"War mir im ersten Moment gar nicht klar"

Erstmals seit 2009 standen mit Marlies und Bernadette Schild zwei Schwestern in einem Weltcuprennen auf dem Podest.

Die neun Jahre jüngere Bernadette jubelte trotz vergebener Halbzeitführung über ihren zweiten Podestplatz ebenso wie über Marlies' historischen Sieg.

"Mir war im ersten Moment gar nicht klar, dass es jetzt endlich funktioniert hat bei ihr, weil ich mich so übers eigene Podium und uns beide auf dem Stockerl gefreut habe", gestand Bernadette.

Marlies Schild wiederum war vor diesem großen Tag durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen.

Sturz am Weg zum Start

Nachdem sie in Levi ausgefallen war und den Riesentorlauf vor allem wegen ihrer Rückenbeschwerden derzeit komplett außen vor lässt, war sie mit nur sehr wenig Rennpraxis nach Frankreich gekommen.

Dort aber hatte sich schon am Vortag ein sehr gutes Gefühl eingestellt, nachdem sich die Verhältnisse auf dem Hang als geradezu ideal herausgestellt hatten.

"Ich habe gewusst, es wird ein schwieriges Rennen. Aber ich habe mich schon beim Hangfahren sehr wohlgefühlt", beschrieb sie ihr positives Gefühl am Tag vor dem Rennen.

Der Dämpfer kam postwendend und zwar am Renntag in Form eines Sturzes auf dem Weg zum Start. "Deshalb hatte ich im ersten Lauf kein so gutes Gefühl", erklärte sie Platz drei zur Halbzeit.

"Ich war aber dann in Griffweite zur Bernie und habe gewusst, wenn ich vor ihr sein will, muss ich alles geben."

Im Training eng beisammen

Sie tat es und am Ende standen beide Schwestern vor den Augen der restlichen Familie auf dem Podest. "Das ist superschön. Das werden noch ganz harte Kämpfe künftig mit ihr", kündigte die ältere Schild lachend an.

Bernadette gestand: "So etwas hätte ich um die Zeit vor einem Jahr nicht gedacht, dass das jemals passieren kann."

Dass sie eine der großen Konkurrentinnen der Weltmeisterin von 2011 sein kann, wollte aber auch die "kleine Schild" nicht von der Hand weisen.

"Im Training sind wir ja relativ eng beisammen. Also entweder sind wir beide dabei oder eben keine."

Marlies knackt mehrere Rekorde

Zumindest an diesem Tag in Frankreich hat Bernadette ihrer Schwester die Suppe nicht versalzen. "Ich bin überhaupt nicht auf Zug gekommen", schilderte sie ihren zweiten Lauf.

"Eigentlich wollte ich da nur noch, dass es endlich vorbei ist." Am Ende war die Freude über die Schwester das Wichtigste. "Ich weiß ja, wie lange sie daran geknabbert und wie sehr sie dafür gekämpft hat."

Marlies Schild stellte sieben Tage vor Weihnachten 2013 gleich mehrere bemerkenswerte Marken auf. Sie hat nun die jüngsten vier Weltcupslaloms in Frankreich (Vald d'Isere 2006, Courchevel 2010, 2011, 2013) gewonnen.

In Courchevel hatte sie sich davor jeweils vor der Finnin Tanja Poutiainen durchgesetzt, die sie nun als älteste Slalomsiegerin ablöste.

Nur Moser-Pröll fehlt noch

Insgesamt ist Schild nun die drittälteste Weltcup-Siegerin nach Michaela Dorfmeister und Anita Wachter.

Mit 34 Slalomsiegen gehört Schild zusammen mit Vreni Schneider Platz eins in der Slalom-Bestenliste, noch vor dem Jahreswechsel kann sie sich beim Heimauftritt in Lienz zur alleinigen Leaderin machen.

Ihr gehört nun aber auch Platz zwei in der Wertung mit den meisten Siegen in einer Disziplin.

Nur Annemarie Moser-Pröll (36 Siege in der Abfahrt) liegt noch vor Schild (und Schneider). Selbst Szene-Superstar Lindsey Vonn gratulierte da am Mittwoch via Facebook.

Häusliche Ordnung wieder geklärt

Und mit 36 Siegen liegt Schild nun auch gleichauf mit ihrem Lebensgefährten Benjamin Raich, seines Zeichens ebenfalls an Siegen erfolgreichster aktiver Skirennläufer Österreichs.

Schild hat 34 Slalomsiege sowie jeweils einen im Riesentorlauf und einer Super-Kombination, Raich jeweils 14 im Riesentorlauf und Slalom, 7 in der Kombination und einen im Super-G.

Damit sei auch die häusliche Ordnung wieder geklärt, scherzte Schild übermütig. Abwaschen ist in Arzl im Pitztal ab sofort wieder beider Angelegenheit.