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Maria Höfl-Riesch: Die gar nicht zarte Versuchung

Maria Höfl-Riesch: Die gar nicht zarte Versuchung

„Wenn es euch nicht interessiert, dann geht doch raus!“

Eigentlich wollte Milka seine Ski-Girls in Sölden als „zarteste Versuchung“ im Damen-Weltcup präsentieren.

Aber Maria Höfl-Riesch zeigte auf der Bühne ihre andere, also nicht die Schokoladenseite, als ihr der Geräuschpegel im Auditorium zu hoch war und sie die Zuhörer genervt um Ruhe bat.

Es war dies nicht das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit, dass die Deutsche dünnhäutig reagiert.

Karriere-Ende stand im Raum

Die letzte Saison hat tiefe Spuren hinterlassen. Sogar das Karriere-Ende stand im Raum.

Fast auf den Tag genau vor einem Monat erklärte die 27-Jährige in einem Interview: „Ich war kurz davor hinzuschmeißen, habe überlegt, ob ich mir das weiter antun soll.“

Mit dem Antun meinte sie einerseits die Medienberichte, die sie als „unfair“ empfand, aber auch Kommentare von DSV-Funktionären.

„All das war wahnsinnig kränkend. Es tat weh, was da alles abgelaufen ist.“

Alles Schnee von gestern

Sportlich lief es mit drei Siegen, drei zweiten und drei dritten Plätzen nicht schlecht.

Aufgrund des extremen Gewichtsverlusts von offiziell acht (und kolportierten zwölf) Kilo konnte sie ihrer Dauerrivalin Lindsey Vonn im Kampf um den Gesamt-Weltcup kaum etwas entgegensetzen.

Aber das ist im Hier und Jetzt und also beim Start in die neue Saison vergessen.

„Ich kann das Gerede um mein Gewicht nicht mehr hören. Ich bin fit, konditionell gut drauf und konnte mein Sommer-Training so durchziehen, wie ich mir das vorgestellt habe“, erklärt Höfl-Riesch am Rande einer Pressekonferenz ihres Ausrüsters Head.

Die Latte liegt nicht hoch

Nur die letzten Wochen liefen nicht ganz nach Wunsch. Zu den schlechten Bedingungen am Berg gesellte sich eine hartnäckige Verkühlung, die sogar ein Antreten in Sölden fraglich machte.

Entsprechend niedrig sind die Erwartungen für das erste Rennen im WM-Winter, wie sie gegenüber LAOLA1 verrät.

„Ob die Form stimmt, weiß man sowieso erst nach den Rennen in Amerika.“

Anfangs nicht begeistert

Dass Konkurrentin Vonn in Lake Louise bei den Männern mitfahren möchte, fand die Bayerin zunächst gar nicht lustig.

„Sie will sich damit nur ein Extra-Training für die Damen-Abfahrt organisieren“, ärgerte sich Höfl-Riesch nach Bekanntwerden der Idee vom Geschlechter-Duell.

"War schneller als Simoncelli"

Nach einem Gespräch unter Freundinnen hört sich das heute so an: „Lindsey hat diesen großen Traum, sie will sich dieser Herausforderung stellen. Sollte es dazu kommen, bin ich gespannt, wie sie sich schlagen würde.“

Sie selbst, sagt Maria Höfl-Riesch, habe andere Träume als gegen die schnellsten Männer anzutreten – auch weil das gar nicht so die große Sache sei.

„Wir messen uns ja immer wieder mal untereinander. Ich war im letzten Winter im Riesentorlauf-Training auch schon schneller als Davide Simoncelli“, erzählt die Wahl-Österreicherin, die gemeinsam mit Ehemann Marcus in Kitzbühel lebt, aber die Streif trotzdem „nie im Leben“ im Renntempo hinunter brettern würde.

Verwunderung bei Kollegen

Ein paar Kurven müssen schon sein, auch wenn ihre kürzlich erschienene Biografie den Titel „Geradeaus“ trägt, für die Höfl-Riesch nach eigener Aussage „nur positive Reaktionen“ bekommen hat.

Da dürfte sich die Deutsche aber nicht im Ski-Weltcup umgehört haben.

„Einige Dinge, die sie geschrieben hat, waren mehr als ungeschickt“, ärgert sich ÖSV-Sportdirektor Hans Pum im Gespräch mit LAOLA1 über Formulierungen wie „Porno-Zirkus“.

Die Liechtensteinerin Tina Weirather hat davon – wie viele andere auch – im Zuge der Buchpräsentation zum ersten Mal gehört.

„Ich fand es witzig, weil wir den Ski-Zirkus intern ja angeblich alle so nennen. Aber keiner weiß etwas davon.“

"Sex sells" nicht immer

Eines hat Maria Höfl-Riesch mit ihrer Biografie übrigens bewiesen: „Sex sells“ nicht immer.

Bei den „amazon“-Bestsellern liegt das 256 Seiten starke Werk nur auf dem enttäuschenden 2.721. Rang.

Vielleicht weil es den Fans noch zu wenig Sex war: Auf den Plätzen 1 bis 3 im Ranking liegt E L James mit „Shades of Grey“.

 

Stephan Schwabl/Christoph Nister