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Weltcup-Dreikampf - Analyse und Hochrechnung

Weltcup-Dreikampf - Analyse und Hochrechnung

Der Ski-Weltcup steuert auf ein packendes Finale zu. Verantwortlich dafür sind zwei Jungstars, deren Angriff auf Kristall unterschiedlicher nicht sein könnte.

Zum einen ist da Marcel Hirscher, ohne Diskussion der stärkste Techniker in dieser Saison. Zum anderen Beat Feuz, der sein Punktekonto im Speedbereich auffettet.

Vorerst in die Zuschauerrolle gedrängt ist Titelverteidiger Ivica Kostelic, der den Gewinn der Kombi-Kristallkugel mit einer Meniskusverletzung bezahlte und ein Comeback in Kranjska Gora anstrebt.

Kein Favorit

Einen großen Favoriten im Kampf um die Kristallkugel gibt es 12 Rennen vor Schluss nicht. Den gab es auch die gesamte Saison über nicht, wie die "Fieberkurve" der drei Anwärter zeigt:


Hirschers Punktekonto stieg stufenweise an, hier zeigt sich die Konzentration auf die Technikbewerbe. So hatte Hirscher zwischen Schladming und Bansko drei Wochen frei und musste drei Nuller-Wochenenden hinnehmen.

Kostelic wandelte wieder auf den Spuren, die ihm 2010/11 am Ende den Gesamtweltcup einbrachten. Groß abgeräumt hat der Kroate vor allem im Jänner. Allerdings nicht annährend so groß, wie ihm das vor einem Jahr gelang, als er  im Jänner nicht weniger als 999 Punkte sammelte. In diesem Jahr brachte es der 32-Jährige auf 576 Zähler.

Feuz hatte zwischen seinen Siegen in Gröden und Wengen eine Durststrecke und holte lediglich 5 Punkte. Allerdings bestritt er in diesen knapp vier Wochen auch nur drei Rennen.

Vergleich der Weltcup-Schauplätze:

Bei Marcel Hirscher stehen viele Nuller in der Weltcup-Ergebnisliste. Viele davon nahm der Salzburger aber bewusst in Kauf, handelte es sich doch um Speed-Wochenenden.

"Ungeplante" Nuller verzeichnete der 22-Jährige in Flachau, Wengen und Kitzbühel, wo er jeweils in Slaloms ausschied. Vor allem die Einfädler in Wengen (klare Bestzeit) und Kitzbühel (Disqualifikation als Zweiter) schmerzen, kosteten sie doch 180 Punkte.

Kostelic ist der Punktehamser der Top 3. Bitter für den Kroaten ist die Tatsache, dass er in den schnellen Disziplinen einen Schritt rückwärts machte. Das Mammutprogramm zahlte sich nicht wirklich aus, so konnte Kostelic nur zwei Abfahrten punkten.

Feuz hatte seine stärksten Wochenenden in Wengen und Sotschi. Bei beiden stand er zwei Mal auf dem Podest und holte 180 Weltcuppunkte.

Punkteschnitt:

Hirscher Kostelic Feuz
Sölden 40 45 0
L.Louise 0 0 91
B.Creek 240 125 169
Gröden 0 0 100
A.Badia 145 59 0
Flachau 0 100 0
Bormio 0 0 0
Zagreb 100 60 0
Adelboden 200 106 5
Wengen 0 200 180
Kitzbühel 0 160 120
Schladming 100 50 0
Garmisch 0 0 8
Chamonix 0 36 120
Sotschi 0 102 180
Bansko 200 0 0
Moskau 30 0 30


Beim Punkteschnitt hat Hirscher klar die Nase vorne. Wen wundert es, stand der Salzburger doch in 16 Rennen 10 Mal auf dem Siegerpodest.

Die Ausbeute von knapp 66 Punkte pro Start ist mehr als eindrucksvoll. Feuz kommt auf 44 Punkte pro Rennen, Kostelic auf 39.

Saisonsiege

Dabei durfte Kostelic sogar über sechs Saisonsiege jubeln.

Beim Punkteschnitt schlägt sich aber das erfolglose Vielfahrer-Programm von Kostelic nieder. Die Abfahrten und Super Gs drücken den Schnitt des Kroaten.

