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"La Bomba": Eine Audienz beim letzten Ski-Popstar

Alberto Tomba kommt nicht einfach zu einem Weltcup-Rennen, er erscheint.

Augenblicke bevor der große Meister die Bühne, also den Zielbereich der Planai, betritt, checkt ein öliger Begleiter mit viel zu großer Sonnenbrille die Lage.

Und dann ist er da, „La Bomba“ himself, in Begleitung einer fünfköpfigen Entourage.

Breites Gesicht, kurzer Hals

Das Polo spannt um den Bauch des 45-Jährigen, den er liebevoll Sixpack nennt, die Designer-Jeans sitzt eine Spur zu eng, das Leder am Fuß scheint eher für die Auslage denn für einen Ausflug in den Schnee gemacht.

„La dolce vita“ hat in den letzten Jahren das Gesicht noch breiter, den Hals noch kürzer werden lassen.

Dafür glänzt die Lockenpracht als hätte sie eine Olivenöl-Kur erfahren.

Hinter Stenmark und Maier

Wie zu seinen besten Zeiten, auch wenn die schon etwas her sind.

Auf den Tag genau vor 14 Jahren, es war der 15. März 1998, hat Tomba in Crans-Montana sein letztes Rennen, einen Slalom, bestritten – und gewonnen.

Es war der 50. Weltcup-Sieg für den Italiener, nur der große Ingemar Stenmark hatte zu diesem Zeitpunkt mehr Siege auf dem Konto.

Danach zog nur noch ein gewisser Hermann Maier am ehemaligen Carabineri vorbei.

Wie Tomba im Winter 1995

Marcel Hirscher hält bei elf Erfolgen und ist als 34. in der ewigen Siegerliste in naher Zukunft keine Gefahr für Tomba, der sich im Gespräch mit LAOLA1 aber als großer Fan des Salzburgers outet.

„Marcel ist derzeit der Beste in Riesentorlauf und Slalom. Er kann mit nur zwei Disziplinen den Gesamt-Weltcup gewinnen, wie ich damals 1995.“

Der neue Shooting-Star als Tomba der Neuzeit? Nein, lacht Alberto, dafür sei Hirscher zu klein. „Er ist maximal ein halber Tomba!“

Höhepunkt der Hirscher-Mania

Aber doch gibt es einige Parallelen zwischen dem vorvorletzten Popstar und dem aktuellen.

Hieß es zu Tombas Zeiten, dass er alleine den Skisport am Leben erhält, so sorgt heute Hirscher für Top-Einschaltquoten und – zumindest in Österreich – für erhöhtes Zuschaueraufkommen.

„Wir hätten drei Mal so viele Tickets verkaufen können“, reibt man sich in Schladming die Hände.

Zum Glück startet am kommenden Montag, wahrscheinlich am vorläufigen Höhepunkt der Hirscher-Mania, der Vorverkauf für die Weltmeisterschaften im nächsten Jahr.

Weil der Salzburger wie kein Zweiter durch den Stangenwald heizt, aber auch weil seine Popularitätswerte bereits „Herminator“-Dimensionen erreicht haben.

Pokale auf Fotografen geworfen

„Hirscher ist ein super Typ, er kommt gut an und sagt auch mal seine Meinung. Es ist wichtig für den Skisport, dass du solche Leute hast“, so Tomba, der Weise.

„Im Skifahren geht es nicht nur um den sportlichen Erfolg, du musst auch neben der Piste etwas daraus machen.“

Und ganz ehrlich, wen interessiert wirklich, was der pausbäckige Beat Feuz in seiner Freizeit so treibt?

Bei Tomba war das anders. Er hat Pokale nach Fotografen geworfen, um persönliche Rechnungen zu begleichen.

Oder wilde Parties mit der Mailänder Schickeria gefeiert. Das verschaffte ihm Publicity und Ruhm weit über die Grenzen Italiens hinaus.

Drei Frauen, vier Frauen, fünf Frauen

Und dann waren da natürlich die vielen, vielen Frauen-Geschichten.

Teils erfunden, teils wahr, wie seine Liaison mit der Miss Italia, aber immer für eine Schlagzeile gut.

„Ich kam um fünf Uhr nach Hause und hatte drei Frauen“, ließ der gegelte Macho die Journalisten einmal vor Olympia wissen.

Während der Spiele wolle er es aber ruhiger angehen. „Ich werde um drei Uhr nach Hause kommen und fünf Frauen gehabt haben.“

"Die Mädels fliegen auf ihn"

Marcel Hirscher kann und will mit Geschichten dieser Art nicht aufwarten, er ist fix an Freundin Laura vergeben.

Im Sommer hat man die erste gemeinsame Wohnung bezogen, in Interviews wird auch schon einmal die Arbeitsteilung in den eigenen vier Wänden besprochen.

Tomba hat in Schladming trotzdem Potenzial für amouröse Abenteuer, auch heute noch sein Spezialgebiet, ausgemacht. „Die Mädels scheinen auf ihn zu fliegen!“

Wiedersehen bei der Ski-WM

Im nächsten Jahr möchte Alberto wiederkommen nach Schladming, wo er 1998 vor 40.000 Fans der erste „Nightrace“-Sieger war.

Um zu sehen, wie sich der Ort - "früher war hier alles so klein" - bis zur Weltmeisterschaft weiter verändert.

Vor allem aber möchte er seinem legitimen Nachfolger auf die Beine schauen.

Stephan Schwabl