news

"Die medizinischen Tests sind nicht aufschlussreich"

Im US-Damenskiteam herrscht nach der Entlassung von Lindsey Vonn aus dem Krankenhaus Erleichterung, das Rätselraten geht aber weiter.

Die Olympiasiegerin war wegen starker Darmschmerzen in eine Klinik ihrer Wahlheimat Vail in Colorado eingeliefert worden und hatte diese erst Mittwoch (Ortszeit) wieder verlassen.

Ihren Auftritt bei der großen Präsentation des US-Skiteams am Donnerstag in Vail sagte Vonn aber dennoch ab. Ob und wann die 28-jährige Ausnahme-Skifahrerin wieder auf Ski steigen kann, ist derzeit ungewiss.

Medikamente sprechen an

Auch in der Chefetage des US-Skiteams gab man sich ratlos. „Es war eine schwierige Zeit. Als wir sie im Krankenhaus besuchten, hat sie gar nicht gut ausgesehen“, berichtete der österreichische Alpinchef des US-Teams, Patrick Riml, Mittwochabend (Ortszeit) gegenüber der APA im US-Trainingscenter Copper Mountain.

Erst nachdem die Ärzte die Dosis eines bestimmten Antibiotikums erhöhten, trat Besserung ein. Zumindest auf die Medikamente sprach Vonn also letztlich gut an, die Ursachen für ihren Zustand sind freilich weiterhin mysteriös.

„Wir können noch gar nichts sagen, die medizinischen Tests waren nicht sehr aufschlussreich“, ergänzte Vonns ebenfalls aus Österreich kommender US-Damenchef Alexander Hödlmoser.

Burnout oder Depressionen?

Selbst Burnout oder Depressionen waren als mögliche Gründe für Vonns Gesundheitsprobleme vermutet worden. Ihr näheres Umfeld bestritt dies aber sofort.

Red-Bull-Betreuer Robert Trenkwalder flog extra in die Staaten, um dem Aushängeschild des österreichischen Hauptsponsors zur Seite zu stehen.

Die US-Querdenkerin hat allerdings in der Tat ein bewegtes und anstrengendes Jahr hinter sich. Vor fast exakt zwölf Monaten hatte sie die Scheidung von ihrem Ehemann Thomas Vonn bekanntgegeben.

Danach legte sie eine so einzigartige Saison hin, dass sie ihre vierte Weltcup-Gesamtkugel beinahe mit einem absoluten Punkterekord geholt hätte.

Saisonstart missglückt

Der Start in die laufende Saison war Vonn aber gründlich missglückt. Zunächst machte sie wochenlang mit ihrem Versuch, beim Herren-Super-G in Lake Louise starten zu wollen, Schlagzeilen. Das „Nein“ des Ski-Weltverbandes quittierte sie kürzlich mit Klagsüberlegungen.

In Sölden schied sie als Titelverteidigerin aus, den Slalom in Levi ließ sie aus, obwohl der flache Hang groß gewachsenen Läuferinnen entgegenkommt wie sonst kaum einer. Den Beweis dafür lieferte mit ihrem Sieg Vonns deutsche Freundin Maria Riesch.

Vonn selbst wollte sich vielmehr in den USA auf die kommenden Aufgaben vorbereiten, musste aber wegen ihrer alsbald auftretenden Gesundheitsprobleme sogar PR-Auftritte absagen.

Nun liegt wie Bode Miller bei den US-Skiherren auch bei den amerikanischen Damen das Zugpferd in den ersten Saisonrennen auf Eis.

„Es ist immer schwer, wenn man eine Topathletin vorgeben muss“, bedauerte Riml das Fehlen von Vonn. "Aber egal wer uns fehlt, es ist immer eine Katastrophe.“

Weltcup noch nicht abgeschrieben

Hödlmoser glaubt dennoch nicht, dass damit der Weltcup für Vonn schon abzuschreiben ist. „Sie hat super trainiert und dabei alles in Grund und Boden gefahren. Man muss erst abwarten, wie viel Substanz sie diese Erkrankung gekostet hat“, hofft der Österreicher, dass Vonn schon bald wieder zu Rennen antreten kann.

Denn die einzigen US-Heimrennen in Aspen stehen an. Ob sie es bis dahin schafft, wusste knapp eine Woche davor niemand.

„Ich hoffe, es renkt sich bald wieder ein. Aber derzeit wissen wir nichts, außer dass es ihr schlecht ging“, konnte der Salzburger nur rätseln.

„Deshalb hoffen wir alle in erster Linie, dass es ihr bald wieder besser geht.“