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ÖSV-Stars bei den Pinguinen

ÖSV-Stars bei den Pinguinen

"Winter mitten im Sommer" heißt es diesen August einmal mehr für Österreichs alpine Ski-Asse.

Nach mehrwöchigen Konditionsblöcken und den ersten Schnee-Kursen in Hallen sowie auf europäischen Gletschern, geht es nun ab zu den Pinguinen auf die Südhalbkugel. Bei den Trainings in Neuseeland, Chile und Argentinien wird die Basis für die Erfolge im kommenden Winter gelegt.

Prominente Abwesende

Die prominentesten Abwesenden in Übersee sind Benjamin Raich, Hans Grugger und Kathrin Zettel.

Raich steigt nach seinem im Februar erlittenen Kreuzbandriss Mitte August zu Hause erstmals wieder auf Ski.

Zettel ist noch mit dem körperlichen Aufbau beschäftigt, Grugger verarbeitet sein Schädel-Hirn-Trauma.

Logistischer Aufwand

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) verschickt dennoch wieder ein Großaufgebot von rund 100 Personen und fast 20 Tonnen Gepäck quer über den Erdball.

Die Gesamtkosten für das "Sommertraining", bei dem Elisabeth Görgl und Co. mehrtägige Anreisen und Jetlags in Kauf nehmen, betragen rund eine dreiviertel Million Euro.

Komplette Damen-Mannschaft in Neuseeland

Den Anfang machten diese Woche die von Görgl, Marlies Schild, Anna Fenninger und Nicole Hosp angeführten Damen von Cheftrainer Herbert Mandl mit dem über 25-stündigen Flug über Dubai, Bangkok und Sydney nach Christchurch in Neuseeland.

Wanaka auf der Südhalbkugel ist dort ihre Homebase, trainiert wird in den umliegenden Skigebieten Treble Cone, Cardrona und Snow Park. Mit den von Lindsey Vonn und Julia Mancuso angeführten US-Damen ist die Konkurrenz bereits dort.

Mandl hat seinen gesamten Weltcupkader am pazifischen Tor zur Antarktis versammelt, der Schwerpunkt Technik-Training gilt auch für die Abfahrerinnen.

Speed-Herren in Chile

Die Herren-Slalomtruppe rund um Marcel Hirscher und Reinfried Herbst folgt nach einem weiteren Schneekurs am Stilfserjoch den Damen am 19.8. ins "Kiwi"-Land.

Während die Speed-Herren von Trainer Andreas Evers mit Klaus Kröll und dem wieder fitten Mario Scheiber ab 18. August in Portillo (Chile) trainieren.

Kombi-Gruppe in Feuerland

Die nach Argentinien fliegenden Kombi-Herren nehmen (ohne Raich) schon diesen Donnerstag einen wahren Monsterflug über München, Frankfurt, Madrid, Santiago de Chile und Buenos Aires nach Ushuaia in Feuerland in Angriff, um dort am selbst ernannten Ende der Welt trainieren zu können.

Zwischen der "Hauptstadt der Pinguine" - Ushuaia ist die südlichste Stadt der Erde - und der Antarktis liegen Luftlinie nur noch 2.000 Kilometer Wasser.

Läufer zahlen "Selbstbehalt"

Die Wintercamps auf der Südhalbkugel sind der kostspieligste Teil des ÖSV-Sommertrainings, das von Mai bis Oktober geht und Skirennsport längst zu einem Ganzjahressport gemacht hat.

Deshalb greifen selbst in Österreich die Rennläufer mittlerweile in die eigene Tasche und schießen einen "Selbstbehalt" von bis zu 1.000 Euro zu.

"Rennen gewinnt man im Sommer"

Schließlich ist ein Training im "richtigen Winter" und auf gemäßigter Seehöhe fast unbezahlbar.

"Rennen gewinnt man im Sommer. Wir müssen sorgfältig mit dem Budget umgehen und eine Eigenbeteiligung ist in fast allen Ländern mittlerweile gang und gäbe", erklärte Herrenchef Mathias Berthold.

Investition in die Zukunft

Für den Erfolg lässt der ÖSV nichts unversucht, selbst der Nachwuchs fliegt deshalb mit in den Süden.

Acht Europacup-Herren, darunter Berthold-Sohn Frederic, machen die Übersee-Reise mit, um den Aufholbedarf speziell im Slalom zu reduzieren.

Langzeitverletzte greifen in die Tasche

Bei den Damen bestreiten vier langzeitverletzte Läuferinnen wie Evelyn Pernkopf den Neuseeland-Trip sogar komplett auf Eigenkosten.

Nur vom Nachwuchs-Trainingslager in Bariloche (Argentinien) wurde Abstand genommen, dort war die Situation wegen des gewaltigen Vulkanausbruchs zu unsicher.

Feinschliff am Gletscher

Wenn alle Anfang September hoffentlich heil wieder in der Heimat sind, stehen die Skifahrer bereits über vier Monate im Training.

Mit weiteren Gletscherkursen im Herbst holen sie sich dann den Feinschliff für die fünfmonatige Rennsaison, die diesmal am 22./23. Oktober in Sölden beginnt und mit der großen WM-Generalprobe von 14. bis 18. März 2012 in Schladming endet.

Zwei Wünsche

Dass Ski-Rennsport auf Top-Niveau ein kostspieliges Ganzjahresereignis ist, weiß niemand besser als ÖSV-Sportdirektor Hans Pum.

"Das war es aber immer schon", so der langjährige Alpinchef.

Für die Camps in Neuseeland und Südamerika wünscht sich Pum vor allem zwei Dinge: "Dass gut trainiert werden kann und dass alle wieder gesund nach Hause kommen."