Hirscher ist mit bisher acht Siegen der erfolgreichste Fahrer dieser Saison. Feuz brachte es hingegen "nur" auf 3 Erfolge.

Punkte-Verteilung nach Disziplinen

Hirscher holte seine Punkte über die Technikbewerbe. Im Slalom lieferte er sich mit Kostelic ein Duell um die Weltcup-Führung, im Riesentorlauf ist er aus dem Top-Trio klar der Beste.

Bei Kostelic ist auffällig, dass er nur wegen seiner Slalomstärke überhaupt noch Chancen auf die große Kugel hat. Denn neben dem Slalom holte der Kroate vor allem über die Kombi Punkte - und die gewann er dank Top-Leistungen im Slalom.

Feuz ist aus den Top 3 am breitesten aufgestellt, hat in drei Disziplinen mehr als 100 Punkte auf dem Konto.

Das Restprogramm

Im Weltcup-Finish ist Beat Feuz der Vielarbeiter. Der Schweizer wird wohl nur die beiden Slaloms auslassen, wobei er zum Abschluss in Schladming sicher am Start ist, sollte er rechnerisch noch Chancen haben.

Bei Hirscher ist hingegen die Anzahl der Rennstarts offen. Fix sind Starts bei den drei Riesentorläufen, den beiden Slaloms und im ersten Super G von Crans Montana.

Der Salzburger entschloss sich nach der Hangbefahrung in der Schweiz zum ersten Speed-Start seit 2009. Ob er auch am Samstag dabei sind wird, lässt er offen. Fix sind somit sechs Starts, möglich bis zu acht. Die Reise nach Kvitfjell wird sich Hirscher ebenso sparen, wie einen Abfahrts-Start in Schladming.

Für Ivica Kostelic bleiben - wenn das Comeback in Kranjska Gora klappen wird - maximal 6 Rennen - wobei darunter auch zwei Speedbewerbe sind. Für den Kroaten ist die große Kristallkugel in weite Ferne gerückt.

Weltcup-Hochrechnung

Grundlage für die LAOLA1-Hochrechnung bildet der Punkteschnitt der bisher absolvierten Rennen.

Hirscher Kostelic Feuz
Crans Montana Super G XXX XXX
Crans Montana Super G ??? XXX
Crans Montana RTL XXX XXX
Kvitfjell Super G XXX
Kvitfjell Abfahrt XXX
Kvitfjell Super G XXX
Kranjska Gora RTL XXX ??? XXX
Kranjska Gora Slalom XXX ???
Schladming Abfahrt ??? XXX
Schladming Super G ??? ??? XXX
Schladming RTL XXX ??? XXX
Schladming Slalom XXX ??? ???

Sofort ins Auge sticht der absolute Topwert von Marcel Hirscher im Riesentorlauf. 77,5 Punkte pro absolviertem Rennen sprechen eine eindrucksvolle Sprache. Nur zwei Mal verpasste Hirscher im RTL das Podest.

Seine Serie seit Alta Badia ist ebenso beachtlich. Es gilt: Siegen oder fliegen. Kam Hirscher regulär ins Ziel, stand er am Ende auch ganz oben. Von elf absolvierten Rennen gewann er 7.

Feuz überrascht in den Speedbewerben trotz seiner Jugend mit Konstanz, kommt sowohl in Abfahrt, als auch im Super G auf einen Schnitt von über 50 Punkten.

Kostelic hat hingegen nur den Slalom als starke Disziplin. Da er maximal 6 Rennen absolvieren wird, scheint er im Weltcup-Rennen ohne Chance.

Abfahrt Super G Riesentorlauf Slalom
Hirscher 0 0 77,5 62,2
Kostelic 4,56 0 16,33 66,11
Feuz 52 57 5,67 0

Die Hochrechnung verspricht jedenfalls Spannung bis zum letzten Tor.

Marcel Hirscher würde sich demnach um gerade einmal 4 Punkte durchsetzen und erstmals seit 2006 die große Kristallkugel wieder nach Österreich holen.

Aber wie wir alle wissen: Papier ist geduldig, die Wahrheit liegt auf der Piste und abgerechnet wird zum Schluss.

Philipp Bachtik

Abfahrt Super G RTL SL Gesamt Endstand
Hirscher 0 0 233 125 358 1413
Feuz 104 285 17 0 406 1409
Kostelic 5 0 33 133 171 1214