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"Lieber zwei Disziplinen top, als vier Mittelmaß"

Er soll alle Probleme lösen.

Marco Schwarz gilt als größtes heimisches Ski-Talent und soll die viel diskutierte „Nachwuchs-Krise“ in den Technik-Bewerben lösen.

Hohe Erwartungen an einen 19-Jährigen, der noch keine Weltcup-Punkte auf dem Konto hat. Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher lobte den Kärntner bereits vor einigen Monaten bei LAOLA1 in den Himmel: „Er ist der beste 95er Jahrgang der Welt.“

Slalom-Coach Marko Pfeifer kann nur beipflichten. „Ja, ist er. Er hat überall Potenzial.“

Nicht verrückt machen lassen

Wie geht der Youngster mit solchen Aussagen und dem daraus resultierenden Erwartungen um? „Unter Druck setzt mich das nicht. Mich freut es, dass die Trainer so denken“, will er sich nicht verrückt machen lassen.

Zunächst will der ÖSV Schwarz im Slalom an den Weltcup heranführen. Dass er auch im Speed-Bereich Potential hat, bewies er mit dem Super-G-Titel bei der Junioren-WM 2014. Dennoch gilt der Jungspund als zukünftige Hoffnung in allen Disziplinen.

„Man muss eine Disziplin festigen. Für ihn ist der Slalom die Leidenschaft. Da hat er heuer enorme Fortschritte gemacht. Ich hatte ihn letztes Jahr schon zwei, drei Mal bei den Trainings dabei, heuer hat er sich um Klassen gesteigert. So müssen wir weiter vorgehen, in Zukunft sehe ich auch die Kombi als einen seiner Bewerbe“, bestätigt Pfeifer diese Theorie.

„Lieber zwei Disziplinen top, als vier Mittelmaß“

Warum er sich dennoch über den Torlauf in die Elite vorarbeiten soll, ist leicht erklärt. „Wir müssen mit einer guten Strategie vorgehen. Zuerst werden wir viel Slalom trainieren, gleichzeitig aber auch Riesentorlauf. Jede Disziplin ist so zeitaufwändig, dass es schwierig ist, alles zu trainieren.“

Auf keinen Fall wolle man aus ihm einen „Anti-Spezialisten“, der in allen Diszilinen durchschnittliche Leistungen bringt, machen. „Man muss aufpassen, sonst wird er überall Mittelmaß. Mir ist wichtig, dass er eine Disziplin nach oben bringt und dann eine zweite. Besser ein oder zwei top, als drei oder vier Mittelmaß“, will Pfeifer verhindern, dass es Schwarz wie einst Romed Baumann geht.

„Jetzt ist einmal wichtig, im Slalom zu fahren, auch weil da so ein großes Loch in Österreich ist. Riesentorlauf ist sowieso immer dabei, auch bei den Trainings. Speed fahre ich zur Zeit wenig, im Sommer habe ich einen Tag trainiert. Hin und wieder juckt es mich aber schon, die langen Latten anzuschnallen“, vertraut der dreifache Jugend-Olympiasieger der Vorgehensweise der Trainer.

Noch keine Weltcup-Punkte

Bislang ist der Ertrag überschaubar. Zwar zeigt er in Europacup-Rennen immer wieder auf, im Weltcup reichte es aber noch nie für den zweiten Durchgang.

„Die Slalomdichte ist enorm hoch. Unter den Top 30 fährt jeder schnell. Im ersten Durchgang müssen Rennverlauf und Performance passen. Wenn man dann im zweiten Durchgang ist, ist viel möglich“, sieht Pfeifer dies nicht so eng.

Im Torlauf spiele die Startnummer einfach eine große Rolle. Mit Nummern um die 50 oder 60 sei es sehr schwer, auf der schlechten Piste noch gute Zeiten zu fahren.

„Ich habe mich von Startnummer 75 auf 50 gearbeitet, das ist schon einmal viel besser. Eine frühere Nummer wäre natürlich noch besser, aber man muss sich bei den Rennen einfach runterkämpfen“, sucht der Kärntner nicht nach Ausreden.

Im Training, wo die Piste für jeden gleich ist, fahre er mit den Routiniers mit. Manchmal kann er Raich, Herbst, Matt und Co. sogar übertrumpfen. „Das ist schon vorgekommen. Ich war schon mal schneller, aber es wechselt sich immer ab.“

Premiere in Schladming?

Schwarz selber kann es kaum erwarten, das erste Mal im Finale zu stehen. „Ungeduldig bin ich nicht, aber cool wäre es schon.“

Ausgerechnet beim spektakulärsten Rennen des Jahres soll es nun mit den ersten Weltcup-Punkten klappen. Den Nacht-Slalom in Schladming nimmt er mit Nummer 48 in Angriff.

„Ein bisschen angespannt ist man sicher, wenn man vor so einer Kulisse fährt. Ich werde alles geben und versuchen, unter die ersten 30 zu fahren“, freut er sich auf seine Premiere beim Nightrace.

Kaum auszurechnen, wie groß die Anspannung wäre, wenn er vor 50.000 Fans erstmals im Finale starten darf...

 

Aus Schladming berichtet Matthias Nemetz