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"Es ist eine eigenartige Stimmung"

Vor 12 Jahren überraschte eine damals 18-Jährige mit dem Sieg beim Ski-Auftakt in Sölden.

Nicole Hosp hieß die junge Dame, die sich beim Riesentorlauf ihren ersten Weltcup-Sieg holte.

„Die Zeit ist verdammt schnell vergangen, ich weiß gar nicht, wo die ganzen Jahre hin sind“, funkeln die Augen der Tirolerin im Gespräch mit LAOLA1, als sie an ihren Triumph zurückdenkt. „Es war mein erster Sieg, an den erinnert man sich ewig.“

Dieses Jahr ist Hosp, wie schon in den letzten beiden Saisonen, nicht in Sölden mit dabei. „Der Riesentorlauf ist kein Thema mehr, weil sowohl trainings- als auch materialmäßig so viel Aufwand dahinter steckt, dass es für mich keinen Sinn macht“, bleibt sie ihrem Motto, alle Disziplinen außer Riesentorlauf zu fahren, treu.

Freude am Skifahren noch da

Über zwölf Jahre Weltcup sind nicht spurlos an der ehemaligen Gesamtweltcupsiegerin vorüber gegangen. 2009 zog sie sich zunächst einen Seitenbandriss samt Bruch des Schienbeinkopfes und einen Kreuzbandeinriss zu, ehe sie sich im selben Jahr am Rettenbachferner das Kreuzband riss.

Warum sie dennoch keinen Schlussstrich unter ihre erfolgreiche Karriere setzt? „Einfach die Freude am Ski fahren. Es macht mir nach wie vor riesigen Spaß. Das positive Gefühl, das man damit verbindet, ist einzigartig“, so die überzeugende Antwort.

„Am liebsten alles gewinnen“

Die kommende Saison bietet mit der WM in Beaver Creek ein absolutes Highlight.

„Ich möchte einfach wieder Rennen gewinnen und ganz vorne dabei sein“, stapelt Hosp, die bereits seit 2008 auf einen Weltcup-Sieg wartet, zunächst tief, nur um dann doch ihre hochgesteckten Ziele preiszugeben.

„Die WM ist natürlich ein riesengroßes Ziel, Kristallkugeln auch. Wenn ich Rennen gewinnen will und das auch schaffe, stehen die Chancen für eine Kugel auch nicht schlecht. Am liebsten einfach alles“, lacht die Blondine.

Routine hilft im Sommer

Um auch wirklich um die vorderen Plätze mitfahren zu können, bedarf es jedoch einer gewissen konditionellen Unterlage. Diese wird im Sommer gelegt.

Nicole Hosp bei ihrem ersten Weltcup-Sieg vor 12 Jahren

„Das Sommertraining wird in den Jahren von der Motivation her ein bisschen schwieriger. Auf der anderen Seite wird es leichter, weil man nach der langen Zeit so viele Trainings in sich hat und eine viel höhere Grundbasis hat“, erklärt Österreichs Sportlerin des Jahres 2007.

Heuer sei alles glatt gelaufen, sie fühle sich „ausgezeichnet“. „Ich fühle mich besser, weil es mir heuer körperlich besser geht. Natürlich spiegelt sich das beim Ski fahren wider. Es ist immer fein, wenn man mit einem positiven Gefühl starten kann.“

Karriereende in nächsten drei Jahren fix

Wie lange sie sich die harte Vorbereitung noch antut, steht in den Sternen. Beim Thema Karriere-Ende will sie sich zunächst nicht in die Karten blicken lassen: „Das kann man noch nicht sagen, ich fahre jetzt von Saison zu Saison.“

Nur um dann doch eines klar zu stellen: „Olympia 2018 ist sicher kein Thema. Bis dahin fahre ich nicht mehr.“

Damit steht fest, dass die zweifache Weltmeisterin in den nächsten drei Jahren ihre Karriere beendet. „Wenn man richtig rechnet, ja“, bestätigt sie dies durch die Blume.

Schild-Rücktritt „eigenartig“

Bereits dieses Jahr war es bei ihrer langjährigen Teamkollegin soweit. „Mich hat das nicht überrascht. Marlies und ich waren sehr lang dabei, unser Stern ist ja bei der WM in St. Moritz irgendwie gemeinsam aufgegangen. Irgendwann ist der Zeitpunkt da, aufzuhören.“

„Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn jemand, mit dem man so viel Zeit verbracht hat, aufhört. Es ist eine eigenartige Stimmung, weil sie einfach so lange dabei war.“

Ihr Verhältnis war auch trotz des erbitterten Kampfes um die große Kugel 2007, den Hosp schließlich für sich entscheiden konnte, stets professionell. „Ich würde nicht sagen, dass wir Freundinnen waren. Wir waren sehr gute Kolleginnen und haben uns total respektiert. Wir haben uns gegenseitig gepusht und voran gebracht.“

Das Zepter als Teamleaderin will sie aber nicht übernehmen. „Marlies war ein eigener Charakter und ich bin ein eigener Charakter, wir sind zwei grundverschiedene Typen und jede hat ihren Weg gemacht. Ich kann also nicht sagen, dass ich ihre Rolle übernehme. Das will ich auch gar nicht.“

Viel mehr will sie wieder Siege einfahren und Medaillen gewinnen. Wie vor zwölf Jahren am Rettenbachferner - nur nicht ganz so überraschend.

 

Matthias Nemetz