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Fenninger vs. ÖSV: In dieser Causa gibt's nur Verlierer

Fenninger vs. ÖSV: In dieser Causa gibt's nur Verlierer

Bei der Alpinen Ski-WM in Vail/Beaver Creek lagen sie sich noch in den Armen, wenige Monate später kam es endgültig zum Bruch.

Anna Fenninger und der Österreichische Skiverband liegen im Clinch. Nachdem es bereits in der Vergangenheit immer wieder Diskrepanzen zwischen dem Verband und Fenningers Manager Klaus Kärcher kam, war nun eine Werbekampagne der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Mercedes schaltete Werbung für einen neuen Boliden, groß im Bild - Anna Fenninger. Alles unter dem Deckmantel der Laureus Sport for Good Stiftung. Die Anmerkung, dass Mercedes-Benz Fenninger in ihrem Engagement für Laureus unterstützt, fällt allerdings unter die Kategorie "Kleingedrucktes".

Für den ÖSV Grund genug, um endgültig auf die Barrikaden zu gehen. Fenningers Manager Klaus Kärcher ist Präsident Peter Schröcksnadel und Co. schon seit langem ein Dorn im Auge, werde Fenninger doch "leider irregeführt" von ihm.

So ging es am Dienstag drunter und drüber, Vorwürfe der einen Seite folgte der Konter der anderen. Was bleibt, sind bislang jede Menge Verlierer, die LAOLA1 näher beleuchtet.

Anna Fenninger

Anna Fenninger ist jung, erfolgreich und schön. Eigenschaften, die sie nicht nur für die Werbewirtschaft mehr als attraktiv machen, sondern die auch in öffentlichen Diskussionen mehr als hilfreich sind.

Vor allem, wenn ein solcher Sport-Superstar in den medialen Kampf gegen einen mittlerweile etwas verkrusteten Verband zieht, an dessen Spitze ein 73-jähriger, bisweilen als etwas stur verschriener Tiroler steht, der in der Vergangenheit das eine oder andere Mal für Diskussionsstoff sorgte. Umso bemerkenswerter ist es,, wenn schön langsam die Stimmung zu Gunsten des ÖSV kippt.

„Ich bin ein bescheidener Mensch, der nicht viel braucht, um glücklich zu sein“, schrieb Fenninger noch am späten Dienstagabend auf ihrer Facebook-Seite, wo sie sich gegen den Vorwurf der Geldgier wehrte. Die medialen Geister, die sie zur Unterstützung rief, richten sich Stück für Stück gegen ihre Schöpferin, die sich mit Fortdauer des Konflikts ihren eigenen Markenwert stark beschädigt.

Hinzu kommen die Auswirkungen auf ihre sportliche Karriere. Es ist kaum anzunehmen, dass diese bundesweit geführte Sommer-Diskussion im kommenden Weltcup-Winter nicht ihre Spuren hinterlassen wird.

ÖSV

Der Österreichische Skiverband ist der vielleicht größte Verlierer in dieser unschönen Geschichte. Bislang von den Granden immer als Paradebeispiel angeführt, wie man ein derartiges Verbandskonstrukt zu führen hat, erleidet der ÖSV durch die aktuelle Affäre einen massiven Imageschaden.

"Irgendwann stellt man sich die Grundsatzfrage: Füge ich mich dem System?", schreibt Fenninger in ihrem Wut-Posting auf "Facebook". Sie sei schon immer ihren eigenen Weg gegangen und "habe auch außerhalb vom 'System' meine Entscheidungen getroffen, sonst wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin. Die Kombination macht's aus."

Eine Kombination Fenninger-ÖSV scheint allerdings für die Zukunft ausgeschlossen, sodass der ÖSV nicht nur mit den Negativ-Schlagzeilen leben muss, sondern allem Anschein nach auch seine Top-Athletin verliert. Eine Olympiasiegerin, zweifache Gesamtweltcup-Triumphatorin und dreifache Weltmeisterin nicht mehr im ÖSV-Stall zu haben, käme selbst für den erfolgsverwähnten Skiverband einer Katastrophe gleich.

