fehlt jetzt leider.

LAOLA1: Hast du dich schon einmal beim Gedanken erwischt, dass du vielleicht nicht die gleichen Ski-Gene wie deine Schwester mitbekommen hast?

Schild (lacht): Ich bin ja kein Marlies-Klon! Man kann uns auch überhaupt nicht vergleichen. Ich bin neun Jahre jünger, habe einen ganz anderen Körperbau. Nur weil wir den gleichen Nachnamen haben, ist es noch keine Garantie, dass wir auch gleich schnell sind. Das wäre zwar schön, geht aber leider nicht.

LAOLA1: Was konntest du dir in der Vergangenheit von deiner Schwester abschauen?

Schild: Sehr viel. Aber ich bin trotzdem immer meinen eigenen Weg gegangen. Ich halte nichts davon, dass man alles nachmacht. Das geht vielleicht eine Zeit lang gut, aber irgendwann ist man an einem Punkt, da erkennt man sich selbst nicht wieder.

LAOLA1: Rivalität unter Geschwistern ist weit verbreitet. Kannst du damit etwas anfangen?

Schild: Bei uns daheim war das nie ein Thema. Es ist auch nicht das Schönste oder Wichtigste für mich, dass ich schneller bin als sie. Bei uns war es früher so, dass Marlies auf mich aufgepasst hat, einfach weil sie soviel älter ist. Sie war mein Kindermädchen, bis sie ins Internat gegangen ist. Ab da hatten wir nicht so viel gemeinsame Zeit.

LAOLA1: Aktuell erholt sie sich von ihrem Innenbandriss und absolviert ihre Therapie. Hast du sonst noch Informationen aus erster Hand für uns?

Schild: Ihrem Knie geht es gut, die Rehabilitation läuft so weit super und nach Plan. Aber wenn du jetzt wissen möchtest, wie es bei ihr weitergeht, kann ich dir auch nichts verraten. Wir haben kein Wort darüber gesprochen und ich weiß auch nicht, ob sie sich selbst im Moment überhaupt Gedanken darüber macht.

LAOLA1: Den Nachtslalom von Flachau wird sich deine Schwester daheim im TV anschauen. Aber sonst wird jede Menge Schild-Family im Zielraum die Daumen drücken, oder?

Schild: Außer Marlies ist die ganze Familie da und sicher auch jede Menge Freunde. Das erhöht den Spaß-Faktor. Von uns daheim ist es ja nur eine gute Stunde mit dem Auto. Ich bereite mich auch schon seit zwei Tagen speziell auf das Rennen vor.

LAOLA1: Wie kann man sich das vorstellen?

Schild: Normalerweise gehen wir vor den Rennen früh schlafen, dafür ist die ganze Geschichte dann auch um 13:30 Uhr vorbei. Hier heißt es: Lange aufbleiben und lange schlafen. Das ist schon anstrengend, einfach weil es der Biorhythmus nicht gewohnt ist, dass man den ganzen Tag darauf wartet, endlich Skifahren gehen zu können.

LAOLA1: Du kannst in Flachau nach deinem 7. Platz in Zagreb das WM-Ticket fixieren. Erhöht das den Druck?

Schild: Der Hang hier ist mir in der Vergangenheit nicht unbedingt gelegen. Deshalb wäre eine Platzierung zwischen 10 und 20 schön. Die Weltmeisterschaft ist für mich eigentlich erst seit dem letzten Rennen Thema, weil sie jetzt in Griffweite ist. Aber ich möchte einfach so weitermachen wie bisher und mir keinen Druck auferlegen, dass ich in Schladming dabei sein muss.

LAOLA1: Aber es muss doch das Ziel einer jeden Rennläuferin sein, eine Weltmeisterschaft vor heimischem Publikum zu fahren?

Schild: Ich bin mit Zielen ganz schlecht. Weil wenn man seine Ziele nicht erreicht, ist man enttäuscht – und das bringt ja dann eigentlich auch nichts. Ich bin mit meiner Entwicklung zufrieden, habe mich von Rennen zu Rennen gesteigert. Der Rest passiert dann einfach.

LAOLA1: Fährt es sich mit dem guten Ergebnis von Zagreb heute lockerer oder befreiter?

Schild: Zu Saisonbeginn habe ich mit Startnummer 30 begonnen. Da ist man an der Kippe, dass man rausfällt. Die Gefahr besteht nicht mehr, jetzt kann ich riskieren, weil ein Ausfall nicht mehr so tragisch wäre.

LAOLA1: Das heißt also, du hast noch gar nicht dein volles Potenzial abgerufen?

Schild: Ich bin in den letzten Rennen sicher nie letztes Risiko gefahren. Das waren extrem stabile Läufe, ohne dass ich in Gefahr komme, einen schweren Fehler zu machen. In Zagreb war ich im zweiten Durchgang vielleicht bei 90 Prozent. Ich habe also sicher noch Luft nach oben.

LAOLA1: Mit Mikaela Shiffrin gibt eine erst 17-Jährige im Slalom den Takt vor. Was kannst du dir von ihr abschauen?

Schild: Sie fährt locker, leicht und ohne Fehler. Es ist schön anzuschauen, wie stabil sie am Ski steht. Ihre Lockerheit ist beneidenswert. Aber nur locker macht natürlich nicht schnell, sie ist natürlich auch eine super Skifahrerin und sehr gut trainiert.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl