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"Ich habe eine Zeit lang überlegt und war unschlüssig"

Wenn die Slalom-Asse in wenigen Tagen in Levi erstmals durch den Stangenwald rasen, startet Mario Matt in seine 16. Weltcup-Saison.

Im Sommer nahm sich der inzwischen 35-Jährige erstmals etwas länger Zeit, um über seine sportliche Zukunft nachzudenken.

Kein Wunder, hat der Slalom-Spezialist doch so gut wie alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Dreifacher Weltmeister und Olympiasieger darf er sich nennen. Zudem hat er sich auch abseits der Piste mit seinen Zuchtpferden und seiner eigenen Skihütte, dem „Krazy Känguruh“, längst auf die Ski-Pension vorbereitet.

Doch Matt will es noch einmal wissen.

„War zu Beginn unschlüssig“

„Ich habe doch eine Zeit lang überlegt und war zu Beginn unschlüssig. Ich habe schließlich aber entschieden, dass ich weiterfahren möchte“, verrät der Flirscher im Gespräch mit LAOLA1.

Warum genau er sich gegen ein Karriereende entschieden hat, kann er nicht sagen. „Das kann man bei so einer Entscheidung nicht. Man muss in sich hinein horchen und sich fragen, ob man sich noch einmal überwinden kann, die Vorbereitung durchzuziehen und die harte Belastung im Winter durchzustehen.“

„Das Training ist gut verlaufen, ich war gesund und verletzungsfrei. Das war wichtig. Schlussendlich habe ich mich dann entschieden, weiter zu fahren“, richtet er den Blick nach vorne.

Favoritenrolle? Nein, danke!

Auch knapp 15 Jahre nach seinem Debüt im Weltcup am 21. Dezember 1999 zählt er im Torlauf zu den großen Gejagten. In die Favoritenrolle will er sich aber nicht drängen lassen.

„Um solche Sachen mache ich mir keine Gedanken. Das ist völlig egal. Der Slalom ist sehr international, wenn es einem Läufer aufgeht, können viele schnell sein. Es ist schwer, Prognosen abzugeben.“

Laut seinem Trainer Marko Pfeifer steigert er sich im Training von Einheit zu Einheit und liegt von den Zeiten im absoluten Spitzenfeld.

Mario Matt soll im Training bereits Top-Zeiten abliefern

Knapp war es vor allem in der Saison 2006/07: Benjamin Raich schnappte ihm die sicher geglaubte Slalom-Kugel mit einem Sieg beim Saison-Finale in der Lenzerheide noch weg. Mickrige fünf Zähler lag Raich am Ende vor Matt.

Ein „mattscher“ Versprecher?

„Es ist schwierig zu planen. Im Endeffekt muss man sich auf sich konzentrieren und Rennen für Rennen gute Leistungen bringen“, will sich der Slalom-Olympiasieger nicht verrückt machen lassen.

Bei der Frage, ob er das Gefühl habe, im Weltcup noch nicht „fertig“ zu sein, leistet sich der „Adler vom Arlberg“ möglicherweise einen Freud'schen Versprecher: „Das vielleicht nicht, aber es könnte sein, dass ich es in ein paar Jahren bereuen würde. Ein Jahr ist ja nicht die Welt.“

Nur um dann sofort abzuwinken, dass es nicht seine letzte Saison sein muss: „Ein Jahr – ob es mehr wird oder nicht - lasse ich mir offen. Ich will danach ein gesundes Leben führen, das hoffentlich länger ist als jenes im Spitzensport.“

Es ist also gut möglich, dass Mario Matt in wenigen Tagen zum letzten Mal in Levi durch den Stangenwald rast.

 

Matthias Nemetz

„Das spielt für mich keine Rolle. Es geht für jeden um das gleiche. Für alle startet die Uhr oben bei null“, mahnt Matt vor verfrühter Euphorie.

(K)ein Frühstarter

Und das, obwohl der Routinier jahrelang als Spätstarter galt. „Naja, das war letztes Jahr mit Rang zwei in Levi und dem Sieg in Val d’Isere schon anders“, widerspricht er der gängigen Meinung.

In der Tat mühte sich Matt in den Jahren zuvor in den ersten Saisonrennen. Mit seiner körperlichen Verfassung hätte dies aber nie etwas zu tun gehabt.

„Es ist immer die Frage, ob man es schafft, vom Material her die Feinabstimmung schon beim ersten Rennen zu haben. Von der Form her wäre ich immer bereit gewesen“, betont der 15-fache Weltcupsieger.

Ob er sich heuer einen Sieg im hohen Norden zutraut, will er nicht einschätzen. „Das ist schwer zu sagen. Die Chancen sind bei jedem Rennen da. Es ist immer schwer, die Leistung im Rennen auf den Punkt zu bringen.“

Kleine Kugel als großes Ziel?

Noch etwas mehr, als die Leistung in einem Rennen auf den Punkt zu bringen, bedarf es, um die kleine Kristallkugel für die Disziplinenwertung zu gewinnen: Dafür muss man über den ganzen Winter hinweg konstant gute Leistungen abrufen und Resultate abliefern.

Dies gelang Matt zwar über weite Strecken seiner Karriere, eine kleine Kugel darf er dennoch nicht sein Eigen nennen. „Natürlich ist es schade, ich war ein paar Mal sehr knapp dran. Wenn man es umrechnet, haben ein paar Hundertstel entschieden. Man muss in der gesamten Saison konstant gut sein und die anderen müssen auch mitspielen.“