 

Der neue CLA 45 AMG Shooting Brake – Raubtier genug, um es mit Anna Fenninger aufzunehmen.Laureus Sport for Good Stiftung

Posted by Mercedes-Benz Österreich on Montag, 15. Juni 2015

Mercedes

Wer sich schon einmal in der Betriebswirtschaft mit Marketing und Werbung auseinander gesetzt hat, weiß, dass an oberster Stelle für ein Unternehmen immer die „Attention“ steht. Aufmerksamkeit hätte Mercedes mit seiner großformatigen Anzeige im „Profil“ am Montag sicherlich genug erregt.

Der bereits um die Jahrhundertwende entstandene Markenname hat im deutschsprachigen Raum jedoch sowieso schon eine Markenbekanntheit von fast 90 Prozent. Mit 34,3 Milliarden US-Dollar ist der Silberpfeil die zehntwertvollste Marke der gesamten Welt bzw. die zweitwertvollste Automarke nach Toyota.

Mit Negativ-Werbung wie jener, die durch den Fenninger-Streit hervorgerufen wird, beschädigt der Automobil-Hersteller nur seinen eigenen Markenwert. Schließlich soll Mercedes – laut eigener Homepage – für „Wertanmutung, Qualität und Stil“ stehen. Attribute, die man im Kindergarten-Streit zwischen Kärcher und dem ÖSV nicht einmal mit der Lupe finden würde.

Peter Schröcksnadel

Es ist keine Neuigkeit, zu sagen, der 73-Jährige ist ein streitbarer Zeitgenosse. Die einen verehren ihn, die anderen kritisieren ihn. Der ÖSV-Präsident hat sich aufgrund seines Engagements viele Freunde, aber auch Feinde geschaffen.

Für den wohl mächtigsten Sportfunktionär des Landes stand dabei stets das Wohl des Skiverbandes im Vordergrund. Schröcksnadel kümmerte sich weitgehend um die Vermarktung seiner Stars. "Ich habe keinen einzigen Euro Provision gekriegt, seit ich Präsident bin", floss das ihm zustehende Geld in den Verband.

Zugleich ist er jedoch auch der Einzige, der - wenn auch nicht namentlich - in Fenningers Wut-Posting konkret erwähnt wird. "Und am Ende des Tages? Das Ergebnis? Ein stolzer Tiroler, der die Hände nicht mehr runter bekommt", schimpfte sie.

Der Kritisierte nimmt es nach außen hin gelassen. "Ich glaube, da muss ich drüberstehen, und da steh ich auch drüber", gibt er sich gegenüber dem "Standard" cool, ergänzt aber vielsagend: "Die Anna ist halt leider irregeführt." Damit, die Schuld ausschließlich bei Fenninger zu suchen, macht es sich Schröcksnadel allerdings zu einfach. Am Ende des Tages muss auch er sich hinterfragen, ob der eskalierte Streit zu verhindern gewesen wäre.

Klaus Kärcher

Seit drei Jahren ist Klaus Kärcher Manager von Anna Fenninger. Der 56-jährige Stuttgarter spricht schon seit längerer Zeit davon, seinen Schützling, den er einmal als „Glücksfall für die Werbung“ bezeichnete, als weltweiten Star international zu vermarkten.

Dafür sei er auch bereit, Konflikte mit dem Verband auszutragen. So weit, so gut. Mittlerweile scheint der ehemalige Fotograf aber den Bogen überspannt zu haben. Wenn ein wertvoller Kunde wie Mercedes eine gerade erst gestartete Anzeigen-Kampagne komplett storniert, fällt das naturgemäß auf den Manager zurück.

Vor allem, wenn dieser zu seiner Verteidigung nur mit recht kreativen Argumentationen in Mail-Aussendungen aufwarten kann. Gute Kontakte zur Wirtschaft und eine hohe Reputation sind in diesem Job unerlässlich. Auf mediale Schlammschlachten haben weder Unternehmen noch Spitzensportler Lust. Diese kommen einem bei dem Namen „Klaus Kärcher“ aber mittlerweile unabdingbar in den Sinn.


Christian Frühwald / Christoph Nister